Landesweiter Ärztestreik in Spanien

Bei einem landesweiten Streik inmitten der Coronavirus-Krise haben in Spanien Hunderttausende Ärztinnen und Ärzte bessere Arbeitsbedingungen und mehr Anerkennung gefordert. Nach Angaben des staatlichen Ärztegewerkschaftsbunds CESM nahmen gestern rund 85 Prozent der insgesamt 267.000 Ärzte an der Arbeitsniederlegung teil. Die meisten legten jedoch nur symbolisch ihre Arbeit nieder und behandelten ihre Patienten weiter.

Demonstration von medizinischem Personal in Spanien
APA/AFP/Pierre-Philippe Marcou

In Madrid protestierten rund 50 Ärzte in weißen Laborkitteln vor dem Parlament. Auf ihren Schildern war ein schwarzer Stiefel zu sehen, der im Begriff ist, eine Gruppe von Angestellten des Gesundheitswesens zu zertrampeln. Es handelte sich um den ersten landesweiten Ärztestreik seit 1995.

„Verpfuschter Erlass“

Der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen gebracht habe, sei ein Regierungserlass gewesen, wonach Ärzte bei Bedarf unabhängig von ihrem Fachgebiet für Krankenhausdienste eingeteilt werden können, sagte der Gastroenterologe Sergio Casabona laut AFP. Der Chirurg Pablo Cereceda, der ebenfalls an den Protesten teilnahm, nannte die Maßnahme einen „verpfuschten Erlass, der die Unfähigkeit (der Behörden, Anm.) offenbart, sich dieser Pandemie zu stellen“.

Nach Ansicht des Gesundheitsministeriums ist der Beschluss notwendig, um im Kampf gegen das Coronavirus nicht die Kontrolle zu verlieren.

Sprunghafter Anstieg bei Totenzahlen

In den vergangenen Wochen sind in dem rund 47 Millionen Einwohnerinnen und Einwohner zählenden Land die Infektionen mit dem Coronavirus genauso wie die Zahl der Toten erneut sprunghaft gestiegen. Binnen 24 Stunden seien aus den Regionen insgesamt 267 Todesfälle in Zusammenhang mit dem Virus Sars-CoV-2 gemeldet worden, teilte das Gesundheitsministerium gestern Abend in Madrid mit. Die höchsten Werte waren in Spanien Ende März und Anfang April mit zum Teil deutlich mehr als 900 Toten innerhalb eines Tages registriert worden.

Spanien war in der vergangenen Woche das erste EU-Land mit mehr als einer Million bestätigter Coronavirus-Fälle. Das Virus forderte in dem Land mehr als 35.000 Menschenleben.