Virologin Puchhammer-Stöckl gegen kürzere Quarantäne

Die Virologin Elisabeth Puchhammer-Stöckl von der MedUni Wien, die auch das Kanzleramt berät, hat gestern in der ZIB2 der Idee einer auf fünf Tage verkürzten Quarantäne eine Absage erteilt. Es sei aus medizinischer Sicht absolut nicht zu empfehlen, die Quarantäne auf weniger als acht Tage, besser zehn, zu senken. Erst ab dem zehnten Tag werden 95 Prozent der Verdachtsfälle nicht mehr infektiös.

ÖVP-Bildungsminister Heinz Faßmann und Tourismusministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP) hatten sich zuvor für ein „Freitesten“ ausgesprochen. Menschen, die zwar engen Kontakt zu CoV-positiven Personen gehabt hätten, selbst aber nach fünf Tagen keine Symptome entwickelt hätten, könnten mit einem negativen Test wieder aus der Quarantäne entlassen werden, so die Idee. Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) hatte dem bereits eine Absage erteilt.

Virologin Puchhammer-Stöckl zur aktuellen CoV-Situation

Elisabeth Puchhammer-Stöckl von der MedUni Wien kommentiert die aktuellen Entwicklungen der Coronavirus-Welle in Österreich.

Die aktuell stark steigende Zahl der Neuinfektionen nannte Puchhammer-Stöckl „besorgniserregend“, vor allem im Hinblick auf die Auslastung der Spitäler. „Man muss bedenken, das ist ja ein Zeitablauf. Die Belegung entspricht der Infektion, die vor zwei bis drei Wochen stattgefunden hat. Das heißt, es ist anzunehmen, dass das deutlich ansteigen wird“, so die Virologin.

„Schwer vorauszusagen“

Angesprochen auf einen möglichen Lockdown, den Experten ja auch für die Nachbarländer Schweiz und Deutschland mittlerweile für notwendig erachten, sagte die Expertin: „In diesen Ländern ist das wahrscheinlich so. Ich glaube, es ist schwer vorauszusagen. Ich hätte im Sommer nie gedacht, dass wir in diese Situation jetzt so schnell kommen. Auch in den anderen Ländern nicht. Derzeit versucht man es ohne Lockdown, auch ohne Schulschließungen.“ Einen „richtigen“ Lockdown mit Schulschließungen könne sie sich „nicht vorstellen – Schulen sollten immer offen bleiben, das ist so ein Konsens“. „Ich glaube, man sollte abwarten, wie sich die Zahlen in den nächsten Tagen verhalten.“

Zu ihrer am Sonntag publik gewordenen E-Mail, die an mehrere Personen der Taskforce des Gesundheitsministeriums gerichtet war und in dem sie davor warnte, dass die Kontrolle über das Infektionsgeschehen verloren gehen könnte, sagte Puchhammer-Stöckl, das sei als „Information“ gedacht gewesen – nicht als „große Warnung“. Es gehe darum, dass man bei den kleinen Clustern in Familien nicht mehr nachvollziehen könne, woher diese kommen, es werde mit der Nachverfolgung der Infektionen immer schwieriger. Wenn dieses Contact-Tracing nicht mehr funktionieren sollte, dann müsse man in weiterer Folge „ganz stark in den Schutz der vulnerable Gruppen gehen“.