Rauchverbotsschild
ORF.at/Carina Kainz
Wie aus einer anderen Zeit

Ein Jahr Rauchverbot in Österreich

Im Schatten der Pandemie geht diese Woche ein Jahrestag über die Bühne, um dessen Zustandekommen jahrzehntelang gerungen wurde: Seit 1. November 2019 gilt in Österreichs Gastronomie ein allgemeines Rauchverbot. Von Medizinern sehr begrüßt, markierte es für viele Bewirtungsbetriebe den Beginn eines rabenschwarzen Jahres.

Im September 1992 präsentierte der damalige Gesundheitsminister Michael Ausserwinkler (SPÖ) mehrere Vorhaben gegen das Rauchen. In der Gastronomie sollten Nichtraucherzonen geschaffen werden. Der Weg dorthin war lang und hürdenreich und führte unter anderem über Ausnahmeregeln und räumliche Abtrennungen von Raucherbereichen.

Ein allgemeines Rauchverbot wurde erstmals 2015 von der damaligen SPÖ-ÖVP-Regierung beschlossen. Die neue Koalition aus ÖVP und FPÖ kippte es jedoch kurz vor dem Inkrafttreten im Mai 2018 wieder. Nach dem „Don’t Smoke“-Volksbegehren machte die „Ibiza-Affäre“ im Frühjahr 2019 den Weg wieder frei. Das Rauchverbot wurde im Parlament im Spiel der freien Kräfte gegen die Stimmen der FPÖ doch beschlossen.

Ärztekammer „nach wie vor froh“

„Wir sind nach wie vor froh, dass endlich ein Rauchverbot zustande gekommen ist“, dadurch seien positive Effekte für die Gesundheit erreicht worden, hielt die Wiener Ärztekammer kurz vor dem Jahrestag fest. Die Kammer hatte gemeinsam mit der Österreichischen Krebshilfe das Volksbegehren organisiert und dabei fast 882.000 Unterschriften gesammelt. Man habe danach auch Nachrichten von Gastronomen bekommen, dass diese nun froh über eine einheitliche Regelung für alle seien, hielt die Ärztekammer fest.

Für Gastronomie und Trafikanten hatte das Rauchverbot aber teils bittere Folgen. Allein im November 2019 brach der Zigarettenabsatz um fast zehn Prozent ein. In den darauffolgenden Monaten betrug das Minus im Schnitt vier Prozent. Zwischen 1. November 2019 und 31. Jänner 2020 wurden in den heimischen Trafiken insgesamt 113 Millionen Stück Zigaretten weniger gekauft, das sind 5,65 Millionen Schachteln. Einen starken Dämpfer erlitt auch der Absatz von Wasserpfeifen.

Ein Aschenbecher steht mit einer rauchenden Zigarette an der Theke
ORF
Am 31. Oktober 2019 durfte das letzte Mal – legal – im Lokal geraucht werden

Hartes Jahr für Gastronomen

In der Gastronomie wirkte sich das Rauchverbot ebenfalls negativ auf das Geschäft aus – insbesondere jenes von kleinen Lokalen, Beiseln und Clubs. Weit weniger stark betroffen waren Restaurants und Speiselokale, sagte Mario Pulker, Gastronomieobmann in der Wirtschaftskammer (WKÖ). In Summe sei es für die Betriebe ein Schaden gewesen, doch seit März hätten die Gastronomen ganz andere Sorgen. Die Coronavirus-Pandemie zwang viele in die Knie.

Von medizinischer Seite gibt es auch nach einem Jahr noch Kritik an der nicht lückenlosen Einhaltung des Rauchverbots und am mangelnden Jugendschutz in Sachen Nikotinkonsum. Vor allem außerhalb von Wien fehlen systematische Kontrollen, sagte Manfred Neuberger, Leiter der Ärzteinitiative gegen Raucherschäden, vor zwei Wochen bei der Jahrestagung der Gesellschaft für Pneumologie (ÖGP). Das Passivrauchen von Gästen und Personal sei aber deutlich reduziert worden.

Lückenhafte Kontrollen

Auch ein Rauchverbot im Auto beim Mitführen Minderjähriger wurde in der jüngeren Vergangenheit beschlossen. Auch hier fehle jedoch die Kontrolle durch die Exekutive, kritisierte Neuberger. Anfang 2019 war zudem das Schutzalter für den Tabakkonsum von 16 auf 18 Jahre angehoben worden. Hier seien für Testkäufe durch eine unabhängige Stelle in etlichen Bundesländern noch nicht einmal die gesetzlichen Voraussetzungen geschaffen worden.

Maximilian Hochmair, Leiter des Arbeitskreises Pneumologische Onkologie der ÖGP, hat Positiveres zu berichten: Seinem Eindruck nach habe der Großteil der Bevölkerung das Rauchverbot „sehr gut angenommen“, und es scheine in weiten Kreisen zu einem Umdenken gekommen zu sein.

Bei Prävention „noch Luft nach oben“

Laut einer kürzlich präsentierten Gesundheitsbefragung der Statistik Austria sank im Vorjahr erstmals seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1972 die Raucherquote bei Frauen um 4,3 Prozentpunkte im Vergleich zum Jahr 2014 auf nun 18 Prozent Raucherinnen. „Das ist eine ausgesprochen gute Nachricht und positive Entwicklung“, sagte Hochmair.

Tatsache sei jedoch: „Um das Risiko zu senken, an Lungenkrebs zu erkranken, ist ein sofortiger Rauchstopp unabdingbar bzw. sind mehr Prävention, Aufklärung und Früherkennung nötig. Das seit einem Jahr bestehende Nichtraucherschutzgesetz ist daher ein wichtiger Schritt. Aber es besteht noch Luft nach oben, das muss schon auch gesagt werden“, so Hochmair. Insgesamt rauchen laut der Statistik-Austria-Befragung noch eineinhalb Millionen Menschen in Österreich täglich.