Tschechien ernennt neuen Gesundheitsminister

Das stark von der Coronavirus-Pandemie betroffene Tschechien hat mitten in der Krise den Gesundheitsminister ausgewechselt. Präsident Milos Zeman überreichte dem Mediziner Jan Blatny heute die Ernennungsurkunde.

Der 50-Jährige folgt auf Roman Prymula, der sich nur einen Monat im Amt halten konnte. Der Epidemiologe war von einem Boulevardblatt abgelichtet worden, wie er in der Nacht ohne Maske ein Restaurant verließ.

Das sorgte in der Öffentlichkeit für großen Unmut, hatte Prymula doch selbst die Schließung aller Gaststätten angeordnet. Zeman warnte den politischen Quereinsteiger Blatny, dass er als Minister Angriffen ausgesetzt sein werde. Die Politik sei eine „ungeheuer grausame Angelegenheit“.

Blatny gilt in der Hauptstadt als unbeschriebenes Blatt. Der Spezialist für Blutkrankheiten bei Kindern war bisher an der Uniklinik in der zweitgrößten Stadt Brno tätig. Im Frühjahr soll er das Coronavirus nach Medienberichten einmal eine „etwas schlimmere Grippe“ genannt haben.

Starker Anstieg bei Neuinfektionen

In Tschechien nahm die Zahl der CoV-Neuinfektionen zuletzt exponentiell zu. Nach den jüngsten Angaben der EU-Gesundheitsagentur ECDC steckten sich binnen 14 Tagen statistisch 1.481 Menschen je 100.000 Einwohner an. Das war der zweithöchste Wert innerhalb der EU nach Belgien.

Seit Beginn der Pandemie starben 2.675 Menschen. Die Regierung in Prag hat Ausgangsbeschränkungen und eine nächtliche Ausgangssperre verhängt. Tschechien hat knapp 10,7 Millionen Einwohner.