Markus Söder
APA/AFP/Peter Kneffel
Steigende Zahlen

Bayern will Katastrophenfall ausrufen

Wegen der stark steigenden Coronavirus-Infektionszahlen erwägt Bayern bald wieder die Ausrufung des Katastrophenfalls. In den nächsten Tagen könne das notwendig werden, um auf die „dramatische Entwicklung“ besser reagieren zu können, sagte Ministerpräsident Markus Söder (CSU) am Donnerstag nach einer Sitzung des Kabinetts in München. Wenn sich die Zahlen weiter wie bisher entwickelten, sei die Ausrufung in der kommenden Woche absehbar.

In Bayern habe sich in den vergangenen neun Tagen die Belegung der Intensivbetten verdoppelt, in einigen Regionen drohten in den kommenden Tagen bereits Kapazitätsengpässe. Durch die Ausrufung des Katastrophenfalls könne das Land die Verteilung der Intensivpatienten besser koordinieren.

„Wir sind in einer sehr, sehr ernsten Situation“, sagte Söder. Es müsse zur Eindämmung der Infektionen eine Reduzierung der Kontakte um 75 Prozent erreicht werden. Andernfalls drohe die Lage außer Kontrolle zu geraten, auch in Bayern.

Mehr als 3.000 Neuinfektionen

Im Freistaat seien am Donnerstag vom Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit 3.057 neue Infektionszahlen gemeldet worden. „Das ist eine neue Rekordzahl“, sagte Söder. Die 7-Tage-Inzidenz, also die Zahl der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner in einer Region in sieben Tagen, liege landesweit bei 107. Damit bewege sich Bayern deutschlandweit zwar noch im Mittelfeld, gleichwohl sei die Zahl „einfach zu hoch“. Viele Kommunen in Bayern lägen bereits über einer Inzidenz von 50, einige sogar über 200.

In Bayern gilt die Kontaktbeschränkung für Treffen von maximal zwei Familien mit höchstens zehn Personen nicht nur in der Öffentlichkeit, sondern auch in Privatwohnungen. Söder wertete das nicht als Verschärfung des Beschlusses von Bund und Ländern vom Mittwoch, sondern als dessen Übernahme. Die Frage einer Kontrolle sei bei Privatwohnungen aber anders zu bewerten als in der Öffentlichkeit, sagte Söder in München.

Kontrollen auch im Privatbereich

Man setze bei der Kontrolle von Verstößen gegen die Kontaktbeschränkung in Privatwohnungen auf Hinweise und Anzeigen von Nachbarn. Es handle sich um ein ähnliches Vorgehen wie bei Ruhestörungen, so Söder nach einer Kabinettssitzung in München. Auch bei Ruhestörungen fordere die Polizei die Betreffenden zunächst auf, sich anders zu verhalten.