Walmart-Supermarkt in Orlando (Florida)
AP/Phelan M. Ebenhack
Vor Präsidentenwahl

US-Handelsriese sperrt Waffen weg

Die Anspannung vor der US-Wahl am Dienstag wächst. Während beide Kandidaten – Donald Trump und Joe Biden – ihre letzte Auftritte absolvieren, um noch unschlüssige Wähler und Wählerinnen zu überzeugen, breiten sich auch Sorgen vor weiteren Unruhen aus. Der US-Handelsriese Walmart kündigte schon an, sein Waffen- und Munitionssortiment aus den Verkaufsregalen zu entfernen.

Das Unternehmen wolle mit der Maßnahme die Sicherheit für seine Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen sowie Kunden und Kundinnen erhöhen, hieß es am Donnerstag. „Wir haben vereinzelte Unruhen erlebt“, sagte eine Sprecherin – wohl mit Blick auf die US-Großstadt Philadelphia, wo es zwei Nächte in Folge zu schweren Ausschreitungen und Plünderungen kam. Ausgelöst wurden die Unruhen durch tödliche Polizeischüsse auf den Afroamerikaner Walter Wallace.

Die Artikel sollen laut Walmart vorübergehend nur noch auf Anfrage an die Kunden und Kundinnen verkauft werden. In rund der Hälfte seiner 4.700 Filialen verkauft der US-Handelsriese Schusswaffen samt Munition – und steht deshalb auch ständig in Kritik.

Proteste und Unruhen

In mehreren US-Städten ist es in diesem Jahr zu Krawallen und Plünderungen gekommen, darunter in Chicago, New York, Los Angeles, Portland und eben Philadelphia. Zwei weiße Polizisten hatten den 27-jährigen Wallace am Montag erschossen. Wallace war mit einem Messer bewaffnet. Er litt nach Angaben seiner Familie unter psychischen Problemen.

Wegen der Ausschreitungen verhängte die Stadtverwaltung von Philadelphia eine nächtliche Ausgangssperre. Sie dauerte von Mittwoch, 21.00 Uhr (Ortszeit) bis Donnerstag, 6.00 Uhr. Das Ausgehverbot wurde am Donnerstag nicht verlängert, schrieb der Bürgermeister von Philadelphia, Jim Kenney, auf Twitter.

Laut dem „Wall Street Journal“ verfolgt Walmart mit der Aktion nun das Ziel, „einen möglichen Diebstahl von Schusswaffen zu verhindern, wenn inmitten sozialer Unruhen in Geschäfte eingebrochen wird“. Walmart hat in der Vergangenheit ähnliche Maßnahmen ergriffen, unter anderem Anfang dieses Jahres, nachdem der Afroamerikaner George Floyd von der Polizei in Minneapolis getötet wurde. Mehrere Geschäfte von Walmart wurden während der Protestwelle beschädigt.

Rekordwerte bei Waffenabsatz

Das Recht auf Waffenbesitz ist in der Verfassung der USA verankert und höchst umstritten. In ihrer jüngsten Statistik aus dem Jahr 2018 verzeichnete die Gesundheitsbehörde CDC 39.740 Schusswaffentote in den USA, darunter mehr als 24.000 Selbsttötungen und fast 14.000 Morde. Zum Vergleich: Verkehrsunfälle forderten knapp 38.000 Menschenleben. Nach einer Studie der Organisation Small Arms Survey aus demselben Jahr gibt es in den USA mehr Waffen im Besitz von Zivilisten als Einwohner: Es kommen 120,5 Schusswaffen auf 100 Amerikaner, das ist weltweit ein absoluter Spitzenwert.

Zwei Gewehre und eine Pistole auf einem Verkaufstresen
APA/AFP/Getty Images/Brian Blanco
In den USA werden Schusswaffen in den Regalen zum Verkauf angeboten

Im Wahlkampf war das Thema Waffen kaum zu hören. Trump wirft den Demokraten regelmäßig vor, das in der Verfassung verankerte Grundrecht abschaffen zu wollen. Die Demokraten sind grundsätzlich für striktere Waffenkontrollen. Jedenfalls erreichte der Waffenabsatz vor der Präsidenten- und Kongresswahl Rekordwerte. Schon für Juli meldete das FBI einen im Jahresvergleich fast 80-prozentigen Anstieg der „NICS Background Checks“ genannten Überprüfungen, die vor Waffenkäufen gemacht werden. Fachleute schließen Gewalt im Umfeld der Wahl nicht aus.

Insbesondere schließen sie nicht aus, dass Trump bei einer knappen Niederlage seine Anhänger aufrufen könnte, für ihn auf die Straße zu gehen. Der amtierende Präsident hat viele fanatische Anhänger und bei rechtsradikalen Gruppierungen und bewaffneten Milizen großen Rückhalt. Beobachter befürchten gewaltsame Zusammenstöße mit linken Gegendemonstranten. Trump könnte Bundespolizisten, Nationalgardisten und sogar Berufssoldaten entsenden, um die Lage zu seinen Gunsten zu beeinflussen.