Kultur-Lockdown „Katastrophe“, aber derzeit „notwendig“

Angesichts des zweiten Lockdowns, der auch Künstler und Kulturinstitutionen hart trifft, hat sich die grüne Kunst- und Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer gestern mit einem Schreiben an Vertreter der österreichischen Kunst- und Kulturszene gewandt.

Sie bedaure zutiefst, dass man erneut auf einen Großteil des Kulturlebens verzichten müsse. „Geschlossene Kulturbetriebe sind eine Katastrophe. Sie sind aber derzeit notwendig, um eine noch größere Katastrophe zu verhindern.“

„Auch mir blutet deshalb das Herz. Es braucht jetzt aber eine gemeinsame Kraftanstrengung der gesamten Bevölkerung, um die Ausbreitung des Virus wieder in den Griff zu bekommen“, so Mayer in ihrem Schreiben, das der APA vorliegt.

KHM-Chefin: „Sind sehr getroffen“

Sabine Haag, Generaldirektorin des Kunsthistorischen Museums Wien (KHM), unterstrich, dass sie „natürlich nicht“ einverstanden sei mit der Entscheidung der Politik, im Zuge des Lockdowns nun auch die Ausstellungshäuser zu schließen. „Wir sind sehr getroffen, dass die Museen schließen müssen“, so Haag im APA-Gespräch.

Schwierige Lage für Kulturbetrieb

Die Sicherheitsvorkehrungen in Kulturbetrieben waren bisher erfolgreich. Für viele in der Branche ist es daher nicht nachvollziehbar, weshalb sie jetzt wieder schließen müssen.

In jedem Falle habe man in den vergangenen Monaten alles getan, um die Museen coronavirussicher zu machen. „Die Museen sind derzeit sicherlich die sichersten Orte, die man besuchen kann“, betonte Haag. „Museen könnten gerade in der jetzigen Zeit Halt, Werte und die Möglichkeit sich auszutauschen bieten.“

„Enttäuscht und traurig“ zeigte sich Albertina-Direktor Klaus Albrecht Schröder, dass die Museen „entgegen dem Entwurf der Verordnung nun doch geschlossen werden müssen“. Man habe verabsäumt, die Voraussetzungen differenziert zu betrachten. Gerade die Museen hätten sich in den vergangenen Monaten vorbildlich verhalten.

Musikverein: Kosten noch nicht abschätzbar

Im Wiener Musikverein zeigte man sich angesichts des angekündigten zweiten Lockdowns wie schon in den anderen Kulturinstitutionen betroffen. „Die Gesellschaft der Musikfreunde bedauert sehr, dass von 2. bis 30. November keine Konzerte im Musikverein stattfinden können“, unterstrich Neo-Intendant Stephan Pauly. Aber man setze die gesetzlichen Regelungen selbstverständlich um. Eine Aussage über die entstehenden Kosten könne man derzeit aber noch nicht treffen.

Das Volkstheater sagte seine für Montag geplante Spielplanpräsentation wegen eines positiven Coronavirus-Falls zwar ab, die neuen Maßnahmen hätten aber sonst kaum Auswirkungen auf die Vorbereitungen im Volkstheater, so Direktor Kay Voges, da der Spielbetrieb erst im Jänner starte.

Anders das Konzerthaus: „Mit einem Strich wird monatelange Arbeit an einem modifizierten und der Situation angepassten Spielplan vom Tisch gefegt“, so Konzerthaus-Chef Matthias Naske. Man verliere im November zwei Mio. Euro Umsatz und eine halbe Million Euro Deckungsbeitrag. Zusätzlich seien Hunderte Musikerinnen und Musiker, Technikerinnen und Techniker und sonstige Beschäftigte im Kulturbetrieb in ihrer Existenz bedroht. Man brauche eine Perspektive für die Wiedereröffnung.