Zweiter Lockdown kostet deutsche Wirtschaft 19 Mrd.

Der ab morgen geltende einmonatige Lockdown in Deutschland infolge der Coronavirus-Krise kommt die deutsche Wirtschaft nach Berechnungen von Expertinnen und Experten teuer zu stehen. Er werde sie rund 19,3 Milliarden Euro kosten, ermittelte das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) für die Zeitung „Welt am Sonntag“. Mit Einbußen von 5,8 Milliarden Euro seien Gastronomie und Hotels am härtesten betroffen. Das wäre ein Verlust von 55 Prozent der üblichen Wirtschaftsleistung in einem Vierteljahr.

Die Bereiche Sport, Kultur und Unterhaltung müssen ein Minus von 2,1 Milliarden Euro verkraften, der Handel von 1,3 Milliarden Euro. Die deutsche Industrie muss dem DIW zufolge mit einem Minus von 5,2 Milliarden Euro rechnen. Ein Großteil der übrigen Summe entfällt auf Unternehmensdienstleister, Logistikunternehmen und auch Kinobetreiber.

Auch auf den Arbeitsmarkt dürfte der Lockdown ausstrahlen. Die Zahl der Beschäftigten wird nach der Prognose des DIW im laufenden vierten Quartal um knapp 100.000 sinken. Die Zahl der Menschen in Kurzarbeit werde bis Ende des Jahres um 400.000 auf 3,2 Millionen steigen.

Erholung 2021 erwartet

Im kommenden Jahr erwartet der DIW eine deutliche Erholung: „Wir gehen davon aus, dass das Bruttoinlandsprodukt 2021 wieder deutlich wird zulegen können – allerdings nur, wenn die zweite Infektionswelle bald gestoppt werden kann“, sagte DIW-Präsident Marcel Fratzscher. Gleichzeitig dürfte sowohl die Zahl der Firmenpleiten als auch die der Arbeitslosen steigen. Letztere wird aktuell noch durch die Kurzarbeit abgemildert.

Bund und Länder in Deutschland hatten sich am Mittwoch, wie in anderen europäischen Ländern auch, auf massive Kontaktbeschränkungen verständigt, um die rasche Ausbreitung des Coronavirus zu stoppen. Ab morgen müssen Gastronomie sowie Freizeit-, Kultur- und Sporteinrichtungen schließen. Der Handel sowie Schulen und Kindertagesstätten sollen geöffnet bleiben.

Frankreich rechnet mit Defizit von 248 Mrd. Euro

Frankreichs Regierung rechnet indes mit einer massiven Neuverschuldung. Das Staatsdefizit werde sich heuer auf 248 Milliarden Euro belaufen, sagte Wirtschaftsstaatssekretär Olivier Dussopt in einem Interview mit der Zeitung „Le Journal du Dimanche“. Die Summe entspreche 11,3 Prozent der Wirtschaftsleistung. Die EU-Regeln sehen eigentlich eine Neuverschuldungsobergrenze von drei Prozent vor.

In Frankreich begann am Freitag ein einmonatiger Lockdown, nachdem die Zahl der Neuinfektionen zuletzt deutlich gestiegen war. Die jüngsten Eindämmungsmaßnahmen dürften die nach Deutschland zweitgrößte Volkswirtschaft der Euro-Währungsunion am Jahresende ausbremsen.

Im Gesamtjahr 2020 werde das Bruttoinlandsprodukt (BIP) wohl um elf Prozent einbrechen, sagte Finanzminister Bruno Le Maire. Dussopt sagte, dass die Coronavirus-Krise Frankreich bisher 186 Milliarden Euro gekostet habe – etwa in Form von Einkommensverlusten und aufgrund von Maßnahmen, die zur Bekämpfung der Epidemie und ihrer wirtschaftlichen Folgen ergriffen wurden.