Leere Schulklasse
ORF.at/Wolfgang Rieder
Ministeriumsbrief

So soll der Schulbetrieb funktionieren

Das Bildungsministerium hat am Sonntag in einem Schreiben an die Schulen über die weitere Vorgangsweise nach Verhängung des Lockdowns durch die Bundesregierung ab Dienstag informiert. Für die AHS-Oberstufen und die berufsbildenden mittleren und höheren Schulen (BMHS), die in Homeschooling übergehen müssen, gibt es am Dienstag einen Übergangstag. Präsenzunterricht in Gruppen soll möglich sein – etwa bei Schularbeiten.

An den AHS-Oberstufen, BMHS und Berufsschulen wird ab Dienstag bis vorerst 30. November fernunterrichtet. Dabei soll der jeweilige Stundenplan als „Organisationsraster“ digital über die jeweiligen Lernplattformen abgewickelt werden und damit eine schulische Struktur zeitliche Ordnung vermitteln, heißt es in dem Informationsschreiben. Am Montag will ÖVP-Bildungsminister Heinz Faßmann in einer Pressekonferenz die Regeln erläutern.

Der erste Schultag nach den Herbstferien sei ein „Übergangstag“. Das Ministerium empfiehlt, dass am 3. November alle Oberstufenschüler mit Mund-Nasen-Schutz in die Klassenvorstandsstunde kommen. Wenn es eine solche nicht gibt, sollte sie eingerichtet werden. Schüler, die nicht kommen, gelten als entschuldigt. In dieser Stunde soll es Infos über die Gestaltung des Distance-Learning und der Kommunikation geben. Das sei „nicht nur organisatorisch, sondern auch psychologisch für alle wichtig“.

Neuer Stoff mit „Maß und Ziel“

„Eindeutig“ ist aus Sicht des Ministeriums angesichts der Kürze des bisher zurückliegenden Schuljahres die Antwort auf die Frage „Wiederholung oder auch neuer Stoff?“: „Es gilt auch, neuen Stoff zu vermitteln, aber natürlich mit Maß und Ziel.“ Die Lehrer könnten dabei die Dosis am besten beurteilen.

Weil die Vermittlung neuen Stoffes über digitale Medien ein „schwieriges Unterfangen“ sei, soll bei Bedarf ein Gruppenunterricht in Präsenz stattfinden, in dem Rückfragen gestellt und Einheiten wiederholt werden. as sei etwa der Fall, „wenn das Risiko besteht, Schüler/innen zu verlieren“. Ein solcher Gruppenunterricht sollte je Gegenstand nicht öfter als einmal in der Woche stattfinden und die Gruppen dabei maximal neun Schüler umfassen.

Bis zu ein Viertel der Schüler darf anwesend sein

Temporär könnten auch größere Gruppen an der Schule sein, etwa für die Abhaltung einer Schularbeit. Dabei dürfen insgesamt nicht mehr als 25 Prozent der Schüler der Sekundarstufe II zu diesem Zeitpunkt am Standort sein. Zudem muss dann ein Mindestabstand von zwei Metern zwischen den Arbeitsplätzen eingehalten und von der Schulleitung eine generelle Maskenpflicht für diesen Zeitraum verordnet werden.

An BMHS können auch Werkstätten in Kleingruppen genutzt werden. Auch der fachpraktische Unterricht, der in der Fernlehre nur schwer durchzuführen ist, könne weiter stattfinden, sofern die Hygiene- und Abstandsregeln eingehalten werden können.

Bei jenen Berufsschullehrgängen, bei denen aufgrund der Lehrgangseinteilung im November ein Großteil der Ausbildung stattfindet, ist der allgemeinbildende Unterricht auf Distance-Learning umzustellen, die berufsfachliche Ausbildung nach Möglichkeit zu verschieben. Sollte das nicht möglich sein, ist diese ausgedünnt – wieder maximal ein Viertel der Normalschülerzahl – am jeweiligen Berufsschulstandort durchzuführen. Wo es Internatsbetrieb gibt, sollte dieser möglichst rasch zurückgefahren und die damit verbundenen Lehrgänge zeitnah beendet werden.

Sicherheits- und Präventionsmaßnahmen

An den Pflichtschulen, also in der Volksschule, den Mittelschulen und AHS-Unterstufen sowie an den Polytechnischen Schulen, wird der Schulbetrieb im Präsenzbetrieb fortgesetzt. Es müssen aber zusätzliche Sicherheits- und Präventionsmaßnahmen ergriffen werden.

So finden keine Schulveranstaltungen wie Exkursionen, Projekttage außerhalb der Schule usw. mehr statt. Ausflüge in den Park oder die Natur seien weiterhin erlaubt. An die Schulen dürfen keine externen Personen mehr eingeladen werden, beispielsweise für Workshops und als Lesepaten. Ausgenommen davon sind Personen, die für die Aufrechterhaltung des Betriebs notwendig sind, etwa Assistenzen für Kinder mit Beeinträchtigungen.

Schulleitung kann Maskenpflicht verordnen

Lehrerkonferenzen dürfen ausschließlich online stattfinden. Den Pädagogen werden FFP2-Masken zur Verfügung gestellt. Diese Masken mit höherem Schutz können auf freiwilliger Basis im Unterricht getragen werden. Die Schulleitung kann das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes anordnen – für einzelne Schulstufen oder auch einzelne Klassen. Das könne auch zeitlich flexibel erfolgen und der Situation am Standort jederzeit angepasst werden.

Sollte es die Situation erforderlich machen, kann auch an Pflichtschulen für einen oder mehrere Tage Fernunterricht angeordnet werden. Das sei aber nur dann der Fall, „wenn es mehrere positive Covid-19-Fälle an einer Schule gibt, die Abklärung durch die Gesundheitsbehörde noch offen ist und der Vollbetrieb an der Schule gefährdet wäre“. Für die Anordnung von Fernunterricht im Pflichtschulbereich ist die Zustimmung der Bildungsdirektion und des Bildungsministeriums erforderlich. In diesen Fällen muss ein Notbetrieb mit entsprechender Betreuung aufrechterhalten werden.

SPÖ-Länder beklagen Änderung nach Übereinkunft

Zuvor hatten die SPÖ-regierten Bundesländer Wien, Kärnten und Burgenland das „unkoordinierte Vorgehen“ der Bundesregierung bei den Covid-19-Maßnahmen in Schulen kritisiert. Dadurch würden Eltern, Lehrer und Schüler verunsichert, hieß es in einer Aussendung der Bildungsreferenten Jürgen Czernohorszky, Peter Kaiser und Daniela Winkler. Der Bildungsbereich werde zum Spielball der Regierung – Wien, Kärnten und das Burgenland würden „ins Abseits gestellt“, lautete die Kritik.

Die Entscheidung, dass nach den Herbstferien in der Oberstufe auf Distance-Learning umgestellt wird, brüskiere Faßmann und die Bildungsverantwortlichen in den Bundesländern. Am Freitag sei mit Faßmann abgesprochen worden, dass die Schulampel in allen Bundesländern auf Gelb bleibe und es zu keiner Umstellung auf Fernunterricht kommen werde.

Kritik an mangelnder Kommunikation

Das tags zuvor getroffene Übereinkommen des Bildungsministeriums mit den Bildungsdirektoren der Länder halte keinen Tag stand und sorge für große Verunsicherung in Familien und bei Pädagogen. Die Regierung liefere keine konkreten Infos über die weitere Vorgehensweise in den Schulen, so die Bildungsreferenten.

„Wien, Kärnten und das Burgenland kritisieren diese Vorgehensweise scharf und haben kein Verständnis dafür, dass sämtliche Informationen über die Covid-Maßnahmen ausschließlich via Pressemeldungen an diese Länder kommen“, wurde in der Aussendung betont. Vor Bekanntgabe der Maßnahmen am Samstag durch Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) habe es „keine Abstimmung und keine Information für Bundesländer mit sozialdemokratischen Landeshauptleuten“ gegeben.

Prinzipielle Zustimmung von Lehrervertretern

Grundsätzlich positiv hatten Schüler, Eltern- und Lehrervertreter am Samstag den Plan aufgenommen, im zweiten Lockdown nur Oberstufen in den Fernunterricht zu schicken und Volks-, Mittel- und Sonderschulen sowie AHS-Unterstufen offen zu halten. „Allerdings können wir nicht so tun, als ginge Corona an den Schulen vorbei, weil wir auch dort ein Infektionsgeschehen haben“, so der oberste Lehrervertreter Paul Kimberger. Er forderte, die Schulampel bundesweit auf Orange zu stellen.

Zusätzlich plädierte Kimberger gegenüber der APA für die Möglichkeit, Schichtbetrieb mit geteilten Klassen wie im Frühjahr einzuführen, wenn an Schulen Infektionsfälle auftreten, und pochte auf schulautonomen Spielraum bei der Anordnung von Maskenpflicht auch während des Unterrichts. Dieser Wunsch wurde nun erfüllt.

Eltern: "Nachvollziehbar

„Nachvollziehbar und das Mittel der Wahl“ ist für Elisabeth Rosenberger vom Bundesverband der Elternvereine an mittleren und höheren Schulen (BEV) die Entscheidung, nur die Oberstufen ins Distance-Learning zu schicken

Bundesschulsprecherin Alexandra Bosek von der ÖVP-nahen Schülerunion begrüßte, dass es für Schüler unter 14 auch im Lockdown Präsenzunterricht geben wird. Onlineunterricht sei zwar auch für die älteren Schüler nicht optimal, man befinde sich aber eben in einer Pandemie, und da seien auch unpopuläre Maßnahmen notwendig, um zu einem normalen Alltag zurückkehren zu können.