Intensivmedizinerin: Personal wird zuerst knapp

Die Tiroler Intensivmedizinerin Barbara Friesenecker von der MedUni Innsbruck hat gestern Abend zur Coronavirus-Krise klargestellt, dass das größte Problem im Intensivbereich die Personalzahl ist. Gerade die Betreuung von Covid-19-Intensivpatienten sei sehr aufwendig, schilderte sie in der ORF-Sendung „Im Zentrum“. „Es braucht eine sehr hohe Pflegeexpertise“, sagte Friesenecker.

„Es ist eher anzunehmen: Bevor uns die Ressourcen und die Betten ausgehen, gehen uns die Personen aus, die solche Patienten auch betreuen können“, sagte Friesenecker, auch Vorsitzende der ARGE Ethik in der Anästhesie und Intensivmedizin.

„Wir sind nicht so ausgelegt, dass wir eine Pandemie bevorraten können. Wir sind so ausgelegt, dass wir im Normalbetrieb sehr knapp sind.“ Die Ärztin sagte, dass ein länderübergreifender Koordinator für Intensivplätze in der Zeit der Pandemie „sehr gut wäre“.

„Im Zentrum“: Verliert Österreich die Kontrolle?

Österreich bereitet sich auf neue, weitreichende Schritte der Regierung im Kampf gegen die Coronavirus-Pandemie vor.Kann Österreich gar die Kontrolle über die Pandemie verlieren? Darüber diskutierten bei Claudia Reiterer Finanzminister Gernot Blümel (ÖVP), Beate Meinl-Reisinger (Bundesparteivorsitzende NEOS), Renate Anderl (AK-Präsidentin), Thomas Czypionka (Gesundheitsökonom, Institut für Höhere Studien) und Barbara Friesenecker (stv. Leiterin der Allgemein Chirurgischen Intensivstation der Medizinischen Universität Innsbruck und Vorsitzende ARGE Ethik)

Expertin: Positiv getestete Pflegekräfte nicht arbeiten lassen

Friesenecker warnte auch vor Überlegungen, im medizinischen Bereich und in Alters- und Pflegeheimen Menschen arbeiten zu lassen, die zwar das Coronavirus laut einem PCR-Test noch in sich tragen, aber deren Ct-Wert nachweist, dass sie nicht infektiös sind. „Das halte ich für ausgesprochen riskant“, sagte die Intensivmedizinerin. Man setze diese Menschen der Gefahr aus, dass sie durch die Arbeit krank würden, indem sie am Arbeitsplatz weiter belastet würden.

Der Gesundheitsökonom Thomas Czypionka vom Institut für Höhere Studien (IHS) plädierte dafür, den zweiten Lockdown dafür zu nutzen, Informationsdefizite wie zum Beispiel ungenaue Informationen zu Spitalskapazitäten und Intensivplätzen im Besonderen und auch bezüglich des Personalaufwands im Contact-Tracing zu beseitigen.