Medizinisches Personal auf einer Intensivstation
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CoV

Debatte über positive Tests in Spitälern

Ein Passus in der neuen Covid-19-Maßnahmenverordnung hat bei Gewerkschaften, Arbeiter- und Ärztekammer am Montag für Aufregung gesorgt. Laut der Bestimmung dürfen schwach positiv getestete Mitarbeiter weiter in Spitälern, Pflegeheimen und mobilen Diensten arbeiten. Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) versicherte, dass kein Risiko eingegangen werde.

„Es wird niemand arbeiten, der ein aktives Infektionsgeschehen hat“, so Anschober. Die „Offensive Gesundheit“, ein Zusammenschluss der zwei Sozialpartner und der Ärztekammer, hatte dem Gesundheitsministerium unterstellt, es werde mit der Regelung der Eindruck erweckt, als habe es „keinerlei Bedeutung“, einen positiven CoV-Befund zu haben, wenn betroffene Mitarbeiter in Spitälern und Pflegeheimen weiter eingesetzt würden, solange sich bei ihnen keine Symptome zeigen.

Am Sonntag hatte die Tiroler Intensivmedizinerin Barbara Friesenecker in der ORF-Sendung „Im Zentrum“ gewarnt, im medizinischen Bereich und in Alters- und Pflegeheimen Menschen arbeiten zu lassen, die zwar das Coronavirus laut einem PCR-Test noch in sich tragen, aber deren Ct-Wert darauf hinweist, dass sie nicht infektiös sind. „Das halte ich für ausgesprochen riskant“, sagte die Intensivmedizinerin. Man setze diese Menschen der Gefahr aus, dass sie durch die Arbeit krank würden, indem sie am Arbeitsplatz weiter belastet würden.

Quarantäne nach zehn Tagen zu Ende

„SARS-CoV-2-positive Personen können in der Regel frühestens zehn Tage nach Symptombeginn und 48 Stunden Symptomfreiheit ohne weitere Auflagen aus der Quarantäne entlassen werden und dürfen somit auch ihrer Arbeit wieder nachgehen“, hielt das Gesundheitsministerium dem Vorwurf der „Offensive Gesundheit“ in einer Aussendung entgegen. Um die höchsten Sicherheitsstandards zu garantieren, sei man bei Gesundheits- und Pflegepersonal noch vorsichtiger, da ein enger Kontakt mit Risikogruppen besteht.

Die Quarantäne bei Gesundheits- und Pflegepersonal werde zwar nach zehn Tagen aufgehoben, für den Arbeitsantritt brauche es aber einen negativen PCR-Test. Das Ergebnis eines PCR-Tests könne trotz eingetretener Genesung wochenlang positiv bleiben, die Person jedoch nicht mehr ansteckend sein.

Definierter Ct-Wert muss vorliegen

In diesen Fällen muss laut Gesundheitsministerium bei den Betroffenen der Ct-Wert – das Mengenmaß vorhandener Virus-RNA – über 30 liegen, damit sie wieder ihren Dienst verrichten dürfen. Ab diesem Wert bestehe in der Regel keine Ansteckungsgefahr mehr. Ansteckend sei man bei milden Verläufen im Regelfall maximal bis zu zehn Tage nach Symptombeginn, wobei die höchste Ansteckungsgefahr rund um den Symptombeginn liegt.

„Mit diesem Vorgehen ist das höchstmögliche Maß an Gesundheitsschutz im Gesundheits- und Pflegebereich sichergestellt“, so das Ministerium in der Aussendung. Nach wie vor sei „selbstverständlich sichergestellt, dass infektiöse Personen nicht im Gesundheits- und Pflegebereich arbeiten“. Die neue Verordnung habe nichts an diesem Vorgehen geändert, man werde aber das Gespräch mit der Gewerkschaft suchen.

Forderung nach Teststrategie für mobile Pflege

Die „Offensive Gesundheit“ signalisierte unterdessen, Mitarbeiter, die als Kontakt-1-Personen gelten, seien weiterhin zu einem freiwilligen, selbst entschiedenen Arbeiten bereit. Die Einführung einer Teststrategie in Spitälern und Pflegeheimen wurde grundsätzlich begrüßt. Dass es keine Teststrategie für die mobile Pflege und Betreuung sowie die Rettungs- und Krankentransporte gebe, sei jedoch „vollkommen unverständlich“, da gerade die dort tätigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ständig in Kontakt mit Risikopatienten stünden.

„Spitäler sind einer der sichersten Orte“

Klaus Markstaller, Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Anästhesiologie, Reanimation und Intensivmedizin (ÖGARI), verwies zuvor am Montag im Rahmen einer Pressekonferenz im Gesundheitsministerium darauf, dass in Spitälern in jüngster Zeit keine Infektion nachgewiesen worden sei, weder aufseiten des Personals noch unter den Patienten: „Spitäler sind einer der sichersten Orte.“ Infektionen hätten sich ausschließlich außerhalb der Einrichtungen zugetragen.

„Es gibt gar keinen Grund, Krankenhäuser als gefährliche Orte zu sehen“, so der ÖGARI-Präsident. Die Gefahr, sich dort das Coronavirus einzufangen, sei auch deshalb „minimal“, weil das medizinische und pflegerische Fachpersonal „mit sehr harter Disziplin“ die Schutzmaßnahmen verfolge.