Polizeibeamter am Tatort
APA/HANS PUNZ
Anschlag in Wien

Was bisher bekannt ist

Nach dem Terroranschlag in Wien Montagabend wird intensiv ermittelt. Viele Fragen sind noch offen, in einigen Aspekten klärt sich das Bild. Im Folgenden ein Überblick über den Ablauf und die bisher bestätigten Fakten:

  • Der Terrorangriff ereignete sich Montagabend in der Inneren Stadt mit ihren zahlreichen Lokalen, Geschäften und Kultureinrichtungen. Die ersten Schüsse fielen gegen 20.00 Uhr. Aufgrund des milden Wetters und des letzten Tages vor den neuen CoV-Ausgangssperren befanden sich zahlreiche Menschen in der Stadt. Der Täter schoss laut Augenzeugen wahllos auf Passanten und Lokalgäste.
  • Bei dem Anschlag gab es fünf Tote, darunter der Attentäter. Die Opfer des Anschlags sind ein älterer Mann und eine ältere Frau, ein junger Passant und eine Kellnerin. Eine der Frauen ist deutsche Staatsbürgerin.
  • 22 weitere Menschen wurden verletzt, darunter auch ein Polizist. Er befindet sich in stabilem Zustand.
  • Am Montag war die Rede von sechs verschiedenen Tatorten: dem Graben, dem Bauernmarkt, dem Fleischmarkt, der Seitenstettengasse, dem Morzinplatz und dem Salzgries. Am Dienstag konnte die Polizei vorerst drei konkrete Tatorte ermitteln: Ein Opfer wurde an der Adresse Fleischmarkt 4 getötet, ein weiteres am Franz-Josefs-Kai 21. Auf den schwer verletzten 28-jährigen Polizisten feuerte der Terrorist am Franz-Josefs-Kai 29. Zudem gab es zwei Schusswechsel mit der Polizei.
  • Der Täter wurde um 20.09 Uhr in der Nähe der Ruprechtskirche erschossen.
  • Der Anschlag war islamistisch motiviert, der Mann war Sympathisant der Terrorgruppe Islamischer Staat (IS).
  • Bei dem erschossenen Täter handelte es sich laut dem Innenministerium um einen 20-jährigen österreichisch-nordmazedonischen Doppelstaatsbürger.
  • Der Mann war einschlägig wegen terroristischer Vereinigung (Paragraf 278b StGB) vorbestraft und wollte nach Syrien reisen. Er wurde im April 2019 zu 22 Monaten Haft verurteilt, im Dezember desselben Jahres aber vorzeitig bedingt entlassen. Er galt als junger Erwachsener und fiel damit unter die Privilegien des Jugendgerichtsgesetzes.
  • Das nordmazedonische Innenministerium bestätigte eine Zusammenarbeit mit Österreich. Die österreichische Polizei habe durch Europol einen entsprechenden Antrag gestellt, die Abteilung für internationale Polizeiarbeit die Arbeit bereits aufgenommen.
  • Bei dem Anschlag war der Täter mit einer Sprengstoffgürtel-Attrappe, einer automatischen Langwaffe, einer Faustfeuerwaffe und einer Machete bewaffnet.
  • Die Wohnung des Mannes wurde gewaltsam mit Sprengstoff geöffnet und durchsucht. Dort fanden sich Munitionsteile und Hinweise auf seine islamistische Gesinnung.
  • Nach dem Anschlag gab es umfassende Razzien im Umfeld des Täters. Es fanden 18 Hausdurchsuchungen statt, 14 Personen wurden in U-Haft genommen. In St. Pölten gab es zwei Hausdurchsuchungen und zwei Festnahmen – mehr dazu in noe.ORF.at. Eine weitere Festnahme gab es in Linz – mehr dazu in ooe.ORF.at.
  • Eine vorläufige Auswertung der Handyvideos vom Tatort legt laut Innenministerium und Polizei nahe, dass es sich um einen Einzeltäter handelte. Bis diese abgeschlossen sei, könnten weitere Täter aber nicht vollständig ausgeschlossen werden.
  • Die hohe Sicherheitsstufe bleibt deswegen vorerst aufrecht, die Innere Stadt wurde zur „roten Zone“ erklärt.
  • Die Polizei will nun unter anderem ein Weg-Zeit-Diagramm erstellen, um festzustellen, ob das Vorgehen für einen Einzeltäter überhaupt möglich ist oder ob es weitere Täter geben muss.
  • Dass der Anschlag bei der Synagoge in der Seitenstettengasse ihren Ausgang nahm bzw. sich dezidiert gegen die jüdische Gemeinde richtete, konnte bisher nicht bestätigt werden.