Polizisten in der Wiener Innenstadt
APa/AFP/Alex Halada
Treffen im Juli

Dschihadisten aus Schweiz waren in Wien

Der Wiener Attentäter hat im Sommer offenbar ein Dschihadisten-Treffen mit Gleichgesinnten aus Deutschland und der Schweiz in Wien veranstaltet. Wie am Sonntag bekanntwurde, bekam er im Juli nicht nur Besuch aus Deutschland, sondern auch aus der Schweiz. Medienberichten zufolge dürfte es sich um jene beiden 18 und 24 Jahre alten Männer handeln, die nach dem Anschlag in Wien im Schweizer Winterthur festgenommen wurden.

Laut Schweizer Medien waren die zwei Männer aus der Schweiz zwischen 16. und 20. Juli in Wien. Den Berichten zufolge könnte der 20-jährige Attentäter seinerseits auch in die Schweiz gereist sein. Das Treffen in Wien habe unmittelbar vor der Fahrt des Attentäters in die Slowakei stattgefunden, wo er Munition für sein Sturmgewehr kaufen wollte. Die APA verweist in diesem Zusammenhang zudem auf Hinweise aus Deutschland, wonach die Dschihadisten-Zusammenkunft unter Beobachtung des Bundesamtes für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung (BVT) gestanden sei.

„Zusammen mit dem Bundesamt für Polizei, dem Nachrichtendienst des Bundes (NDB), der Jugendanwaltschaft Winterthur und der Staatsanwaltschaft Zürich und in ‚enger Zusammenarbeit‘ mit den österreichischen Behörden“ kläre die Schweizer Bundesanwaltschaft (BA) nun weiter ab, „in welchem Verhältnis die Männer zueinander standen“, heißt es in diesem Zusammenhang beim Schweizer Fernsehen (SRF).

Verbindungen auch nach Deutschland

Erst am Freitag hatte das deutsche Bundeskriminalamt (BKA) von Verbindungen des Wiener Attentäters nach Deutschland berichtet. Konkret seien Wohnungen und Geschäftsräume von vier Personen in Niedersachsen, Hessen und Schleswig-Holstein durchsucht worden, teilte das BKA am Freitag via Twitter mit.

Die vier Betroffenen seien nicht tatverdächtig und wurden auch nicht verhaftet: Zwei der vier Personen sollen aber den Attentäter von Wien vor wenigen Monaten in Wien getroffen haben. Das Treffen soll im Juli stattgefunden haben, wie der Sprecher der deutschen Bundesanwaltschaft in Karlsruhe mitteilte. Eine weitere Person soll übers Internet mit dem Attentäter in Kontakt gestanden sein. Die vierte Person soll mit den Kontaktpersonen des Attentäters über das Internet kommuniziert haben.

Die Durchsuchungsbeschlüsse seien am Donnerstag beim Ermittlungsrichter des deutschen Bundesgerichtshofs erwirkt worden. Zuvor habe die österreichische Justiz entsprechende Erkenntnisse an deutsche Behörden übermittelt, hieß es weiter. Innenminister Karl Nehammer (ÖVP) hatte am Donnerstag gesagt, zwei Ermittlungsstränge zu dem Anschlag vom Montag führten ins Ausland. Laut APA-Angaben vom Sonntag bestätigte das Innenministerium, dass die Dschidadisten aus Deutschland und der Schweiz gleichzeitig in Wien waren.

In laufende Terrorismus-Strafverfahren involviert

In der Schweiz übernimmt nächste Woche nun die BA das Verfahren gegen die zwei im Zusammenhang mit dem Attentat in Wien verhafteten Männer. Es müssten nur noch „Fragen des Timings“ und der konkreten Koordination geklärt werden – danach werde die BA mit der Staatsanwaltschaft des Kantons Zürich „die Übergabe des Falles umsetzen“, teilte die BA am Sonntag mit.

Die beiden Männer sind bereits in zwei laufende Terrorismus-Strafverfahren der BA involviert. Der ältere der beiden Verhafteten ist Beschuldigter in einem dieser Verfahren. Der jüngere ist zudem Beschuldigter in einem Verfahren der Jungendanwaltschaft Winterthur.

In der im Kanton Zürich gelegenen rund 110.000 Einwohnerinnen und Einwohner zählenden Stadt haben Islamisten wiederholt für Schlagzeilen gesorgt. So wurde der Imam der An’Nur-Moschee wegen eines Aufrufs, nicht praktizierende Muslime zu töten, verurteilt und nach Somalia abgeschoben. Die Moschee wurde 2017 geschlossen. Erst im September dieses Jahres war der selbst ernannte „Emir von Winterthur“ vom Schweizer Bundesstrafgericht zu einer Freiheitsstrafe von 50 Monaten verurteilt worden. Er hatte Dschihad-Reisende aus der Deutschschweiz rekrutiert und war 2013 selbst in Syrien gewesen.

Zwei weitere Verdächtige in U-Haft

In Österreich wurden am Sonntag zwei weitere Verdächtige aus dem Umfeld des Täters in Untersuchungshaft genommen. Bei ihnen und acht bereits am Freitag in U-Haft überstellten Verdächtigen steht der Verdacht im Raum, sie könnten in Vorbereitungshandlungen des Attentäters verwickelt gewesen sein bzw. davon gewusst haben.

Bei der Terrorattacke in Wien wurden am Montagabend vier Menschen getötet und 22 zum Teil schwer verletzt. Der Schütze wurde von der Polizei erschossen.