Heutzutage ist Händeschütteln pandemiebedingt unerwünscht. Doch der künftige US-Präsident Joe Biden hatte davor schon rund ein halbes Jahrhundert in der Politik verbracht. In dieser Zeitspanne traf Biden, gerade als Außenpolitiker, auf enorm viele Menschen auf der ganzen Welt. Berührungsängste zeigte er nie.
13.11.2020 06.07
13. November 2020, 6.07 Uhr
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Im Heimatbundesstaat Bidens, in Delaware, hat jeder Mensch schon einmal Biden getroffen – so sagte es vor der US-Wahl der lokale Republikaner Thomas Kovach gegenüber dem ORF. Delaware hat rund eine Million Einwohner – ob die Einschätzung zutrifft, ist also schwer zu sagen. Sicher ist aber, dass der künftige US-Präsident schon 50 Jahre Berufslaufbahn als Politiker hinter sich hat. Darunter fielen acht Jahre als Vizepräsident im Weißen Haus unter Barack Obama und viele Jahre als Mitglied des außenpolitischen Ausschusses des US-Senats. In seinen Funktionen traf er die politischen Größen ihrer Zeit.
„Gibt es eigentlich noch jemanden, der Biden noch nicht getroffen hat?“, fragte am Dienstag die US-Politikseite Politico. Eine Zeit lang wurde darüber diskutiert, ob Biden zu sehr auf Tuchfühlung mit den Menschen gehe, er zu „touchy“ sei. Im Wahlkampf war das aber kein Thema: Händeschütteln, Babys küssen, generell Körperkontakt war wegen der Pandemie ohnehin nicht vorgesehen.
Historisch: Biden traf 1979 Ägyptens Präsident Anwar al-Sadat, nach Unterzeichnung des Friedensvertrags mit Israel. Zu dieser Zeit saß Biden bereits im Senat. Zwei Jahre später fiel Sadat einem Attentat zum Opfer.Bidens Karriere kam in den 1970er Jahren in Fahrt, als er Senator und Jimmy Carter US-Präsident war. Biden bewarb sich das erste Mal vor der Präsidentschaftswahl im Jahr 1988 um die Kandidatur der Demokraten, stieg aber früh aus dem Rennen aus. Heute sind Carter und Biden immer noch befreundet. Der frühere Präsident (1977–1981) gehörte zu den ersten Gratulanten.Zwei vom gleichen Schlag: Auch der frühere EU-Kommissionschef Jean-Claude Juncker gilt als handfester Begrüßer (2015)Gerade in Europa habe er im Laufe der Jahre nahezu alle Entscheidungsträgerinnen und -träger getroffen und sich mit ihnen ausgetauscht, etwa auch mit Deutschlands Kanzlerin Angela Merkel 2013Auch Biden und Russlands Präsident Wladimir Putin brauchen einander nicht mehr vorgestellt zu werden. Ob das Arbeitsverhältnis so innig wird wie jenes zu Trump, ist offen.Transatlantisch und transpazifisch: Biden 2011 mit dem damaligen Kreml-Chef Dimitri Medwedew und dem früheren italienischen Premier Silvio BerlusconiBekannte hat der Katholik Biden auch im Vatikan. 2015 traf er auf Papst Franziskus. Präsident Barack Obama hatte den Pontifex mit einem Staatsempfang in Washington begrüßt.Direkte Glückwünsche aus Peking gab es nach Bidens Siegeserklärung nicht – und das, obwohl man einander bereits kennt. Biden traf 2012 als Vizepräsident auf Xi Jinping, damals ebenso Vizepräsident.Israels Premier Benjamin Netanjahu hatte auf einen neuerlichen Wahlsieg Trumps gehofft. Trump hatte Israels Siedlungsprogramm unterstützt. Nun muss Netanjahu mit Biden Vorlieb nehmen (Bild von 2010).Spannend wird sein, wie Biden seine guten Auslandskontakte nutzen wird. Das Atomabkommen mit dem Iran, das US-Engagement in Afghanistan, das Verhältnis zu Russland und China, das von Trump unterstützte Siedlungsprogramm Israels – Baustellen in der US-Außenpolitik gäbe es genug (im Bild mit Mahmud Abbas, Präsident der Palästinensischen Autonomiebehörde).
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