Südtirol verschärft Maßnahmen

In Südtirol hat die Landesregierung gestern weitere Maßnahmen beschlossen, um die Infektionszahlen nach unten zu drücken. Davon betroffen sind auch die Bildungseinrichtungen. Schulen, Kindergärten und Kindertagesstätten werden am Montag für eine Woche geschlossen bleiben, kündigte Landeshauptmann Arno Kompatscher (SVP) gestern Abend an. Es soll aber auch Ausnahmen geben, hieß es.

Bisher waren nur die Oberschulen und die zweiten und dritten Klassen der Mittelschule im Distance-Learning – nun trifft es auch die Volksschulen und die erste Mittelschule für eine Woche. Um den Betrieb in den Krankenhäusern oder Schulen aufrechtzuerhalten, können Kinder, deren Eltern in systemrelevanten Berufen arbeiten, weiterhin die Schule besuchen.

Sozialen Kontakte in der Wirtschaft noch weiter zurückfahren

„Während die Gastbetriebe bereits seit rund zwei Wochen geschlossen sind und die Handelstätigkeit weitestgehend eingeschränkt ist, sollen nun die sozialen Kontakte in der Wirtschaft noch weiter zurückgefahren werden“, sagte Kompatscher. Es werde noch genau definiert, für welche Bereiche es Einschränkungen geben wird. Im Dienstleistungsbereich soll daher der Kundenkontakt verringert werden, hieß es. Auch Baustellen können dringende Arbeiten fertigstellen, die Produktion soll aufrechterhalten werden. Die entsprechende Verordnung wird ab Samstag für zwei Wochen in Kraft treten.

Flächendeckende Schnelltests auf freiwilliger Basis

Zusätzlich setzt man nun auch auf flächendeckende Schnelltests, wobei ein Großteil der Bevölkerung auf freiwilliger Basis getestet werden soll. Ein Team bestehend aus 800 Personen aus dem Gesundheitsbereich soll die Testungen durchführen.

Mit Stand Dienstagvormittag waren in Südtirol 8.663 Menschen mit dem Coronavirus infiziert. In den vergangenen 24 Stunden kamen bei 1.853 untersuchten Abstrichen 375 Neuinfektionen hinzu. Bisher verstarben 350 Menschen mit oder an Covid-19.

Italien plant Weihnachten nur im kleinsten Familienkreis

Die Regierung in Rom plant unterdessen eine Verordnung mit CoV-Vorschriften für die Weihnachtszeit. Das kündigte Vizegesundheitsministerin Sandra Zampa im Interview mit der Tageszeitung „La Stampa“ (Dienstag-Ausgabe) an.

„Familien werden sich nur im engsten Kreis treffen können, Verwandte ersten Grades, Geschwister. Die meisten gegenwärtigen Anti-CoV-Maßnahmen sollen über die Weihnachtsfeiertage in Kraft bleiben“, so die sozialdemokratische Politikerin.

Im Handel könnte es zu einigen Lockerungen kommen. „Diese Epidemie muss mit größter Vernunft in Angriff genommen werden. Wenn es zu keiner Trendwende kommt, kann kein Gesundheitssystem der Welt dem Druck der Epidemie standhalten“, sagte Zampa.

Effektive Reproduktionszahl bei 1,7

Der Anstieg der Neuinfektionen mit dem Coronavirus in Italien dürfte sich unterdessen verlangsamen. Die effektive Reproduktionszahl im Land liege bei 1,7 und wachse nicht mehr so schnell wie in den vergangenen Wochen, doch das Gesundheitswesen sei stark unter Druck, sagte der Präsident des Obersten Gesundheitsinstituts, Silvio Brusaferro, bei einer Pressekonferenz.

Es sei wichtig, die effektive Reproduktionszahl in allen 20 italienischen Regionen auf 1,0 zu drücken, um das Gesundheitssystem zu entlasten. Das sei nur mit verantwortungsbewusstem Verhalten der Bevölkerung möglich.

Brusaferro beklagte, dass die Zahl der Infizierten, die ins Spital eingeliefert werden müssen, rapide steige. In einigen Regionen komme es zu Verzögerungen bei den Behandlungen von Patienten mit anderen Krankheiten, weil Covid-19-Patienten der Vorrang gegeben werde.

Die Zahl der Patienten auf den Intensivstationen nehme stark zu und werde bald eine „kritische Schwelle“ erreichen, warnte Brusaferro. „Wenn wir nicht vernünftig handeln, bricht das Gesundheitssystem zusammen“, mahnte der Experte.