Mann mit Weihnachtsmütze vor einem Laptop
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Weihnachtsfeier 2020

Suche nach neuen Konzepten

Das Ausnahmejahr geht in schnellen Schritten dem Ende zu. Davor soll noch Weihnachten gefeiert werden, in welcher Form das geschehen kann, ist trotz aller Pläne der Politik offen. Als fixen Bestandteil der Adventzeit sehen viele Berufstätige oder Vereinsmitglieder jedenfalls ausgelassene Weihnachtsfeiern. Der Kampf gegen das Virus ändert auch hierbei die Vorzeichen: Es deuten sich mehr oder weniger lustige Lösungen an.

Gerade heuer ist der Ausfall dieses Adventfixpunkts ein Problem – und das insbesondere aus der Sicht von Unternehmen, die allem voran in eigenem Interesse darauf zu achten haben, dass die Stimmung von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern nicht kippt. Denn Fakt ist: In vielen Bereichen sitzen (vor allem) Bürobedienstete im Homeoffice, regelmäßige Bezüge zu Kolleginnen und Kollegen können dadurch schwinden.

Also was tun, fragen sich viele Unternehmen und stoßen dabei schon nach kurzer Suche auf mögliche Antworten. Denn ausgerechnet das, was Homeoffice, Quarantäne und allgemein das viele Daheimsein seit Monaten mit sich bringen, wird von findigen Anbietern als Lösung für das Weihnachtsfeierproblem offeriert: Per Videokonferenz sollen die Kolleginnen und Kollegen ausnahmsweise nicht auf Zuruf arbeiten – sondern sich vergnügen.

Unzählige Angebote

Im Raum steht, dass so manche Firmen im Willen, die Feier virtuell durchzudrücken, etwa Anbieter von Teambuilding-Events mit der Durchführung beauftragen. Denn genau diese sind es jetzt, die eine durch Kontaktbeschränkungen entstandene Marktlücke für sich nutzen wollen. Ein Überblick über diverse Angebote ist online rasch zu bekommen, schließlich gibt es unzählige Anbieter, die mit ihren Konzepten um die Aufmerksamkeit von Unternehmen rittern.

Laptop mit Videochatfenstern
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So – oder so ähnlich – könnte eine Weihnachtsfeier schlimmstenfalls ablaufen

Versprochen wird das spielerische Erzeugen von Gruppendynamiken – buchbar sind auch von der gewählten Agentur vermittelte Akteurinnen bzw. Akteure, die durch das gewählte Programm führen. Diese können auch als Spielleiter auftreten, wenn es etwa um das Lösen von Rätseln oder Bewältigen von Aufgaben geht. Das kann bei einer größeren Anzahl von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern auch in Gruppen geschehen, am Ende geht es um das Gestalten von kompetitiven Situationen.

„Spaß“

Gleichzeitig betonen die Macher der Konzepte freilich, dass bei allem Wettbewerb der Spaß im Vordergrund stehe. Unabhängig davon, ob man mit solcherlei Konzepten etwas anfangen kann oder nicht, haben sie alle eines gemein: In einem Jahr voller Distanz sollen sie neue Nähe herstellen und Bezüge wieder stärken. In Wahrheit geht es abseits solcher verstörend simplen Botschaften letztlich nur um das, was Teambuilding-Agenturen eben beruflich machen: Teambuilding.

Dennoch sollte niemand dem Eindruck erliegen, dass Menschen durch die Reduktion von unmittelbaren sozialen Kontakten schon so abgestumpft sind, dass sie um jeden Preis alles lustig finden. Und wer glaubt, die Teambuilding-Konzepte schützen zumindest wirksam vor Ansprachen von Vorgesetzten oder können Karaoke-Sessions ersparen, irrt gleichermaßen. Auch diese beiden Elemente sind bei den Agenturen buchbar.

Steuerfreie Gutscheine

Fernab des Ankaufs von Onlinekonzepten zur Weihnachtsfeier könnten heuer Gutscheinlösungen von Unternehmen stark in Betracht gezogen werden. Denn dafür wurde kürzlich ein Anreiz geschaffen: So sollen Firmen nicht nur Weihnachtsfeiern und andere Firmenfeste von der Steuer absetzen können, sondern auch Gutscheine, die sie statt der Feier an ihre Beschäftigten ausgeben. Das kündigten die Regierungsparteien zuletzt an.

Profitieren würden Unternehmen und Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern bzw. der Handel gleichermaßen, so der Tenor. Empfohlen wurde, mit den Gutscheinen die regionale Wirtschaft zu unterstützen, auch wenn das gesetzlich freilich nicht festzulegen ist. Insbesondere erwähnt wurden Gastronomie und Hotellerie, für die der Lockdown und auch die abgesagten (realen) Weihnachtsfeiern ein herber Schlag sind.

Auch die Eventbranche, also etwa Caterer, deren Zulieferer sowie Veranstalter leiden gleichermaßen. Insbesondere für Lokale war auch zu Normalzeiten die Adventzeit ein wichtiger finanzieller Anker, der Umsatzersatz von 80 Prozent des Vorjahres-November könnte zumindest das Schlimmste auffangen. Doch falls sich Unternehmen trotz aller Umstände nicht beirren lassen und auf virtuelles Teambuilding setzen wollen, bleibt wohl in den Augen vieler geladener Gäste nur eine Hoffnung: schwaches Internet.