EU-Abgeordnete: Pestizidexporte „tödlicher Bumerang“

Ein Verbot des Exports von in der EU nicht zugelassenen Pestiziden haben über 60 EU-Abgeordnete heute in einem Brief an die EU-Kommission gefordert. Die Hauptimporteure der gefährlichen Pflanzenschutzmittel seien jene Länder, aus denen die EU den größten Teil ihrer Agrarimporte beziehe, wird gewarnt. Die Pestizide könnten somit als „tödlicher Bumerang“ ihren Weg auf die Teller der europäischen Verbraucherinnen und Verbraucher finden.

Die österreichischen EU-Abgeordneten Sarah Wiener und Thomas Waitz von den Grünen und Andreas Schieder und Günther Sidl von der SPÖ gehören zu den Mitunterzeichnern des Schreibens. „Diese Doppelmoral unserer Handelspolitik müssen wir beseitigen, denn so bescheren wir Agrarindustrieriesen wie Bayer Monsanto, Syngeta oder BASF weiter Riesengewinne und gefährden die öffentliche Gesundheit in und außerhalb der EU“, erklärte Waitz. „Wir schneiden uns auch ins eigene Fleisch, wenn die Pestizidrückstände in Lebensmitteln durch Importe wieder auf unserem Teller landen“, warnte er.

„Es ist unumstritten, dass giftige Pestizide akute Vergiftungen und Langzeitschäden für Mensch und Umwelt verursachen. Wenn europäische Agrar-Chemiekonzerne ihre hochgiftige Ware in andere Teile der Welt verschicken, muss das Konsequenzen haben. Deshalb fordern wir die EU-Kommission auf, ein Exportverbot für Pestizide, die in der EU verboten sind, zu prüfen“, erklärten die SPÖ-Europaabgeordneten Sidl und Schieder.

Tausende Tonnen exportiert

Laut dem Schreiben genehmigten die EU-Länder im Jahr 2018 den Export von mehr als 81.000 Tonnen Pestizidprodukten, die Chemikalien enthalten, die für die Verwendung auf ihren eigenen Feldern verboten sind. 41 Chemikalien, die in der EU als zu gefährlich gelten, seien im selben Jahr für den Export gemeldet worden. Die meisten Exporte gingen den Angaben zufolge in ärmere Länder wie Südafrika, die Ukraine und Brasilien, wo der Einsatz von Pestiziden durch die weniger strengen Anwendungsbedingungen etwa bei der Schutzausrüstung und beim Versprühen mittels Flugzeugen noch größere Risiken birgt.

In Brasilien zum Beispiel habe der UNO-Sonderberichterstatter für Menschenrechte und gefährliche Stoffe und Abfälle „schwere Menschenrechtsverletzungen“ im Zusammenhang mit dem Einsatz von Pestiziden festgestellt, heißt es in dem Brief. Das Land befinde sich auf einem „steilen Weg des Rückschritts“ und steuere auf „eine zunehmend toxische Zukunft“ zu.