Äthiopien: UNO fordert Aufklärung nach Bericht über Massaker

Nach einem Bericht über Massaker an Zivilisten in Äthiopien fordert die UNO eine unabhängige Untersuchung zur Aufklärung möglicher Kriegsverbrechen. Sollte eine der kämpfenden Parteien in dem ostafrikanischen Land absichtlich Zivilistinnen und Zivilisten getötet haben, „käme das natürlich einem Kriegsverbrechen gleich“, sagte UNO-Menschenrechtskommissarin Michelle Bachelet heute in Genf.

Es müsse dazu eine unabhängige Untersuchung geben, und die Verantwortlichen müssten zur Rechenschaft gezogen werden. Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International hatte zuvor über ein Massaker in der umkämpften Region Tigray berichtet.

Amnesty: Womöglich Hunderte Tote

„Wahrscheinlich Hunderte“ Menschen seien bei einem Überfall in der Stadt Mai-Kadra im Südwesten von Tigray getötet worden, berichtete Amnesty unter Berufung auf von der NGO geprüfte Augenzeugenberichte, Fotos und Videos. Wer für den Angriff verantwortlich war, konnte die Organisation nach eigenen Angaben noch nicht herausfinden.

Bachelet forderte ein sofortiges Ende der Kämpfe in Äthiopien, „um weitere Gräueltaten zu verhindern“. Sie wiederholte ihren Appell an die verfeindeten Parteien, umgehend Verhandlungen zu einer friedlichen Beilegung des Konfliktes aufzunehmen.

Äthiopien kündigt baldiges Ende der Offensive an

Die äthiopische Regierung kündigte unterdessen ein baldiges Ende ihrer Offensive in Tigray an. Der Vorstoß verlaufe erfolgreich und nach Plan, sagte Vizeministerpräsident Demeke Mekonnen. Allerdings müssten erst die Ordnung wiederhergestellt und Verbrecher gefasst werden, bevor es zu einem Dialog kommen könne.

Das Parlament ernannte bereits einen neuen Regierungschef für Tigray. Ministerpräsident und Friedensnobelpreisträger Abiy Ahmed hatte zuvor erklärt, die Armee habe Teile der Region eingenommen.