Anschober pocht bei Massentests auf Freiwilligkeit

Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) pocht bei den nach dem Lockdown im Dezember geplanten Massentests auf Freiwilligkeit. „Es muss ein freiwilliges Programm sein“, sagte Anschober heute im Ö1-Morgenjournal.

Noch nicht ausgemacht ist seinen Angaben zufolge, ob es sich – wie von Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP) angekündigt – um flächendeckende Tests wie in der Slowakei handeln soll oder ob die Screenings bestimmte Zielgruppen oder Regionen erfassen werden.

Klar ist für Anschober, dass nach dem Lockdown die Schutzkonzepte für Ältere und das Contact-Tracing ausgebaut werden müssen. Außerdem werde man das Screening, also das regelmäßige Testen bestimmter Personengruppen, ausbauen. Heute und morgen stehe man diesbezüglich im Dialog mit Wissenschaftlern, sagte Anschober. Von punktuellen Tests habe man allerdings wenig. Wenn, dann brauche es mehrere Wiederholungen.

Kurz kündigte Massentests an

Kurz hatte gestern überraschend Massentests nach Vorbild der Slowakei angekündigt. Dort waren alle Einwohner zwischen zehn und 65 getestet worden. Freiwillig war die Teilnahme nicht: wer kein negatives Testergebnis vorweisen konnte, war von einer strikten Ausgangssperre betroffen und durfte nicht in die Arbeit gehen.

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Telefonat mit Netanjahu

Einen Tag vor Beginn des zweiten Coronavirus-Lockdowns telefonierte Kurz mit seinem israelischen Amtskollegen Benjamin Netanjahu. „Ich hatte gerade ein gutes Telefonat mit Premierminister Netanjahu von Israel zum Thema, wie man am besten mit der zweiten Welle von Covid-19 zurechtkommt“, twitterte Kurz auf Englisch. „Wir werden weiterhin in engem Kontakt bleiben.“

Israel hatte Mitte September als erstes Land einen zweiten Coronavirus-Lockdown beschlossen, nachdem die Infektionszahlen in dem Land stark in die Höhe gegangen waren und am 23. September mit 11.316 Neuinfektionen einen Rekord erreichten. Mittlerweile haben sie sich im mittleren dreistelligen Bereich eingependelt.

Netanjahu warnt vor „Selbstgefälligkeit“

Netanjahu sagte gestern zu Beginn der wöchentlichen Kabinettssitzung, dass er „Licht am Ende des Tunnels“ sehe. Die Aussicht auf die baldige Verfügbarkeit eines Impfstoffes – Israel hat beim US-Konzern Pfizer acht Millionen Dosen zur Impfung von vier Millionen Bürgern bestellt – dürfe aber nicht zu „Selbstgefälligkeit“ führen.

Stolz ist Netanjahu insbesondere auf die niedrige Zahl von Coronavirus-Toten im Vergleich zu den Infektionen. Bei 323.741 bestätigten Fällen wurden 2.732 Tote gezählt, was einer Letalität von 0,8 Prozent entspricht.

Kurz hat öffentlich mehrmals betont, dass er viel auf den Rat Netanjahus gibt. So erzählte er wiederholt davon, dass ihn zu Beginn der Coronavirus-Krise ein Anruf Netanjahus wachgerüttelt habe. „Ich bin Netanjahu sehr dankbar für den Austausch, den wir da hatten, der am Ende dazu geführt hat, dass wir in Österreich die Ersten waren, die in Europa reagiert haben“, sagte der Kanzler Ende März im israelischen Fernsehen mit Blick auf den österreichischen Lockdown.