Gestohlenes Schmuckstück aus dem Grünen Gewölbe
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Grünes Gewölbe

Nach Festnahmen wird Juwelenbeute gesucht

Ein Jahr nach dem filmreifen Coup im Dresdner Grünen Gewölbe sind der Polizei in Berlin drei Verdächtige ins Netz gegangen. Sie wurden anhand des Fluchtautos gefasst. Zwei weitere sind aber flüchtig. Nicht nur nach ihnen sucht die deutsche Polizei nun fieberhaft. Auch die millionenschwere Beute ist nicht auffindbar.

Die Polizeiaktion am Dienstagmorgen war so umfangreich, dass es zu Verkehrsbehinderungen kam. In Berlin hatte die Polizei insgesamt 18 Objekte in der Hauptstadt durchsucht, darunter zehn Wohnungen sowie Garagen und Fahrzeuge. 1.600 Beamte waren im Einsatz, viele mit Maschinenpistolen ausgerüstet, dazu noch Spezialeinsatzkommandos. Drei Tatverdächtige im Alter von 23, 23 und 26 Jahren wurden festgenommen, ihnen wird schwerer Bandendiebstahl und Brandstiftung in zwei Fällen vorgeworfen. Die festgenommenen deutschen Staatsbürger gehören nach Angaben aus Ermittlerkreisen dem Berliner Clanmilieu an. Zwei weitere sind wohl auf der Flucht, nach ihnen wird international gefahndet. Insgesamt geht die Polizei von sechs Beteiligten aus.

Bei dem spektakulären Einbruch im November 2019 wurden in Dresden aus der berühmten Schatzkammer Grünes Gewölbe Kunstschätze von kaum messbarem Wert gestohlen. Die Einbrecher waren durch ein vergittertes Fenster eingedrungen. Bei der Tat gingen sie mit erheblicher Gewalt vor. Ein von der Polizei veröffentlichtes Überwachungsvideo zeigt zwei Einbrecher, die mit Taschenlampen den dunklen Raum betreten und mit einer Axt auf die Vitrine einschlagen.

Binnen Minuten stahlen sie aus einer Ausstellungsvitrine historischen Juwelenschmuck von großem Wert. Anschließend flohen sie mit einem Auto, das sie danach in Brand setzten. Das angezündete Auto wurde später in einer Garage entdeckt. Mit einem weiteren, als Taxi getarnten Wagen, sollen die Männer dann nach Berlin gefahren sein. Die Spuren aus dem Auto hätten wertvolle Hinweise geliefert, hieß es am Dienstag.

Polizeibekannte Familie

Der Clan, aus dem die Verdächtigen stammen, ist der Berliner Polizei wohlbekannt. Familienmitglieder wurden bereits wegen des anderer schwerer Straftaten verurteilt. Darunter ist auch der Diebstahl einer 100 Kilogramm schweren Goldmünze 2017 aus dem Berliner Bode-Museum und ein Bankraub.

Juwelenzimmer im Grünen Gewölbe in Dresden
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Das spektakuläre Grüne Gewölbe ist voller historischer Kunstschätze

Im Fall des Grünen Gewölbes hat es schon mehrere Einsätze in Berlin gegeben. Im September standen Betriebsstätten im Blickpunkt, hier ging es möglicherweise um das Fluchtauto. Zuvor fand die 40-köpfige Sonderkommission „Epaulette“ Beweismaterial in einem Neuköllner Internetcafe und einer Wohnung. Mehr als 700 Spuren wurden gesichert, weit mehr als 1.000 Hinweise gingen ein. Ermittelt wurde auch gegen Wachmänner des Museums. Die Staatsanwaltschaft will eine schnelle Anklageerhebung.

„Hoffnung stirbt zuletzt“

Was neben den beiden Flüchtigen noch fehlt, ist die Beute. Bisher wurden bei den Razzien keine Kunstschätze gefunden. Die Ermittler dämpften die Erwartungen, noch wertvolle Reste davon zu finden. „Da müsste man sehr viel Glück haben, dass man die ein Jahr nach der Tat noch finden würde“, sagte der Sprecher der Dresdner Polizei, Thomas Geithner, am Dienstag vor Journalisten in Berlin. Doch: „Die Hoffnung stirbt zuletzt.“

Festnahmen nach Kunstdiebstahl

Drei Männer wurden in Zusammenhang mit dem spektakulären Kunstdiebstahl im Dresdner Grünen Gewölbe festgenommen. Die Polizei sucht allerdings weiterhin nach den entwendeten Juwelen.

Die Staatsanwaltschaft Dresden betonte hingegen: „Es ist auch unser Ziel, nach den entwendeten Juwelen zu suchen“, so ein Sprecher. „Wir sind weiterhin zuversichtlich, dass wir auch die entwendeten Schmuckstücke wiedererlangen können.“ Die Ermittlungen seien mit dem heutigen Tag nicht abgeschlossen.

Die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden (SKD) hoffen nach dem Ermittlungserfolg freilich auf eine Rückkehr ihrer gestohlenen Schätze. „Die aktuellen Entwicklungen in Berlin geben uns große Hoffnung, dass der Einbruch in das Historische Grüne Gewölbe knapp ein Jahr danach kurz vor seiner Aufklärung steht“, so Generaldirektorin Marion Ackermann. „Wir hoffen natürlich, dass die Juwelengarnituren gefunden werden und bald wieder an ihrem angestammten Ort zurückkehren können.“

Heimat großer Schätze

Das Grüne Gewölbe im Dresdner Residenzschloss ist das barocke Schatzkammermuseum der sächsischen Kurfürsten und Könige. In zehn Räumen beherbergt es rund 3.000 Schmuckstücke und andere Meisterwerke aus Gold, Silber, Edelsteinen, Elfenbein und anderen wertvollen Materialien aus mehreren Jahrhunderten. Das 1723 bis 1729 eingerichtete Gebäude gilt als eine der reichsten Schatzkammern und eines der ältesten Museen Europas. Seinen Namen verdankt das Museum malachitgrünen Abfärbungen einzelner Bauteile darin.

Drei der acht Räume aus dem 18. Jahrhundert fielen den Bombenangriffen im Zweiten Weltkrieg 1945 zum Opfer. Die Roten Armee beschlagnahmte die ausgelagerten Kostbarkeiten und brachte sie nach Moskau, 13 Jahre später wurde die Sammlung zurückgegeben. Wegen Platzmangels konnte bis in die 90er Jahre aber nur ein geringer Teil davon gezeigt werden.