Wirecard-Ausschuss fordert persönliche Aussage von Ex-Chef Braun

Der Untersuchungsausschuss zum Bilanzskandal beim ehemaligen DAX-Unternehmen Wirecard beharrt darauf, dass dessen früherer Chef Markus Braun zur Vernehmung nach Berlin gebracht wird. Eine entsprechende Stellungnahme reichten die Mitglieder nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur heute beim Bundesgerichtshof ein. Der Österreicher Braun, der in Bayern wegen Betrugsverdachts in Untersuchungshaft sitzt, hatte sich gerichtlich gegen die Vorladung nach Berlin gewehrt.

Braun will wegen Pandemie nicht nach Berlin

Braun will lediglich per Video aussagen – und hatte das unter anderem mit der Coronavirus-Pandemie begründet. Für eine persönliche Aussage müsste Braun nach Angaben seines Anwalts nicht nur von Augsburg nach Berlin und wieder zurück gebracht werden, sondern auch mindestens zwei Nächte in Berliner Gefängnissen verbringen. Das, zusammen mit einem mehrstündigen Aufenthalt in einem Bundestags-Sitzungssaal, bedeute wegen des Virus ein unvertretbares Gesundheitsrisiko. Er vermute, dem Ausschuss gehe es vor allem um das Spektakel, einen Untersuchungshäftling zu vernehmen.

Der Ausschuss will seine Weigerung jedoch nicht akzeptieren. „Für Markus Braun als mutmaßlich Hauptverantwortlichen darf es bei der Befragung keinen Rabatt geben“, sagte der Grünen-Finanzpolitiker Danyal Bayaz. Er sowie Abgeordnete von Linken, FDP und SPD betonten, dazu gebe es im Ausschuss große Einigkeit.

Nach dem Bilanzskandal bei Wirecard waren Braun und weitere Manager im Sommer in U-Haft genommen worden. Nach dem ehemaligen Vorstandsmitglied Jan Marsalek fahndet die Polizei weiterhin. Die Staatsanwaltschaft sieht in Braun einen Hauptverantwortlichen für „gewerbsmäßigen Bandenbetrug“, bei dem Wirecard über Jahre Scheingeschäfte in Milliardenhöhe verbucht haben soll. Banken und Investoren sollen um bis zu 3,2 Mrd. Euro geprellt worden sein.