Aserbaidschans Präsident auf Triumphzug in Bergkarabach

Nach dem Waffenstillstand in Bergkarabach hat Aserbaidschans Präsident Ilham Alijev die von Armenien zurückeroberten Gebiete in der Kaukasusregion besucht. Zusammen mit seiner Frau begab er sich auf einen Triumphzug durch mehrere Städte, wie auf Foto- und Videoaufnahmen zu sehen war, die sein Büro heute veröffentlichte.

Nach sechswöchigen Kämpfen hatten sein Land und Armenien unter russischer Vermittlung am 9. November ein Waffenstillstandsabkommen geschlossen. Alijev bejubelte das Abkommen in der vergangenen Woche als „Kapitulation“ des Gegners.

„Zurück in unserem Vaterland“

Das Abkommen sieht vor, dass beide Kriegsparteien jene Gebiete behalten dürfen, in denen sie derzeit die Kontrolle haben – für Armenien bedeutet das große Gebietsverluste. In dem veröffentlichten Video kündigte Alijev an, er werde die für die Zerstörungen in der Region verantwortlichen Armenier vor „internationale Gerichte“ bringen.

Der Staatschef besuchte in Militärkleidung Städte, die von aserbaidschanischen Truppen zurückerobert worden waren. Seine Ehefrau Mehriban Alijeva, die Vizepräsidentin Aserbaidschans ist, begleitete ihn.

In einem Video sagte der Staatschef, während er am Steuer eines gepanzerten Fahrzeugs saß: „Wir sind zurück in unserem Vaterland“, und fügte hinzu, dass es keinen autonomen Status für Bergk-Karabach geben werde. „Aserbaidschan ist ein geeintes Land“, sagte er weiter. Das Video zeigte auch jubelnde Menschenmengen.

Alijev will nicht über Sonderstatus verhandeln

Alijev will nicht über einen Sonderstatus für die Konfliktregion verhandeln, wie er betonte. Bergkarabach sei Teil Aserbaidschans. Von einem besonderen Status könne deshalb keine Rede sein. Das armenische Volk werde auch unter den neuen Bedingungen leben.

In dem vor einer Woche von Russland vermittelten Abkommen zwischen Armenien und Aserbaidschan über ein Ende aller Kampfhandlungen in Bergkarabach ist der künftige Status offengelassen worden. Armenien hatte Verhandlungen darüber gefordert. Das Mandat dafür liegt aus Sicht von Präsident Armen Sarkissjan bei Russland, Frankreich und den USA als Kovorsitzende der Minsker Gruppe der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE).

Putin: „Kämpfe vollständig beendet“

Nach Einschätzung von Kreml-Chef Wladimir Putin hält die Waffenruhe. „Die Kämpfe sind vollständig beendet worden, die Situation hat sich stabilisiert“, sagte er in Moskau. Fast 2.000 russische Friedenssoldaten patrouillieren in der Region.

Ein weiterer Punkt der Übereinkunft ist der Austausch gefallener Soldaten. Armenien und Aserbaidschan hätten einander bereits etwa 200 Leichen übergeben, sagte Peter Maurer, Präsident des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK), der russischen Staatsagentur Ria Nowosti. Priorität sei es nun, nach weiteren Gefallenen in der Region zu suchen und die Leichen zu bergen. Armenien hatte noch am Vortag von Hunderten vermissten Soldaten gesprochen.