Intensivstation eines Krankenhauses
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Coronavirus

Mehr als 100 Tote an einem Tag gemeldet

Erstmals seit Beginn der Coronavirus-Pandemie wurden am Mittwoch in Österreich mehr als 100 Tote binnen 24 Stunden gemeldet. Laut Innen- und Gesundheitsministerium wurden 109 Todesopfer vermeldet, laut Zählung der Ministerien sind damit über 2.000 Menschen an oder mit Covid-19 verstorben. Nach einigen Tagen leichter Entspannung gab es auch einen Anstieg bei den Neuinfektionen.

Schon in den vergangenen Tagen wurden jeweils Todeszahlen im höheren zweistelligen Bereich verzeichnet, wobei der Meldetag nicht zwingend mit dem Sterbedatum übereinstimmen muss. In der Darstellung der AGES werden die Fälle dem Sterbedatum zugordnet, diese zeigt, dass sich die Sterbefälle auf die vergangenen Tage verteilen. Die Prüfung und Eingabe geht hier nicht so schnell vonstatten.

In der offiziellen AGES-Statistik sind derzeit 1.928 Tote (Stand: Mittwoch, 14.00 Uhr) verzeichnet. Das sind sogar 113 mehr als am Vortag, aber zu einem Gutteil erst jetzt bestätigte Fälle aus den vergangenen Tagen. Einzelne Tage, an denen tatsächlich mehr als 100 Menschen starben, wurden in der AGES-Statistik noch nicht registriert.

Anstieg seit Mitte Oktober

Ein Anstieg der Todesfälle ist seit Mitte Oktober zu beobachten. Auch die Statistik Austria vermeldete eine Anstieg seit diesem Zeitpunkt – allerdings ohne Angabe der Todesursachen. Zum Vergleich: Durchschnittlich versterben in Österreich rund 220 Menschen pro Tag, allerdings variiert dieser Wert saisonal stark: In den Wintermonaten sterben deutlich mehr Menschen als im Sommer. In der Altersgruppe über 65 liegen die von der Statistik Austria gemeldeten Todesfälle aktuell oberhalb des erwarteten Wertes.

Die Zahlen deuten also auf eine neuerliche „Übersterblichkeit“ hin, wie sie schon während der ersten Infektionswelle im Frühjahr registriert wurde. Auch das Europäische Mortalitätsmonitoring (Euromomo) weist für Österreich derzeit eine leichte Übersterblichkeit aus. Gewarnt wird aber vor einer Überinterpretation der Daten, genauere Erkenntnisse wird man erst nach einer längerfristigeren Beobachtung gewinnen können.

Zahl der Neuinfektionen wieder gestiegen

Die Ministerien meldeten am Mittwoch auch 7.091 Neuinfektionen – das sind deutlich mehr als in den vergangenen Tagen. Seit dem Höchstwert am Mittwoch vergangener Woche mit mehr als 9.000 diagnostizierten Fällen an diesem Tag war die tägliche Zahl der Neuinfektionen zunächst gesunken. Werden die neu gemeldeten Fälle dem Labordiagnosedatum zugeordnet, zeigt sich, dass seit Dienstag wieder ein Anstieg zu verzeichnen ist.

Dementsprechend sank auch die 7-Tage-Inzidenz, also die Zahl der Neuinfektionen mit dem Coronavirus in der abgelaufenen Woche hochgerechnet auf 100.000 Einwohnerinnen und Einwohner, in den vergangenen Tage leicht – auch trotz des Anstiegs der Neuinfektionen am Dienstag und Mittwoch. In den meisten Bundesländern ließ sich ein leichter Trend nach unten beobachten – mit Ausnahme Kärntens, wo die 7-Tage-Inzidenz zuletzt stark stieg. Auch in Salzburg stieg der Wert in den vergangenen Tagen wieder deutlich.

Die meisten Neuinfektionen gab es am Mittwoch mit 1.700 in Oberösterreich, aus Wien wurden 1.215 gemeldet und aus Niederösterreich 1.003. In der Steiermark kamen in den vergangenen 24 Stunden 998 Fälle hinzu, in Tirol 711 und in Salzburg 637. Kärnten speiste 438 Neuinfektionen in das EMS ein, Vorarlberg 218 und das Burgenland 171.

Angespannte Situation in Krankenhäusern

Die Situation in den Krankenhäusern ist weiterhin angespannt: 682 Covid-19-Erkankte benötigten laut Zahlen der Ministerien am Mittwoch intensivmedizinische Versorgung – 24 mehr als am Dienstag. Insgesamt mussten bereits 4.592 Menschen im Krankenhaus behandelt werden – 67 mehr als am Vortag. Auch hier unterscheiden sich die Daten der AGES leicht: Hier werden 658 (plus 46) Menschen auf Intensivstationen und 4.525 (plus 182) Hospitalisierte insgesamt vermeldet.

Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) verwies am Mittwoch erneut auf die „Notlage“ im Bereich der Intensivmedizin. Diese bestehe in ganz Europa: „Überall geraten die Gesundheitssysteme an ihre Grenzen.“ In Österreich werde man in der kommenden Woche im Bereich der Intensivmedizin in die „schwierigste Phase“ kommen, so seine Prognose. Viele im Gesundheitswesen Tätige hätten Angst davor, dass man in einigen Wochen in die Situation kommen könnte, dass es zu Triagen in Spitälern kommt. „Wir alle tun alles gemeinsam dafür, dass diese Situation nicht Wirklichkeit wird.“

Zu den Neuinfektionen sagte er: „Es erfolgt eine Stabilisierung, wir sind aber noch nicht bei der notwendigen Trendwende, die wir für eine drastische Verringerung brauchen.“ Wenn aber die Zahlen wie erwartet weiter hinuntergehen, dann erwarte er für Österreich Anfang Dezember eine Entspannung in der intensivmedizinischen Betreuung. „Ich hoffe, dass wir alle bis dahin gut durchhalten.“