CoV-Test in Australien
Reuters
South Australia

„Pizza-Lüge“ löste harten Lockdown aus

Der harte Lockdown im australischen Bundesstaat South Australia ist der Regierung zufolge durch eine Lüge ausgelöst worden. Ein erkrankter Mann habe zu seiner Ansteckung in einem Restaurant angegeben, sich nur schnell eine Pizza geholt zu haben, in Wahrheit habe er dort jedoch stundenlang neben einem erkrankten Kollegen gearbeitet, sagte South Australias Premier Steven Marshall am Freitag.

Da der Mann erst angab, sich nur im Vorbeigehen eine Pizza gekauft zu haben, hatten die Behörden angenommen, dass es sich um einen äußerst ansteckenden Virusstrang handeln müsse. Weil er aber tatsächlich in dem Lokal Woodville Pizza Bar mehrere Schichten neben einem Coronavirus-Erkrankten gearbeitet hatte, könne nun ordnungsgemäß Contact-Tracing betrieben werden, so Marshall.

„Die Geschichten (der beiden Männer, Anm.) passten nicht zusammen“, sagte Marshall zu Medien: „Wir wissen jetzt, dass sie gelogen haben. Hätte diese Person den Kontaktverfolgungsteams die Wahrheit gesagt, wären wir nicht für sechs Tage eingesperrt worden.“ Er sei stinksauer: „Zu sagen, dass ich mich über die Taten dieser Person aufrege, ist eine absolute Untertreibung. Egoistisches Handeln hat unseren ganzen Bundesstaat in eine sehr schwierige Situation gebracht.“

Leere Straßen in Adelaide, Australien
AP/David Mariuz
Keine Menschen auf den Straßen der südaustralischen Stadt Adelaide

Die Aufklärung der Causa durch Marshall erfolgte nur zwei Tage, nachdem die Regierung die Menschen in dem Bundesstaat aufgefordert hatte, zu Hause zu bleiben. Viele Geschäfte wurden geschlossen, um das Coronavirus einzudämmen. Ursprünglich hätte der Lockdown sechs Tage dauern soll, die Maßnahmen sollen nun mit Samstag früher aufgehoben werden als zunächst geplant.

„Keine Strafe“

Auf die Frage, welche Strafe dem Mann drohe, sagte Polizeikommissar Grant Stevens, dass es nach dem geltenden Gesetz „keine Strafe“ für das Anlügen von Kontaktverfolgern gebe, obwohl das wahrscheinlich überprüft werde. In Australien gibt es seit Kurzem eine Ausbildung zum Contact-Tracer (Kontaktverfolger). Personen, die diesen Beruf ausüben, sind keine Polizistinnen und Polizisten, sondern verfolgen einzelne Stränge der Coronavirus-Ausbreitung.

Warteschlange bei CoV-Tests in Australien
Reuters
Menschen stehen in Adelaide Schlange, um sich testen zu lassen

Stevens sagte, sein Kontaktverfolgungsteam, das die von dem Mann zur Verfügung gestellten Informationen geprüft habe, habe ein schlechtes Gefühl bei den Aussagen des Übeltäters gehabt. Er glaube aber nicht, dass der Mann die Behörden absichtlich hinters Licht führen wollte.

Nicht einmal 100 Fälle in ganz Australien verzeichnet

South Australia, wo etwa 1,8 Millionen Menschen leben, hatte zuletzt 25 Fälle aus einem Cluster verzeichnet, die mit einem aus dem Vereinigten Königreich zurückgekehrten Reisenden in Verbindung stehen. Es wurde erwartet, dass die Zahl der neuen Fälle in dem Bundesstaat in den nächsten Tagen noch steigen wird. Ganz Australien war bisher relativ erfolgreich bei der Eindämmung des Coronavirus. Das Land hat laut offiziellen Angaben derzeit nicht einmal 100 aktive Fälle. Der Bundesstaat Victoria meldete am Freitag seinen 21. Tag in Folge mit null Fällen.

Australien verfolgt die Methode, sehr rasch auf Coronavirus-Ausbrüche zu reagieren und über einzelne Regionen und Bundesstaaten Ausgangssperren zu verhängen. Der Bundesstaat Victoria etwa war bis Ende Oktober drei Monate im harten Lockdown und registrierte anschließend null Neuinfektionen und null Todesfälle in Zusammenhang mit dem Coronavirus.