Testabnahme für einen Covid-19 Schnelltest
APA/Georg Hochmuth
Termin fix

CoV-Massentests starten am 5. Dezember

Die Pläne für die geplanten Coronavirus-Massentests in Österreich sind am Freitag ein Stück konkreter geworden. Am Samstag und Sonntag, 5. und 6. Dezember, und somit zum Ende des harten Lockdowns sollen alle Landes- und Bundeslehrerinnen und -lehrer sowie Kindergartenbetreuerinnen und -betreuer (rund 200.000 Personen) getestet werden.

Die Abwicklung und Abnahme der ersten Tests für das Lehr- und Betreuungspersonal läuft über rund 100 Teststationen in allen Bezirkshauptstädten. Für große Flächenbezirke sind zusätzliche Teststationen möglich. Die Information an das gesamte Lehr- und Betreuungspersonal über Zeitpunkt und Ablauf der Tests erfolgt koordiniert vom Bildungsministerium über die Landesbildungsdirektionen und Bezirksschulbehörden. Diese Testreihe umfasst rund 200.000 Personen in ganz Österreich.

Am 7. und 8. Dezember folgt dann die Testung aller 40.000 Polizisten und Polizistinnen. Die Organisation dieser Tests erfolgt über die Landespolizeidirektionen. Sie werden ebenfalls über die rund 100 Teststationen in den Bezirkshauptstädten abgewickelt.

Test für breite Bevölkerung kurz vor Weihnachten

Kurz vor Weihnachten ist eine breit angelegte Testreihe für die gesamte Bevölkerung geplant. Die Teilnahme ist freiwillig, wie es in einem Informationspapier der Bundesregierung von Freitag heißt. Noch zuvor werden ebenfalls in der ersten Dezember-Woche in ausgewählten Gemeinden mit hohen Inzidenzwerten Tests an der Bevölkerung durchgeführt. Die Gemeinden und genauen Testtage sollen kommende Woche definiert werden. Zu Beginn des neuen Jahres sei dann eine zweite Massentestreihe im ganzen Land geplant, so die Regierung. Welche Altersgruppen getestet werden sollen, ist noch nicht restlos geklärt. Im Gespräch sind Tests ab zehn Jahren.

Grafik zeigt den Fahrplan für die CoV-Massentests
Grafik: APA/ORF.at; Quelle: APA

„Damit Testungen epidemiologisch sinnvoll sind, müssen diese mehrmals wiederholt werden. Sie müssen außerdem niederschwellig und gratis zugänglich und auf freiwilliger Basis erfolgen“, so Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) in der Aussendung.

Sieben Millionen Antigen-Schnelltests wurden bereits bestellt, weitere Bestellungen sind in Planung. Die Kosten für die ersten sieben Millionen Tests belaufen sich auf 50 Millionen Euro. Zur Anwendung kommen Tests der Firmen Roche (vier Millionen Tests) und Siemens (drei Millionen Tests). Das Ergebnis eines Antigen-Tests liegt nach rund 15 Minuten vor.

Bundesheer übernimmt Logistik

Die zentrale Abwicklung und Steuerung der Massentests liegt beim Bundesheer und dem Gesundheitsministerium. Das Bundesheer habe bereits die Abwicklung der Massentests in der Slowakei unterstützt und verfüge daher über Know-how im Umgang mit überregionalen Sondereinsätzen, so die Regierung. Das Verteidigungsressort befinde sich bereits intensiv in den Vorarbeiten zur logistischen und organisatorischen Abwicklung der Tests, hieß es in dem Medienpapier.

Menschen stellen sich in Bratislava für CoV-Massentests an
APA/AFP/Vladimir Simicek
Die Slowakei setzte bereits in den vergangenen Wochen auf Massentests der Bevölkerung

Neben Logistik und Organisation werden auch Sanitäter des Militärs zur Durchführung der Tests herangezogen. Insgesamt wird das Bundesheer mit mehreren tausend Soldaten die Abwicklung der Massentests unterstützen. Daneben werden auch noch die Gesundheitsbehörden, Blaulichtorganisationen, Feuerwehren sowie freiwillige Helfer im Einsatz sein.

Kurz sieht „Alternative zu Lockdowns“

Zwar sei die Teilnahme freiwillig, doch könnten „einige Minuten für einen Test einige Wochen Lockdown des ganzen Landes verhindern, so Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) in der Aussendung. „Deshalb bitten wir schon jetzt die gesamte Bevölkerung, dieses bundesweite Projekt zu unterstützen und sich daran zu beteiligen. Diese Massentests sind bis zur Impfung eine große Chance für Österreich, den Weg zur Normalität zurückzufinden.“

„Mit den Massentests eröffnen wir im Kampf gegen die Pandemie ein neues Kapitel und wollen damit den Menschen ein Weihnachtsfest im engen Familienkreis ermöglichen. Dieses Vorhaben erfordert einen hohen logistischen Aufwand, aber bringt enorme Vorteile. Wir können schnell eine hohe Zahl an infizierten Personen lokalisieren und Infektionsketten durchbrechen. Massentests waren bisher nicht möglich, sind aber jetzt eine Alternative zu Lockdowns“, so Kurz.

Anschober: Kein falsches Sicherheitsgefühl

Ziel der in Abstimmung mit Ländern, Gemeinden, Sozialpartnern, Ärztekammer und der Wissenschaft geplanten Massentests ist es laut Regierung auch, eine Bestandsaufnahme aktiver Infektionen zu bekommen, aktive Infektionsfälle zu lokalisieren und dadurch Infektionsketten zu durchbrechen. Der logistische Aufbau soll die Grundlage für regelmäßige Tests bieten.

Intensive Testungen, Screenings und Massentests könnten ein probates Mittel zur Pandemiebekämpfung sein, entscheidend sei aber, dass durch die Tests kein falsches Sicherheitsgefühl entsteht, „dass sie nicht als Ersatz, sondern als zusätzliche Maßnahme zu Abstand, Mund-Nasen-Schutz und Hygiene angenommen werden“, so Anschober.

Laut Regierung erfolgt auch bereits seit Wochen der Ausbau der Screening-Programme mit dem Schwerpunkt „Schutz der Alten- und Pflegeheime“. 315.000 Tests seien bereits ausgeliefert worden, weitere drei Millionen Tests seien für ein engmaschiges Testnetz in den Alters- und Pflegeheimen gesichert, so die Regierung.

Länder fordern schnelle Konkretisierung

Bei den Bundesländern, die laut Regierung eng in die Tests eingebunden werden sollen, wurden die Pläne mit einer Portion Skepsis aufgenommen. Die Landesgesundheitsreferenten forderten nach ihrer Onlinekonferenz am Freitag rasch ein entsprechendes Konzept und den parallelen Ausbau der Infrastruktur. „Mit der aktuellen, extrem belasteten Struktur von Personal über Logistik bis hin zu IT wird das nicht machbar sein“, sagte der Salzburger Landeshauptmann-Stellvertreter Christian Stöckl (ÖVP), derzeit Vorsitzender der Gesundheitsreferenten.

So müsse sichergestellt werden, dass die Teststraßen in den Gemeinden, die Laborkapazitäten und die Logistik bis hin zum Contact-Tracing ausgebaut werden. Zudem müssen die elektronischen Daten- und Meldesysteme verknüpft werden, damit eventuelle CoV-Cluster rasch erkannt werden können. „Wir werden alle Hände voll zu tun haben, diese Strukturen aufzustellen“, sagte Stöckl.

Positive Reaktion von Lehrergewerkschafter

Zustimmend äußerte sich in einer ersten Reaktion der oberste Vertreter der Lehrerinnen und Lehrer an den Pflichtschulen, Paul Kimberger. „Grundsätzlich halte ich das Angebot, sich freiwillig testen zu lassen, für positiv“, so der Vorsitzende der ARGE Lehrer in der GÖD zur APA: „Das gibt mehr Sicherheit.“ Allerdings müsse man in der kommenden Woche noch Gespräche führen, wie die Organisation und Logistik ablaufen solle. „Da ist ja noch alles weitgehend offen.“