Äthiopien: UNO fordert Korridore für Hilfslieferungen

Die Vereinten Nationen haben wegen der anhaltenden Kämpfe in Äthiopien die Einrichtung humanitärer Korridore zur Unterstützung der Zivilbevölkerung gefordert. „Wir sind sehr besorgt über die Lage in Äthiopien“, sagte UNO-Generalsekretär Antonio Guterres gestern in New York. Die Afrikanische Union (AU) ernannte drei Sondergesandte, die einen Vermittlungsversuch in dem Konflikt zwischen der abtrünnigen Region Tigray und der äthiopischen Regierung unternehmen sollen.

Seit Ausbruch des Konflikts sind bereits mehr als 30.000 Menschen über die Grenze in das Nachbarland Sudan geflüchtet. Guterres warnte vor „dramatischen humanitären Auswirkungen“ auch im Sudan. Wo die von der UNO geforderten Korridore für humanitäre Hilfslieferungen liegen könnten, sagte er nicht.

Er habe mit wichtigen regionalen Akteuren – darunter die Regierungschefs von Äthiopien, Sudan und Südafrika – über die Krise gesprochen, fügte Guterres hinzu. Bisher hätten die äthiopischen Behörden alle Vermittlungsangebote in dem Konflikt abgelehnt.

Spannungen seit Monaten

In der äthiopischen Grenzregion Tigray gibt es seit Monaten Spannungen. Die dort regierende Volksbefreiungsfront TPLF dominierte drei Jahrzehnte lang die äthiopische Politik, bevor Ministerpräsident Abiy Ahmed 2018 an die Macht kam. Die TPLF erkennt Abiy, der im vergangenen Jahr mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet worden war, nicht an. Anfang des Monats entsandte Abiy Streitkräfte nach Tigray, wodurch sich der Konflikt mit der TPLF deutlich verschärfte.

Gestern schoss die TPLF erneut Raketen auf die Hauptstadt der Nachbarregion Amhara ab, wie ein Sprecher der Region mitteilte. Es habe weder Verletzte noch Schäden in der Stadt Bahir Dar gegeben.