Polizeigewalt bei friedlichen Protesten gegen Lukaschenko

Tausende Menschen haben trotz Polizeigewalt zum 15. Mal in Serie bei einer Sonntagsdemonstration in Weißrussland gegen Machthaber Alexander Lukaschenko friedlich protestiert. In der Hauptstadt Minsk versammelten sich die Menschen zunächst in ihren Wohnvierteln und bildeten dann Protestzüge mit den historischen weiß-rot-weißen Fahnen.

Menschen demonstrieren in Weißrussland.
APA/AFP/Stringer

Die Polizei nahm schon zu Beginn der nicht genehmigten Versammlungen etliche Teilnehmer fest. Das Menschenrechtszentrum Wesna veröffentlichte die Namen der Festgenommenen. An den vergangenen beiden Sonntagen kam es jeweils zu rund 1.000 Festnahmen. Auch in anderen Städten forderten Menschen erneut Lukaschenkos Rücktritt.

Gefangenentransporter und Wasserwerfer standen bereit

Der Machtapparat zog Hundertschaften Uniformierter von Innenministerium und Armee in Minsk zusammen. Gefangenentransporter, Wasserwerfer und andere schwere Technik standen bereit. Die großen Plätze der Hauptstadt waren mit Metallgittern abgesperrt, wie auf Bildern im Nachrichtenkanal Telegram zu sehen war. Die Behörden regelten die Mobilverbindungen herunter und sperrten etwa zehn Metrostationen – so sollten Massenansammlungen verhindert werden.

Offiziell war die Aktion diesmal als „Marsch gegen den Faschismus“ angekündigt. Die Organisatoren regierten damit auf jüngste Beschimpfungen durch Lukaschenko, sie seien Faschisten.

Die Proteste der Demokratiebewegung dauern seit mehr als drei Monaten an. Die Bewegung fordert auch ein Ende der Polizeigewalt gegen friedliche Demonstranten, die Freilassung aller politischen Gefangenen und Neuwahlen. Lukaschenko beansprucht den Sieg der Präsidentenwahl vom 9. August mit 80,1 Prozent der Stimmen für sich – nach 26 Jahren im Amt. Die Opposition sieht dagegen die Bürgerrechtlerin Swetlana Tichanowskaja als Siegerin der Wahl.