UNO warnt vor „katastrophalen“ Folgen in Afghanistan

Die UNO hat die internationale Staatengemeinschaft im Vorfeld einer Geberkonferenz aufgerufen, Afghanistan nicht im Stich zu lassen. Ohne Hilfe drohten dem Land „katastrophale Konsequenzen“, warnte UNO-Flüchtlingskommissar Filippo Grandi heute.

Die Zukunft von Millionen Afghaninnen und Afghanen hänge vom Ergebnis der Friedensverhandlungen zwischen der Regierung und den radikalislamischen Taliban sowie dem Engagement der internationalen Gemeinschaft ab, sagte Grandi.

„Ein Scheitern in jedem der beiden Bereiche würde Afghanistan mit katastrophalen Konsequenzen zurückwerfen“, fügte der UNO-Flüchtlingskommissar hinzu. Eine Folge seien Flüchtlingsbewegungen von „möglicherweise großem Ausmaß“.

Fast 300.000 Menschen seien in diesem Jahr innerhalb des Landes vertrieben worden, knapp drei Millionen in den Jahren zuvor. Weitere neun Millionen hätten durch die Coronavirus-Krise ihre Lebensgrundlage verloren, so Grandi. Sie alle benötigten „akute“ humanitäre Unterstützung.

Geberkonferenz in Genf

Unter Leitung der Vereinten Nationen beginnt heute in Genf eine zweitägige internationale Geberkonferenz für Afghanistan. Bei der von Finnland und der afghanischen Regierung organisierten Konferenz sollen Gelder für die Unterstützung des Friedensprozesses im Land am Hindukusch gesammelt werden.

Zunehmende Gewalt und der von der scheidenden US-Regierung angekündigte Abzug von 2.000 weiteren Soldaten bis zum 15. Jänner hatten zuletzt die derzeit laufenden Friedensverhandlungen in Doha überschattet.

Die Verhandlungen zwischen den Taliban und der afghanischen Regierung hatten im September in der katarischen Hauptstadt begonnen, kommen aber nur schleppend voran. Kritikerinnen und Kritiker warnen, ein übereilter Abzug der US-Soldaten werde die Aufständischen stärken und deren Verhandlungsbereitschaft sinken lassen.