Karl Dall
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1941–2020

Komiker Karl Dall ist tot

Der deutsche Komiker und Schauspieler Karl Dall ist am Montag im Alter von 79 Jahren gestorben, wie seine Familie mitteilte. Dall habe sich von einem Schlaganfall, den er vor zwölf Tagen erlitten hatte, nicht mehr erholt. Bis zuletzt war er vor der Kamera aktiv.

„Trotz Einsatz aller technologischen und intensivmedizinischen Maßnahmen ist er heute friedlich eingeschlafen, ohne vorher noch einmal das Bewusstsein wiedererlangt zu haben. Er hinterlässt eine Ehefrau, Tochter und Enkelin“, hieß es in dem Schreiben. Dall hatte Anfang November die Rolle des Alt-Rockstars Richie Sky in der ARD-Serie „Rote Rosen“ übernommen. In Lüneburg (Niedersachsen), wo die Telenovela gedreht wird, erlitt er dann am 11. November einen Schlaganfall mit Hirnblutungen.

Dall hatte seine Karriere mit der Gruppe Insterburg & Co. begonnen. Später moderierte er TV-Talkshows, platzierte sich mit Schlagern wie „Diese Scheibe ist ein Hit“ und „Millionen Frauen lieben mich“ in den Charts und stand als Schauspieler in zumeist kleineren Rollen für diverse Komödien vor der Kamera. Eine eigene TV-Sendung wie einst die Formate „Dall-As“ und „Jux und Dallerei“ hatte der Entertainer seit Längerem nicht mehr.

Karl Dall, 1990
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Das Format „Dall-As“ lief 1985 bis 1991

„Auge zu und durch“

Mit schrägem Humor eroberte Dall die Showwelt. „Auge zu und durch“ nannte er seine Autobiografie – und genau das dürften sich auch oft die prominenten Gäste seiner Talkshows wie „Dall-As“ gesagt haben, wenn der TV-Humorist sie provozierte und gegen sie austeilte. Erst sei er damit nicht beachtet, später verrissen und schließlich zum Kult erklärt worden, fasste er es selbst einmal zusammen. „Jeder wollte mal mit Dall am Tisch sitzen und sich verarschen lassen – wer da nicht dabei gewesen war, gehörte nicht in die Showbranche.“

Der nach seinem Kollegen Otto Waalkes berühmteste Komiker aus Ostfriesland feierte Erfolge auf der Bühne und im TV. Dabei sah es nach einer solchen Karriere bei ihm lange nicht aus. Einen Beamten wollten die Eltern aus ihm machen, das Lehrerkind selbst sah sich als Fotograf oder Kameramann. Nach dem vermasselten Schulabgang – in der Oberstufe brach er ab – platzten elterliche und eigene Träume. Dafür war er als Klassenclown bekannt: „Komisch fand ich mich nicht, aber alle haben über mich gelacht“, erzählte er später.

Karl Dall
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Dall im September 2012 vor dem Hamburger Schmidt-Theater. Damals feierte er mit seinem Solotheaterstück „Der Opa“ Premiere

Hängendes Augenlid als Markenzeichen

Dall, der als Kind wegen seiner Lidmuskelschwäche Zielscheibe von Witzen darüber wurde, machte das Beste daraus – und wurde Berufskomiker und das hängende Augenlid sein Markenzeichen. Nach einer Schriftsetzerlehre und Gelegenheitsjobs traf er auf Liedermacher Ingo Insterburg, 1967 schlug die Geburtsstunde für die humoristisch-anarchische Gruppe Insterburg & Co. („Ich liebte ein Mädchen“), die schnell zum Geheimtipp in der Studierendenszene wurde.

Bevor die Truppe Ende der 70er auseinanderging, hatte Dall Kontakte zum Fernsehen geknüpft. Er brachte den „Musikladen“ mit auf den Bildschirm, assistierte bei Rudi Carrells „Am laufenden Band“ und spielte in „Verstehen Sie Spaß?“ Telefonstreiche. Seine Karriere brachte Dall vor allem Mitte der 80er Jahre mit seinem Einstieg beim damals frisch gegründeten Privatsender RTL auf Touren.

50 Jahre auf der Bühne

Als Schauspieler stand er für zahlreiche Produktionen vor der Kamera, darunter viele Komödien bis hin zu Erotikfilmchen wie „Sunshine Reggae auf Ibiza“ (1983). Zuletzt war er gelegentlich in TV-Serien wie „Notruf Hafenkante“ und „Großstadtrevier“ mit von der Partie. Von der Tourneebühne verabschiedete sich Dall 2017 nach 50 Jahren.