Boeing 737 MAX Flugzeuge auf einem Fabriksgelände von Boeing
Reuters/Lindsey Wasson
Anfang 2021

Boeing 737 Max vor Starterlaubnis in Europa

Nach der Wiederzulassung der Boeing 737 Max in den USA steht auch in Europa ein Ende des Startverbots bevor. Es sei geplant, den Flugzeugtyp in einigen Wochen wieder abheben zu lassen, teilte die europäische Luftfahrtaufsicht EASA am Dienstag in Köln mit. Zunächst kann aber die Öffentlichkeit vier Wochen lang die von der EASA veröffentlichte Lufttüchtigkeitsanweisung für den Jet kommentieren.

Die endgültige Fassung für die Anweisung sei ab Mitte Jänner zu erwarten, hieß es. Nach zahlreichen Veränderungen an Hard- und Software und einer zusätzlichen Schulung der Piloten sollen die Jets auch in Europa wieder abheben dürfen – mehr als 22 Monate nach Beginn des Flugverbots.

Die Reihe 737 Max war im März 2019 nach zwei Abstürzen mit insgesamt 346 Toten aus dem Verkehr gezogen worden. Ein Land nach dem anderen zog die Erlaubnis für den Typ zurück. Als Hauptursache der Unglücke galt ein fehlerhaftes Steuerungsprogramm. Boeing hatte die Probleme eigentlich bereits nach dem ersten Absturz beheben wollen. Doch es traten wiederholt weitere Mängel auf, so dass es letztlich rund 20 Monate dauerte, bis die US-Luftfahrtbehörde FAA vergangene Woche das Flugverbot für die USA aufhob.

China bleibt bei Nein

Die EASA hatte bei Teilen des Wiederzulassungsverfahrens mit der FAA kooperiert, wollte aber auf eigener Wissensgrundlage eine unabhängige Entscheidung treffen. „Ich bin zuversichtlich, dass wir bei der Prüfung des Flugzeugs mit seinen Veränderungen jeden Stein umgedreht haben“, sagte EASA-Chef Patrick Ky. „Jedes Mal, wenn es so schien, dass Probleme gelöst waren, haben wir tiefer gebohrt und noch mehr Fragen gestellt.“ Die gründliche Prüfung gebe der EASA das Vertrauen, dass das Flugzeug jetzt sicher fliegen könne.

Boeing 737 MAX
Reuters/Karen Ducey
Die Boeing 737 Max darf wieder abheben, doch die Krise traf das Unternehmen schwer

China hingegen hält am Flugverbot fest. Es gebe „keinen Zeitplan“ für eine Wiederaufnahme der Flüge, teilte die Aufsichtsbehörde CAAC vor wenigen Tagen in Peking laut dem Fernsehsender CCTV mit. Bevor die Maschine wieder fliegen dürfe, müsse die Untersuchung der beiden Unfälle abgeschlossen sein.

Vorwürfe nach Untersuchungen

Boeing war wegen der Abstürze schwer in die Kritik geraten und verdächtigt worden, das Modell im scharfen Wettbewerb mit Airbus überstürzt auf den Markt gebracht und die Sicherheit vernachlässigt zu haben. Das wies Boeing zwar zurück, doch Fehler und Pannen wurden eingeräumt.

Ermittler an der Absturzstelle einer Boeing 737 Max
AP/Mulugeta Ayene
Im März 2019 stürzte in Äthiopien eine Boeing 737 Max kurz nach dem Start ab

Der Abschlussbericht des US-Kongresses zu den Abstürzen kam zu dem Ergebnis, dass technische Fehler sowie Verheimlichungen und Aufsichtsversagen zu den Unglücken führten. Auch die FAA musste sich heftige Kritik gefallen lassen. Der Behörde wurde im Bericht eine unzureichende Kontrolle zur Last gelegt.

Die Entwicklungen brachten Boeing auch finanziell stark unter Druck. Der Airbus-Erzrivale konnte die 737 Max – sein bis zu den Abstürzen bestverkauftes Modell – wegen der Flugverbote seit Frühjahr 2019 nicht mehr an Kunden ausliefern. Zahlreiche Aufträge wurden storniert, Boeing entstanden etliche Milliarden an Sonderkosten. Auch angesichts der Pandemie blickt Boeing weiter schwierigen Zeiten entgegen.