Drozda vor U-Ausschuss: Erst 2018 von Video erfahren

Als dritte und letzte Auskunftsperson für heute ist heute der ehemalige SPÖ-Bundesgeschäftsführer und Kulturminister Thomas Drozda im „Ibiza“-U-Ausschuss befragt worden. In seiner Stellungnahme bezog sich Drozda vor allem auf das „Ibiza-Video“.

Er sei am 12.10.2020 einvernommen worden, das ihm bisher unbekannte Protokoll sei an die Medien gespielt worden, beschwerte sich Drozda zu Beginn. Die darauf basierende Behauptung, dass er, Drozda, schon 2017 vom „Ibiza-Video“ gewusst habe, sei „schlicht falsch“.

Thomas Drozda (SPÖ) beim „Ibiza“-Untersuchungsausschuss
ORF.at/Carina Kainz

Erstkontakt im März 2018

Er sei Ende März 2018 von einem der SPÖ nahestehenden Werber kontaktiert worden, der einen Kontakt herstellen wollte zu einer Person mit Material, das die FPÖ belastet.

Der damalige SPÖ-Chef Christian Kern habe ihm den Auftrag erteilt, zu sondieren, worum es sich eigentlich handelt. Das rund zehnstündige Videomaterial, hieß es damals, zeige den ehemaligen FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache und den früheren FPÖ-Klubobmann Johann Gudenus in kompromittierenden Situationen. Im Laufe der Besprechung mit der Kontaktperson sei ihm klar geworden, dass das eine Sache für einen Anwalt sei.

„Nicht an die große Glocke“

Nach Besprechung mit dem SPÖ-Parteianwalt Michael Pilz, der wenige Minuten aus dem Video gesehen habe, habe man der Kontaktperson ausrichten lassen, dass man an dem Material nicht interessiert sei. Die Kontaktperson habe zuvor erklärt, dass das Material sechs Mio. Euro kosten soll. Er habe dann erst im Mai 2019 wieder vom Video gehört und das gesamte Video selbst bisher noch nicht gesehen.

Man habe sich entschlossen, das Video „nicht an die große Glocke“ zu hängen, so Drozda auf Frage des Abgeordneten David Stögmüller (Grüne). Man habe dem Werber auch mitgeteilt, dass die SPÖ kein Interesse an dem Material habe. Zu der Person mit dem belastenden Material, der man den Gang zum Staatsanwalt empfohlen habe, habe er keinen Kontakt mehr gehabt.