Ein Mann trägt einen gekauften Christbaum zum Auto
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Trotz Krise

Christbaumgeschäft im grünen Bereich

Ohne Christbaum kein richtiges Weihnachten – das gilt auch für viele Menschen hierzulande, die mit der christlichen Religion wenig oder gar nichts am Hut haben. Nach außen betrachtet dürfte es zumindest in dieser Hinsicht auch in Zeiten der Pandemie ein normales Weihnachtsfest werden. Vielleicht sogar etwas „normaler“ als sonst.

Denn die Wahrheit ist: Weihnachten ist – jedenfalls auch – das Hochfest des Handels, der Gastronomie und des Tourismus. Und viele Handelsbranchen fürchten, heuer wegen der Coronavirus-Pandemie und der damit verbundenen Einschränkungen um ihre Umsätze. Eine zu Weihnachten zentrale Branche rechnet genau aus diesem Grund mit einem leichten Plus: Weniger Leute würden heuer zu Weihnachten verreisen und zu Hause feiern – und sich dafür auch einen Christbaum kaufen. Erst recht, wenn heuer viele wohl in kleinerem Rahmen feiern werden.

Daher rechnet jedenfalls Karl Schuster, der in der niederösterreichischen Landwirtschaftskammer für die Christbaumbäuerinnen und -bauern zuständige Referatsleiter, heuer mit „einem etwas höheren Absatz“. Voraussetzung ist freilich, dass es ab 7. Dezember, also mit dem Auslaufen des Lockdowns, weitgehend einen Normalbetrieb gibt.

Christbaumfarm
APA/Barbara Gindl
Christbaumbauern sind auf Arbeitskräfte aus Osteuropa angewiesen

„Ein spannendes Jahr“

Es werde auf jeden Fall „ein spannendes Jahr“, sagte Schuster gegenüber ORF.at. Denn neben dem erwarteten stärkeren Absatz durch Private sei zu Beginn der Weihnachtssaison durch den Lockdown der Verkauf an Handels- und Gastronomiebetriebe weggefallen.

Aber nicht alle sehen das offenbar so. Der Obmann der oberösterreichischen Christbaumbauern, Ignaz Hofer, sagte, dass Betriebe, Gastronomie und Hotellerie – sonst wichtige Abnehmer – heuer „weggebrochen“ seien. Teurer sollen die Bäume jedenfalls nicht werden – mehr dazu in ooe.ORF.at.

Schuster erwartete dagegen, dass auch hier die Verkäufe ab 7. Dezember anziehen werden. Und selbst wenn es im Bereich der großen Bäume einen Ausfall geben sollte, gibt es für die Christbaumbauern einen „Spielraum“: Notfalls lässt sich ein Baum auch kürzen, und die abgeschnittenen Zweige können ebenfalls verkauft werden.

Mann trägt einen Christbaum
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Gerade Städter kaufen Bäume oft im Straßenverkauf, viele suchen sich aber ihren Baum beim Bauern selbst aus

2,8 Millionen Bäume

Österreichweit werden zu Weihnachten alljährlich etwa 2,8 Millionen Bäume verkauft. Die überwiegende Zahl, rund 2,5 Millionen, stammt aus heimischer Produktion. Den größten Anteil hat dabei Niederösterreich mit mehr als 40 Prozent. Nach Anbaufläche folgen die Steiermark und Oberösterreich auf Platz zwei und drei, gefolgt vom Burgenland (7,2 Prozent), Kärnten und Salzburg (je 3,4 Prozent), Tirol (2,2 Prozent), Vorarlberg (0,6 Prozent) und Wien (0,4 Prozent).

Mindestens zehn Jahre

Bis ein Baum zwei Meter hoch wird, dauert es mindestens zehn Jahre. Im Schnitt sind die gekauften Christbäume 1,6 Meter hoch.

Deutlich mehr als in anderen Ländern werden direkt verkauft – also ab Hof oder an Ständen: Der Anteil beträgt 70 Prozent, jeder dritte Baum wird überhaupt direkt ab Hof bezogen. Der Verkauf über Baumärkte hält sich mit 20 Prozent eher in Grenzen. Schuster vergaß in dem Zusammenhang nicht zu erwähnen, dass nicht alle Märkte so wie Hornbach und Bellaflora ausschließlich heimische Bäume verkaufen würden.

Natur schlägt Plastik

Immerhin 100.000 Christbäume jährlich werden privat aus dem eigenen Wald ins Wohnzimmer gebracht. Und drei Prozent der Haushalte stellen mehr als einen Baum auf. Rund 100.000 Bäume jährlich sind laut Angaben der niederösterreichischen Landwirtschaftskammer Zweit- bzw. Drittbäume. Laut einer Umfrage aus dem Jahr 2016 hatten 85 Prozent aller 3,8 Mio. Haushalte einen Christbaum. 73 Prozent entfielen dabei auf Naturbäume und zwölf Prozent auf Plastikbäume.