4.954 Neuinfizierte wurden in den vergangenen 24 Stunden gemeldet. Der leichte Rückgang bei den Infektionen setzt sich damit fort. Auch in den Spitälern stabilisiert sich die Lage langsam. Aktuell müssen landesweit 4.405 Menschen im Spital behandelt werden, 703 davon auf der Intensivstation. Nach wie hoch ist die Zahl der Todesfälle. Am Freitag wurden 113 Verstorbene gemeldet. Zumindest die Reproduktionszahl sinkt: Laut der Wochenanalyse der AGES und der TU Graz lag diese Zahl zuletzt bei 0,87 – gegenüber 1,02 eine Woche zuvor.
Die Situation in Österreich sei weiterhin „dramatisch“, sagte Anschober bei einer Pressekonferenz mit Medizinern. Die „Infektionsbreite“ in Österreich sei mittlerweile „enorm“ und liege ein Vielfaches über den Werten aus dem Frühjahr. Das Virus sei „in der Fläche angekommen“, es gebe keine „Peaks“ mehr.
Pressekonferenz zur CoV-Lage in Österreich
Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) und namhafte Mediziner haben am Freitag über die aktuelle Coronavirus-Situation in Österreich und die Lage auf den Intensivstationen informiert.
Das untermauern auch von Anschober genannte Daten aus den Sentinelpraxen. Diese in ganz Österreich verteilten Arztpraxen sammeln Proben ein, mit denen in normalen Jahren das Grippegeschehen überwacht wird. Im Frühling und Sommer sei der CoV-Anteil an diesen Proben bei wenigen Prozentpunkten gelegen, sagte Anschober, in den vergangenen Wochen betrug er bis zu 51 Prozent. Mittlerweile ist er laut dem Gesundheitsminister wieder gesunken, in der Vorwoche wurde das Coronavirus bei knapp einem Drittel der in den Sentinelpraxen gesammelten Proben nachgewiesen.
Appell zur Kontaktreduktion
Seit nunmehr elf Tagen befindet sich Österreich im „harten Lockdown“. Nun beginne die „wichtige zweite Phase“, sagte Anschober am Freitag. Die Zahl der Neuinfektionen müsse weiter gesenkt werden, so der Minister. Die gesetzten Maßnahmen spiegeln sich erst nach knapp zwei Wochen in den Spitalszahlen wider. An die Bevölkerung appellierte Anschober neuerlich, soziale Kontakte weitgehend zu reduzieren.
Auf den Intensivstationen sei die Situation „sehr angespannt, sehr kritisch, aber keine Katastrophe“, sagte Klaus Markstaller, Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Anästhesiologie, Reanimation und Intensivmedizin (ÖGARI). 35 Prozent der rund 2.000 verfügbaren Intensivbetten seien aktuell mit Covid-19-Patientinnen und -Patienten belegt. Die Zahlen stabilisieren sich, bedankte sich Markstaller auch bei der Bevölkerung. Es sei zu keiner kritischen Phase bei einer 50-prozentigen Auslastung oder einer Triage gekommen. Er betonte aber die Wichtigkeit der weiteren Einhaltung der CoV-Maßnahmen.

„Das System ist bis an die Grenzen belastet“, sagte auch der per Video zugeschaltete Direktor des Departments Innere Medizin an der MedUni Innsbruck, Günter Weiss. Die Zahl sei auf Normal- und Intensivstationen „nach wie vor sehr hoch“, und es werde „dringend Entlastung gebraucht“ vor der Influenzawelle. Es sei nicht möglich gewesen, den Normalbetrieb in den Spitälern aufrechtzuerhalten, berichtete Bernd Lamprecht, Vorstand der Klinik für Lungenheilkunde am Kepler Universitätsklinikum Linz. Planbare Operationen – elektive Eingriffe – mussten verschoben werden, das betraf etwa Leistenbrüche, Grauen Star und Hüft-OPs. „Dies muss alles nachgeholt werden“, sagte Lamprecht.
Auf den Intensivstationen befinden sich derzeit hauptsächlich jüngere Patienten, die berufstätig sind, erläuterte Markstaller. Es handle sich meist um 50- bis 60-Jährige, berichtete er aus dem AKH Wien. Dort sei der älteste Intensivpatient derzeit 68 Jahre alt und die jüngste intensivpflichtige Patientin 19 Jahre. „Covid-19 ist bei manchen Menschen eine wirklich schwere Erkrankung.“ Zudem gibt es auch „Folgewirkungen, wie wir inzwischen wissen“, sagte Markstaller.
Bund übernimmt Kosten für Massentests
Neuigkeiten gab es auf der Pressekonferenz zu den geplanten Massentests. Der Bund werde die Grundkosten abdecken und die Tests bezahlen, sagte Anschober auf die Frage eines APA-Reporters. Der Vorarlberger Landesrat Christian Gantner hatte zuvor in den „Vorarlberger Nachrichten“ („VN“, Freitag-Ausgabe) gefordert, dass der Bund den Ländern auch die Personalkosten ersetzt. „Wir werden da sicher zu einem Ergebnis kommen“, so Anschober.
Darauf angesprochen, dass mehrere Bundesländer die Massentest bereits früher als zunächst geplant durchführen wollen, sagte Anschober: „Wir werden uns ansehen, wie entsprechend die Herausforderungen gemeinsam zu schaffen sind.“ Derzeit gebe es die „Detailabstimmung mit den Bundesländern, auch mit der Stadt Wien“, sagte der Minister. Die Stadtregierung hatte am Donnerstagnachmittag angekündigt, kommende Woche, am 2. Dezember, zu starten und die Tests am 13. Dezember abschließen zu wollen.

Mängel bei Masken: „Das geht einfach nicht“
Am Rande der Pressekonferenz nahm Anschober auch zu den bekanntgewordenen Mängeln bei Masken Stellung. Die Masken seien über das Wirtschaftsministerium an die Bundesländer zugeteilt worden, wenn hierbei auch schadhafte Schutzprodukte in Umlauf gekommen seien, ist das „natürlich bedauerlich“. „Das geht einfach nicht“, so Anschober.
Noch am Tag des Bekanntwerdens habe das Ressort gemeinsam mit dem Wirtschaftsministerium reagiert. Alles wird und wurde aus dem Verkehr gezogen und noch einmal geprüft, so Anschober. Zudem sollte es zu einem möglichst raschen Austausch kommen. Aus strategischen Lagern werde Neuware ausgeliefert.
FPÖ fordert neuerlich Entlassung Anschobers
Die FPÖ übte wegen der Verteilung von teilweise offenbar minderqualitativen CPA-Masken an Altenwohn- und Pflegeheimen unterdessen scharfe Kritik an Anschober. Bundesparteiobmann Norbert Hofer sah darin den „größten Gesundheitsskandal in der Geschichte der Zweiten Republik“ und forderte die Entlassung des Ministers. Laut FPÖ wurde nur eine einzige Charge der Lieferung aus China überprüft – „erst nach Hinweisen aus einem Bundesland wurden weitere Überprüfungen vorgenommen“, hieß es.
„In Österreich sind bislang 2.616 Menschen an oder mit Corona verstorben. Rund 40 Prozent dieser Todesfälle – genauer gesagt 1.046 Menschen – haben einen Bezug zu Altenwohn- und Pflegeheimen. Die ungeprüften China-Masken wurden in Verantwortung des Gesundheitsministers genau dort eingesetzt. Der Bundeskanzler muss jetzt endlich die Konsequenzen ziehen und den Gesundheitsminister entlassen“, forderte Hofer.