Schüler und Lehrerin im Unterricht
APA/Helmut Fohringer
Appell aus Ministerium

Schulen sollen auf freien Fenstertag verzichten

Um einen früheren Beginn des Unterrichts nach dem Lockdown zu ermöglichen, sollen die Schulen im Land auf den gerne freigegebenen Fenstertag am 7. Dezember verzichten. Dafür sprach sich das Bildungsministerium aus. Der weitere Öffnungsplan ist aber noch unklar.

Ab 7. Dezember sollen die Schulen wieder vom Distance-Learning in den Präsenzunterricht wechseln. Weil tags darauf mit Maria Empfängnis ein schulfreier Tag ansteht, dürften viele Schulen diesen Montag zum schulautonomen Tag auserkoren und freigegeben haben. Das Bildungsministerium appelliert nun an die betreffenden Direktorinnen und Direktoren, in Absprache mit den Schulpartnern den freien Fenstertag auf einen anderen Tag zu verschieben.

„Um für die Schülerinnen und Schüler so früh wie möglich den Wiedereinstieg ins Schulgeschehen sicherzustellen, ist es aus Sicht des Bildungsministeriums sinnvoll, auch diesen Zwickeltag dafür zu nutzen, sofern nicht andere Gründe wie z. B. Internatsbetrieb oder Berufsschulspezifika dagegen sprechen“, hieß es in dem am Donnerstag versandten Schreiben von Sektionschef Klemens Riegler-Picker.

Noch kein Plan zur Öffnung

Ein entsprechender Beschluss mit Schüler-, Eltern- und Lehrervertretern könne dabei laut Covid-19-Schulverordnung auch auf virtuellem Weg erfolgen, betonte er in dem Brief und dankte den Schulpartnern für das „gemeinsame Bemühen, auch unter schwierigen Bedingungen für unsere Schüler/innen möglichst viel Präsenzunterricht sicherzustellen“. Gleichzeitig wurde hervorgehoben, dass „die Kompetenz der schulpartnerschaftlichen Gremien mit diesem Ersuchen keineswegs eingeschränkt werden soll“. Schulen können also auch beim freien 7. Dezember bleiben.

Ansonsten ist der konkrete Öffnungsplan für die Schulen nach wie vor unklar. ÖVP-Bildungsminister Heinz Faßmann verwies am Freitag vor Journalisten auf noch anstehende Gespräche über das Wochenende bzw. am Anfang nächster Woche. Am Mittwoch werde dann das Gesamtpaket präsentiert. Gleichzeitig machte er kein Hehl daraus, dass möglichst alle Schüler in die Klassen zurückkehren sollen. "Ich weiß, was ich will“, so Faßmann. Einerseits sei Präsenzlehre dem Distance-Learning vorzuziehen. Andererseits sei die Schule nicht nur ein Ort der Bildung, sondern auch sozialer Interaktionen. Man könne auch nicht über längere Zeit die Eltern mit einem großen Teil des Lernens belasten. Auch der Kontakt mit Gleichaltrigen sei für das Lernen wichtig.

Zentralmatura später

An den Schulen ist der Bedarf an Laptops für schlecht ausgestattete Schüler noch nicht gedeckt. Aus den Bildungsdirektionen sei eine zusätzliche Nachfrage von 1.400 Geräten österreichweit gemeldet worden. Diese versuche man über die Bundesbeschaffungsagentur abzudecken, so Bildungsministeriums-Generalsekretär Martin Netzer. „Der Markt ist ziemlich ausgeräumt.“ Anders als beim ersten Lockdown im Frühjahr gebe es aber für Schüler ohne entsprechende Geräte die Möglichkeit, an den Schulen die EDV-Räume zu nutzen.

Zentralmatura 2021 beginnt erst am 20. Mai

Auch die Zentralmatura 2021 startet aufgrund der Coronavirus-Pandemie später. Auftakt ist statt am 3. Mai nun am 20. Mai mit dem Prüfungsfach Deutsch.

Faßmann verkündete am Freitag auch, dass die Zentralmatura 2021 aufgrund der Pandemie später starten wird, Auftakt ist statt am 3. Mai nun am 20. Mai mit dem Prüfungsfach Deutsch. Die letzte Klausur findet am 31. Mai statt (Italienisch). Darüber hinaus gibt es weitere Erleichterungen für Maturanten: Die Themenbereiche für die mündliche Matura an AHS können gekürzt, die vorwissenschaftlichen Arbeiten bzw. Diplomarbeiten müssen nicht präsentiert werden.

Regeln „nicht dogmatisch durchziehen“

Anders als heuer wird die Zahl der schriftlichen Prüfungen nicht eingeschränkt. Die Maturierenden haben aber wieder eine Stunde mehr Zeit für die Bearbeitung. Die mündliche Matura findet ab 7. Juni statt – an den AHS sind Themenbereiche dann zu reduzieren, wenn diese im Unterricht nicht ausreichend behandelt wurden. Die Kürzung darf dabei aber höchstens ein Drittel betragen. Wie schon im September angekündigt, wird auch die Jahresnote in die Maturanote einbezogen.

Faßmann begründete die erneuten Änderungen bei der Matura mit der Umstellung auf Distance-Learning im Frühjahr und in den vergangenen Wochen. „Die Abschlussklassen haben ein Recht zu wissen, dass wir die Bedingungen human gestalten. Wir haben auch schon heuer bewiesen, dass wir die Maturaregeln nicht dogmatisch durchziehen, sondern bereit sind, diese situationsbezogen anzupassen.“ Bei einer erneuten Verschlechterung der Infektionslage sei aber auch die Abhaltung der mündlichen Matura nicht in Stein gemeißelt, so Faßmann.

Kritik der Opposition

Bundesschulsprecherin Alexandra Bosek zeigte sich mit den Änderungen zufrieden, hätte sich aber eine sofortige Umstellung der mündlichen Matura auf Freiwilligkeit gewünscht. NEOS und SPÖ verwiesen auf eigene Initiativen dazu und reklamierten die Änderungen für sich. Die FPÖ ist gegen ein „Abspecken der Matura“ und will zur alten Reifeprüfung vor Einführung der Zentralmatura zurückkehren.

Die Kinderfreunde forderten in einer Aussendung sofortige Klarheit über den Öffnungsplan an den Schulen. Die Unabhängige LehrerInnengewerkschaft (ÖLI-UG) wiederum will bei der derzeitigen Infektionslage Fernunterricht an den Oberstufen mit der Möglichkeit nur zu „pädagogisch unbedingt“ erforderlichen Tutorien sowie Schichtbetrieb in Kleingruppen für alle anderen Schulformen.