„Gaskammer von Soros“: Verband ungarischer Juden protestiert

Der Verband Ungarischer Jüdischer Glaubensgemeinden hat gestern gegen die Aussagen des Leiters des Budapester Petöfi-Literaturmuseums, Szilard Demeter, protestiert. Dieser hatte dem US-Investor und Philanthropen George Soros vorgeworfen, Europa zu seiner „Gaskammer“ gemacht zu haben.

„Es sei geschmacklos, Europa als Gaskammer zu bezeichnen, und für den Leiter einer staatlichen Einrichtung sei es 75 Jahre nach Auschwitz unverzeihbar“, teilte der Verband mit. „In Auschwitz wurden mehr als 430.000 Ungarn vergast.“ Wer das im Zusammenhang mit aktuell politischen Fragen relativiere, sei unsensibel gegenüber „den Schmerzen der ungarischen Geschichte und des ungarischen Judentums des 20. Jahrhunderts“.

Ungarn und Polen „die neuen Juden“

Demeter hatte zuvor in einem Kommentar für das regierungsnahe Internetportal Origo.hu geschrieben: „Aus den Fässern der multikulturellen offenen Gesellschaft entströmt das Giftgas, das für die europäische Lebensform tödlich ist.“ Ungarn und Polen seien „die neuen Juden“, führte er weiter aus. Demeter äußerte sich zum EU-Haushaltsstreit, bei dem Ungarn und Polen wichtige Budgetbeschlüsse im Umfang von 1,8 Billionen Euro mit ihrem Veto blockieren. Die beiden ostmitteleuropäischen Länder wollen auf diese Weise verhindern, dass ein neuer Rechtsstaatsmechanismus wirksam wird. Dieser droht Ländern, deren Regierungen in die Unabhängigkeit der Justiz eingreifen, mit dem Entzug von EU-Hilfen.

Ungarns Ministerpräsident Viktor Orban hat in der Vergangenheit immer wieder Hetzkampagnen gegen den aus Ungarn stammenden Holocaust-Überlebenden Soros gestartet. Diese unterstellen ihm, dass er Europa mit muslimischen Geflüchteten überfluten wolle, um die christliche und nationale Identität der europäischen Völker auszulöschen. Beweise dafür wurden nicht vorgelegt. Soros, der mit Investmentspekulationen reich wurde, fördert weltweit Akteure der Zivilgesellschaft und Kämpfer für die Menschenrechte.