Theater an der Wien: Alfred Dorfers erste Opernregie

Höhepunkt des Operngeschehens im November ist eine Mozart-Premiere im Theater an der Wien. Kabarettist Alfred Dorfer gibt heute mit „Le nozze di Figaro“ sein Debüt als Opernregisseur. Die Oper wird ab 20.15 Uhr live zeitversetzt auf ORF III, in „Erlebnis Bühne – Wir spielen für Österreich“, in tvthek.ORF.at und zeitgleich auf der Klassikplattform fidelio ausgestrahlt.

Dass noch eine physische Premiere im Theater stattfinden kann, wird nicht ausgeschlossen. Intendant Roland Geyer: „Man kann von Alfred Dorfer erwarten, dass er sehr genau die Beziehungsebenen zwischen den Figuren aufarbeitet. Und mit Florian Boesch haben wir einen Sänger, der in seiner darstellerischen Wucht einen sehr körperlichen Grafen spielen wird.“

„Le nozze di Figaro“ aus dem Theater an der Wien

Im Rahmen der ORF-III-Reihe „Wir spielen für Österreich“ wird am 29. November 2020 um 20.15 Uhr die coronavirusbedingt verschobene Neuproduktion von Mozarts „Le nozze di Figaro“ aus dem Theater an der Wien zu sehen sein.

Der Graf und seine Gräfin

Dorfer arbeitete gemeinsam mit Regisseurin Kateryna Sokolova an der Aufführung. Am Pult des Concentus Musicus Wien steht Stefan Gottfried – ihn verbindet über Nikolaus Harnoncourt eine langjährige Zusammenarbeit mit dem Theater an der Wien. Boesch, Artist in residence dieser Spielzeit, wird als Conte di Almaviva zu hören sein.

Als seine Gräfin debütiert die rumänische Sopranistin Cristina Pasaroiu am Theater an der Wien. Weiters zu erleben sind unter anderem Giulia Semenzato als Susanna, Robert Gleadow als Figaro und Patricia Nolz als Cherubino. Es singt der Arnold Schoenberg Chor unter der Leitung von Erwin Ortner.

Florian Boesch (Il Conte di Almaviva), Patricia Nolz (Cherubino), Giulia Semenzato 
(Susanna)
Theater an der Wien/Moritz Schell

Dorfer: „Musik meiner Kindheit“

Für Dorfer ist Mozart „die Grundmelodie meines Lebens“, wie er sagt: „Mozart ist die Musik meiner Kindheit, ich bin quasi mit Mozart und der Wiener Klassik aufgewachsen und habe sechs Jahre klassischen Klavierunterricht gehabt.“ Deshalb habe er zugesagt, und weil er wusste, dass das Theater an der Wien immer wieder bei genrefremden Künstlerinnen und Künstlern anfragt, etwa Christoph Waltz und Stefan Ruzowitzky.

Seinen Beruf als Satiriker soll man der Inszenierung nicht anmerken: „Wenn es am Schluss so ist, dass man die Handschrift eines Satirikers nicht bemerkt, also wenn man nicht das Gefühl hat: ‚Ach so, der kommt aus diesem Genre und möchte das auch in dieses Genre übertragen.‘“ Dorfer kündigte eine werktreue Inszenierung mit klassischem Bühnenbild an.

„Das Politische im Persönlichen“

Für Dorfer erzählt die Oper „das Politische im Persönlichen“. Mozart und seinem Librettisten Da Ponte sei es im aufgeklärten Umfeld des Josephinischen Wien meisterhaft gelungen, ein ständiges Oszillieren zwischen diesen Ebenen herzustellen.

Die Oper sei zudem eine großartige Parabel auf zwei lebensbestimmende Grundprinzipien, Liebe und Macht: „Mozart hat diese beiden Themen mit einer unfassbaren Genialität behandelt, ohne eine moralische Bewertung vorzunehmen.“

Mehr dazu in tv.ORF.at