Badendegäste am Strand
APA/AFP/William West
Klimakrise

Sydney leidet unter früher Hitzewelle

Inmitten einer außergewöhnlichen Hitzewelle hat Sydney die heißeste November-Nacht seit Beginn der Wetteraufzeichnungen erlebt. Die Einwohnerinnen und Einwohner des australischen Bundesstaats New South Wales leiden derzeit unter einer Hitzewelle mit Tageshöchstwerten von über 40 Grad.

Nach Angaben der Meteorologen sank die Temperatur in der Nacht auf Sonntag in der größten Stadt Australiens nicht unter 25,3 Grad Celsius, um 4.30 Uhr waren es schon wieder 30 Grad. Im Südosten des Bundesstaats wurden tagsüber bereits Rekordtemperaturen von 43,2 Grad in Griffith und 45,7 Grad in Mildura gemessen – die höchsten im Monat November. Immer wieder kommt es zu gefährlichen Buschbränden. Die Feuerwehr meldete am Montag 50 Brände.

Die Nacht auf Sonntag war Meteorologen zufolge die heißeste, die in Sydney seit Beginn der Aufzeichnungen gemessen wurde. Die Temperaturen fielen teilweise nicht unter 25,4 Grad. Am späten Sonntag gab es schließlich Abkühlung: Innerhalb von 20 Minuten kühlte es sich in Teilen der Metropole plötzlich um zehn Grad ab. Die Feuerwehr meldete aber, besonders am Dienstag gebe es ein hohes Risiko für weitere Brände.

Ansturm auf Strände

„Dieser November war in vielerlei Hinsicht ziemlich ungewöhnlich. Es hat nur etwa die Hälfte des normalen Niederschlags gegeben, und es ist durchaus möglich, dass es einer der heißesten November sein wird“, sagte Andrew Watkins von der Meteorologiebehörde BOM am Freitag. Die BBC berichtete von großen Menschenansammlungen auf den Stränden, die Abkühlung im Meer suchen. Das Gesundheitsministerium rief jedoch dazu auf, die Coronavirus-Sicherheitsmaßnahmen wie Abstand einzuhalten.

Badendegäste am Strand
AP/Mark Baker
Die Klimakrise treibt viele ins kühle Nass – Australien erwärmt sich stärker als der Durchschnitt des Planeten

Warnung vor Zunahme von Extremwetterereignissen

Zwar prognostizierte die BOM vorigen Donnerstag für diese Saison einen eher nassen Sommer mit geringerer Brandgefahr, Experten und Expertinnen warnten jedoch zuvor, dass das Land sich angesichts der Klimakrise auf Buschfeuer, Dürreperioden und Zyklone einstellen müsse. Auch die Rural Fire Brigade (RFS) alarmierte die Bevölkerung – es seien bereits über 60 Buschfeuer im Gange, die Menschen sollten sich daher auf neue Brände einstellen und Pläne vorbereiten.

Bereits im vergangenen Jahr wüteten im Bundesstaat New South Wales heftige Feuer, die ein Gebiet von der Größe Großbritanniens niederbrannten. Damals starben 33 Menschen, Zehntausende mussten ihre Häuser verlassen. Nach Schätzungen des WWF Australien wurden zudem rund 1,25 Milliarden Tiere, direkt oder indirekt durch die Feuer getötet.

Kangaroo flieht vor Buschbränden
APA/AFP/Saeed Khan
Die Buschfeuer Anfang des Jahres zählten zu den stärksten in der Geschichte – über eine Milliarde Tiere fielen diesen zum Opfer

Regierungschef verharmlost Klimakrise

Australiens konservativer Regierungschef Scott Morrison hatte den Zusammenhang zwischen der Erderwärmung und den Bränden wiederholt verharmlost. Er will Australien zu einem der weltweit führenden Exporteure von fossilen Brennstoffen machen. Seit Joe Bidens Wahlsieg in den USA habe sich zwar seine Sprache geändert – so wolle er Emissionen nun „so schnell wie möglich“ drastisch reduzieren –, nicht aber die schwachen Klimaschutzpläne der Regierung, wie der „Guardian“ analysierte. „Scott Morrisons Klimasprache hat sich verändert – aber Taten sagen mehr als Worte“, so der „Guardian“.

Nach einer Mitte November veröffentlichten Studie erwärmt sich Australien stärker als der Durchschnitt des Planeten. Im sechsten Klimareport der Wissenschaftsbehörde CSIRO und der BOM hieß es, das australische Klima habe sich seit 1910 durchschnittlich um 1,44 Grad Celsius erwärmt. Die Länge der Buschbrandsaison nehme bereits seit den 1950er Jahren zu. 2019 sei zudem das wärmste Jahr in Australien seit Beginn der Aufzeichnungen gewesen.