Schwere Vorwürfe gegen Polizei nach Demo in Polen

Nach den gestrigen Protesten gegen das strikte Abtreibungsverbot in Polen hat eine Parlamentsabgeordnete schwere Vorwürfe gegen die Polizei erhoben. Ein Beamter habe ihr in Warschau aus nächster Nähe Tränengas ins Gesicht gesprüht, sagte Barbara Nowacka von der oppositionellen Bürgerkoalition der Zeitung „Gazeta Wyborcza“. Dabei habe der Polizist gewusst, dass sie eine Parlamentarierin sei, denn sie habe ihm ihren Abgeordnetenausweis vorgehalten.

Ein Sprecher des Polizeipräsidiums in Warschau kündigte heute eine Untersuchung des Vorfalls an, wie die Agentur PAP berichtete. Es sei unstrittig, dass Nowacka ihren Ausweis in der Hand gehalten habe. Man müsse freilich auch die Darstellung des Polizisten berücksichtigen. Der Journalist Adam Bysiek teilte auf dem Kurznachrichtendienst Twitter mit, auch er habe bei der Demonstration Tränengas abbekommen.

Kritiker bemängeln, dass die Polizei zunehmend härter gegen die Frauenproteste vorgehe. Im Oktober hatte das Verfassungsgericht in Warschau entschieden, dass Frauen selbst dann keine Abtreibung vornehmen dürfen, wenn das ungeborene Kind schwere Fehlbildungen aufweist. Seither gibt es Proteste. Das Abtreibungsrecht des stark katholisch geprägten Landes gehört zu den strengsten in Europa.