Teststraße in Wien für die Corona-Massentests
APA/Georg Hochmuth
Massentests

Vorbereitungen laufen auf Hochtouren

Unter Zeitdruck wird in ganz Österreich an der Durchführung der geplanten Massentests gearbeitet. Schon diese Woche starten in drei Bundesländern die ersten Durchgänge. So sollen möglichst viele Menschen vor Weihnachten durchgetestet sein, wozu am Montag auch erneut appelliert wurde. Dass die Bundesregierung rund 67 Millionen Euro für die Massentests ausgibt, stieß am Montag weiter auf Kritik.

Die Bundesregierung ließ am Montag die Expertinnen und Experten sprechen, um die Massentests zu erklären. Diese seien ein „sinnvolles und probates Mittel“, um die Covid-19-Zahlen in Österreich in den Griff zu bekommen, hieß es in einem vom Bundeskanzleramt veranstalteten Hintergrundgespräch zu den Massentests. Es brauche aber auf jeden Fall Wiederholungen der möglichst flächendeckenden Programme, etwa in Regionen mit dann wieder höheren Zahlen. Ob man ohne weiteren Lockdown auskommen wird, hänge auch von der Folgestrategie ab.

Man müsse sich vor Augen halten, dass man sich einen neuen „Shutdown“ wie momentan „nicht mehr leisten“ könne, sagte die Leiterin des Instituts für Spezifische Prophylaxe und Tropenmedizin an der Medizinischen Universität (MedUni) Wien, Ursula Wiedermann-Schmidt. Mit den nun verfügbaren „hochwertigen Tests“ gelange man in 15 bis 30 Minuten zu einem Ergebnis. Vorausgesetzt die Bevölkerung mache in ausreichendem Ausmaß mit, ließen sich damit Infektionsketten unterbrechen und die asymptomatischen Virusträger herausfiltern. Der Zeitpunkt nach dem Lockdown sei „ideal“, eine Wiederholung vor oder nach Weihnachten wäre sinnvoll.

Schnelltests „von erstaunlich guter Qualität“

Für Oswald Wagner, Leiter des klinischen Instituts für Labormedizin am Wiener Allgemeinen Krankenhaus (AKH), sind die nun anstehenden Massentests sogar die einzige Chance, um einer Verlängerung des Lockdowns entgegenzuwirken. Würden diese am besten noch vor Weihnachten und vielleicht regional wiederholt, ersetze das auch zum Teil die Kontaktnachverfolgung. Sind die Fälle dann deutlich niedriger, müsse auch das Contact-Tracing so aufgesetzt sein, da das hierzulande „nie so richtig funktioniert hat“, so der Experte.

Wagner betonte, dass bei positiven Ergebnissen etwa mittels PCR-Verfahren nachgetestet werde. Stellt sich das erste Ergebnis als falsch positiv heraus, sollten das Betroffene innerhalb weniger Tage erfahren. Die Schnelltests selbst entpuppten sich bisher allerdings als „von erstaunlich guter Qualität, wenn man die Richtigen aussucht“.

Kritik an Kosten und Vergabe

Über genau diese Frage – allerdings mit anderem Hintergrund – wird auch auf politischer Ebene diskutiert. Die Vergabe der Aufträge steht zur Debatte, ebenso wie die Kosten. Auch die nicht zum Zug gekommenen Mitbewerber auf dem Testmarkt sind dabei eine Streitpartei, wie die ZIB2 sowie der „Kurier“ berichteten. Vergabeexpertin Kathrin Hornbanger von Baker McKenzie, die eine heimische Vertriebsfirma des deutschen Testanbieters Medsan vertritt, meinte dazu, es wäre Zeit genug gewesen, „um mit verkürzten Fristen ein transparentes Verfahren durchzuführen und im Wettbewerb den besten Preis und die beste Qualität erzielen zu können“.

CoV-Tests: Kritik an intransparenter Beschaffung

Die Bundesregierung hat für die Massentestung zehn Millionen Antigen-Schnelltests bei drei Firmen gekauft. Allerdings seien die Auswahl und Vergabe des Auftrags durch die Bundesbeschaffungsagentur wenig transparent abgelaufen, kritisieren Mitbewerber.

Die Beschaffung sei „intransparent und vergaberechtlich in mehrfacher Hinsicht nicht korrekt“ verlaufen. Karin Grabner, die den deutschen Anbieter concile vertritt, sagte gegenüber dem „Kurier“, bei einer größeren Einkaufsmenge würde sich der Preis reduzieren. Sie habe nichts von der Vergabe gewusst, „obwohl ich mich seit Monaten um Informationen bemühe“. Nun soll beim Bundesverwaltungsgericht ein Antrag auf Nachprüfung eingebracht werden.

Popper: Nicht allein auf Lockdown verlassen

Als „schwer fahrlässig“ bezeichnete Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) in einem vorab aufgezeichneten Puls4-Interview, einen CoV-Test zu verweigern, um eine Quarantäne für K1-Personen zu vermeiden. Die Massentests seien die Chance, bis zum Sommer „durch diese Krise zu kommen, ohne im Dauerlockdown zu verharren“. Wirtschaftlich gesehen seien sie ein „extrem billiges Mittel“, koste doch jede Woche Lockdown mehrere Milliarden Euro.

Simulationsexperte Popper zur Pandemieentwicklung

In dieser Woche beginnen die Massentests in Österreich, am Dienstag startete die kleine Salzburger Gemeinde Annaberg, wo die Infektionszahlen in letzter Zeit stark gestiegen sind. Aber wie sinnvoll sind die Tests – und helfen sie, den Lockdown ab 7. Dezember zu lockern? Der Simulationsexperte der TU Wien, Niki Popper, dazu in der ZIB2.

Ideal wären sechs Millionen Menschen, die sich an den Massentests beteiligen, sagte der Simulationsexperte an der TU Wien, Niki Popper, Montagabend in der ZIB2. Er rechnet, dass etwa ein Prozent der Getesteten CoV-positiv ist. Wenn diese und auch deren enge Kontaktpersonen in Quarantäne gehen, müsse diese Herausforderung mitgedacht werden. Man dürfe sich zudem nicht allein auf Lockdown und Massentests verlassen. Es müsste weiter die Formel gelten – testen, tracen, isolieren.

FPÖ sieht keine gesetzliche Grundlage

Die SPÖ richtet eine parlamentarische Anfrage an die Regierung und sprach in einer Aussendung von „massiven Mehrkosten“ für die Steuerzahler in Höhe von 30 Millionen Euro. Die FPÖ wiederum stellte am Montag in einer Aussendung an Kurz die Frage nach der gesetzlichen Grundlage der Tests. „Obwohl einzelne gesetzliche Grundlagen dafür noch nicht einmal im Nationalrat beschlossen wurden, verordnet Kanzler Kurz ohne verfassungsrechtliche Richtlinienkompetenz ganz Österreich eine Massentestung“, hieß es. Der Gesundheitsausschuss des Nationalrats tage am Dienstag, die Beschlussfassung der einschlägigen Gesetze sei erst für den 10. und 11. Dezember angesetzt. Danach müsse das Gesetzespaket auch noch in den Bundesrat, der am 16. und 17. Dezember tagt.

Allerdings ging es bereits am Dienstag mit dem Einsatz der Tests los. Den Auftakt machte das Salzburger Annaberg-Lungötz. Der 2.200-Einwohner-Ort war als Startgemeinde gewählt worden, weil die Infektionszahlen dort zuletzt sehr hoch waren – mehr dazu in salzburg.ORF.at.

Heer im Großeinsatz

Für ganz Österreich werden rund 5.400 Soldaten und Zivilbedienstete des Heeres herangezogen. Alleine in Wien werden 2.000 Kräfte benötigt, so das Bundesheer. Unter die Aufgaben fallen die Logistik der Schutzausrüstungen und Testkits und die Organisation der Teststraßen. Vielerorts finden auch die Testungen selbst in Kasernen statt.

Grafik zum Bundesheereinsatz bei CoV-Massentests
Grafik: APA/ORF.at; Quelle: Verteidigungsministerium

Auch das „Team Österreich“ von Hitradio Ö3 und dem Österreichischen Roten Kreuz hilft. Die Initiative soll dabei zur „Drehscheibe der freiwilligen Hilfe“ werden. Gefragt sind Menschen mit medizinischem Hintergrund, aber auch Helferinnen und Helfer in der logistischen Abwicklung, hieß es in einer Aussendung von Ö3 am Montag.

Start in Wien am Freitag

Die Massentestungen finden in Wien ab Freitag bis 13. Dezember statt. Ab Mittwoch ist die Anmeldung für die Untersuchungen möglich. Insgesamt werden 286 Testlinien für Schnelltests und 20 für PCR-Tests installiert. Dafür werden drei Standorte zu Testzentren umfunktioniert. Es handelt sich dabei um die Messe Wien, die Marx-Halle sowie die Stadthalle. Zudem startet am Dienstag beim Austria Center Vienna die dritte Teststraße. Sie ergänzt die zwei bestehenden Teststraßen im Prater beim Ernst-Happel-Stadion und auf der Donauinsel. Die Kapazität kann auf bis zu 15.000 Tests täglich ausgebaut werden. Für Personen mit Symptomen – oder auch für Menschen, die in ihrer Mobilität eingeschränkt sind – gibt es die Möglichkeit, mit dem eigenen Auto anzureisen und die Testung im Parkdeck durchzuführen – mehr dazu in wien.ORF.at.

Teststraße in Wien für die Corona-Massentests
APA/Georg Hochmuth
Ab Dienstag empfängt das Austria Center in Wien Testwillige

In Vorarlberg war bereits am Montag die Anmeldung möglich. Die Tests finden hier dann ab Freitag statt. Landeshauptmann Markus Wallner (ÖVP) bat, an den flächendeckenden Tests teilzunehmen – mehr dazu in vorarlberg.ORF.at.

Kaiser will Entschädigung für Freiwillige

Die Tiroler Landeshauptstadt Innsbruck baut für das kommende Wochenende sechs Teststandorte auf. An diesen Stationen werden 85 Testlinien eingerichtet. An Personal werden pro Standort insgesamt rund 120 Personen benötigt, hieß es. Auch der städtische Magistrat wird pro Tag mit 250 Mitarbeitern im Einsatz sein. Man sei aber noch weiterhin auf Unterstützung aus der Bevölkerung, insbesondere aus der Ärzteschaft, angewiesen, hieß es – mehr dazu in tirol.ORF.at.

Vorbereitungen auf CoV-Massentests

Österreich bereitet sich auf die bevorstehenden Coronavirus-Massentests vor. Die Tennengauer Gemeinde Annaberg-Lungätz, wo sich das Virus besonders stark verbreitet hat, macht am Dienstag den Anfang. Ab Freitag wird dann in Wien getestet – gefolgt von Tirol und Vorarlberg.

In der Kärntner Landeshauptstadt werden insgesamt 47 Teststationen an vier Standorten eingerichtet, die am 11., 12. und 13. Dezember stattfinden sollen. Die Verständigung erfolge per Brief mit genauen Informationen, welche Teststation für den jeweiligen Haushalt zuständig sei, hieß es – mehr dazu in kaernten.ORF.at. Der Kärntner Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ) forderte am Montag vom Bund eine steuerfreie Entschädigung für Freiwillige, die bei den Massentests helfen und die Übernahme der anfallenden Kosten für die Überstunden von Landes- und Gemeindebediensteten. Ebenso müsste Klarheit über weitere Massentests gegebenenfalls von festzulegenden Personengruppen geschaffen werden.

Samariterbund appelliert zur Teilnahme

In St. Pölten sollen vier Standorte zur Verfügung stehen. Hier gehen die Tests am 12. und 13. Dezember über die Bühne. Alle Bewohnerinnen und Bewohner der Stadt sollen in den kommenden Tagen schriftlich über den genauen Ablauf und Modus verständigt werden. Wiener Neustadt, die nach Einwohnern zweitgrößte Gemeinde des Landes, testet vom 12. bis 15. Dezember an acht Standorten.

TV-Hinweis

„Report“ am Dienstag, 21.05 Uhr, in ORF2: „Das große Testen“. Zu Gast im Studio ist Komplexitätsforscher Peter Klimek.

Der Samariterbund rief am Montag dazu auf, sich testen zu lassen. „Es ist sehr vernünftig, mit den Covid-Massentests in ganz Österreich so bald wie möglich zu beginnen, um vor dem Heiligen Abend damit fertig zu sein“, hieß es. „Dann können viele Österreicherinnen und Österreicher sowie auch Menschen, die in unserem Land leben, heuer die Feiertage mit Familie oder Freundinnen und Freunden feiern.“ Das wünsche man auch den „vielen haupt- und ehrenamtlichen Samariterinnen und Samaritern“.