Tastatur des Klaviers von Michael Korstick
Gerald Heidegger / ORF.at
Beethoven-ABC

A wie Ausdruck

Wer A sagt bei Beethoven, kann damit vieles meinen: Andante, Allegro con brio, Aufruhr, aufwühlend … oder eben ganz straight: den Ausdruck. „Wir können Beethoven so spielen, als lägen wir in einem schönen Schaumbad“, sagt Pianist Michael Korstick zum Beginn des Beethoven-ABCs von ORF.at. Und zeigt, warum es wichtig ist, gerade bei Beethoven nah an den Vorgaben des Komponisten zu bleiben.

Wenn man sich bei Liszt vornehmen kann, die poetische Stimmung des Komponisten zu treffen, weil Liszt selbst jedes Stück zigmal umgeschrieben hat, so erfordert Beethoven laut Korstick große Exaktheit. Die habe sich, wie er sagt, im Zuge der Überlieferung gerne verwässert.

Beethoven von A bis Z

Das gesamte bisherige Beethoven-ABC

Aber gerade beim Thema Ausdruck könne man in der Interpretation doch dem sehr nahe kommen, was uns Beethoven mit auf die Reise gegeben habe. Und der Vorteil, wenn man möglichst nah an den Beethoven’schen Ausdrucksbegriff herankomme, so der Pianist: Man könne das erkennen, was uns Beethoven mitgegeben habe, anstatt das zu reproduzieren, was wir dabei fühlten.

Beethoven-ABC: A wie Ausdruck

A wie Ausdruck

„Durch die eigene Person ist es ohnedies immer gefiltert“

„Für mich geht es nämlich darum, das zu spielen, was Beethoven uns schriftlich hinterlassen hat", erzählt Korstick: Wenn ein Sforzato oder ein Crescendo da steht, dann bedeutet das nicht, dass ich das jetzt wie ein Verkehrszeichen befolgen muss, sondern er zeigt mir, was er fühlt und was ich als Interpret eigentlich auch fühlen sollte. Das heißt, meine Aufgabe ist, nicht meinen Ausdruck zu geben, sondern Beethovens Ausdruck gefiltert durch meine eigene Person. Also ausdrucksvoll mag vielleicht schön sein, aber es sollte bitte besonders bei Beethoven der richtige Ausdruck sein.“