OECD: Österreichs BIP schrumpft um acht Prozent

Die Wirtschaftsleistung Österreichs dürfte heuer um acht Prozent schrumpfen, in den kommenden Jahren nur allmählich wieder anziehen und bis Ende 2022 unter dem Vor-Krisen-Niveau bleiben. Davon geht die OECD in ihrer heute veröffentlichten halbjährlichen Konjunkturprognose aus. Im Juni war die OECD für Österreich für den Fall einer zweiten Welle der Pandemie noch von 7,5 Prozent BIP-Rückgang im heurigen Jahr ausgegangen.

Für das kommende Jahr rechnen die OECD-Experten mit nur 1,4 Prozent Anstieg des Bruttoinlandsprodukts (BIP) – weniger als zuletzt von heimischen Konjunkturforschern erwartet – und erst für 2022 mit einem etwas kräftigeren Anziehen um 2,3 Prozent.

Grafik zur OECD-Wirtschaftsprognose
Grafik: APA/ORF.at; Quelle: OECD

Dabei geht die OECD für den Privatkonsum von minus 7,9 Prozent heuer, 2,9 Prozent Zuwachs 2021 und 2,3 Prozent im Jahr 2022 aus. Die Im- und Exporte von Gütern und Dienstleistungen sieht man heuer um rund 13 Prozent schrumpfen, 2021 um vier Prozent und 2022 um viereinhalb Prozent zulegen.

10,5 Prozent des BIP Defizit erwartet

Da ein wirksamer Covid-19-Impfstoff vor der Türe stehe, werde sich die wirtschaftliche Aktivität in Österreich in den Jahren 2021/22 erholen, aber immer noch bis Ende 2022 deutlich unter dem Trendniveau von vor der Krise liegen, so die OECD. Die signifikant gestiegene Arbeitslosenquote werde bis 2021 hoch bleiben und erst 2022 allmählich sinken.

Schwache Steuereinnahmen und großzügige Unterstützungen wegen der Coronavirus-Krise würden zu einem hohen Haushaltsdefizit führen. Das Defizit des Gesamtstaats sieht die OECD heuer bei 10,5 Prozent des BIP, kommendes Jahr bei 6,7 und 2022 bei 2,6 Prozent. Der Schuldenstand des Gesamtstaates würde damit laut Maastricht-Definition (nach 70,6 Prozent des BIP im Jahr 2019) auf 86,8 Prozent 2020, 91,9 Prozent 2021 und 92,2 Prozent 2022 zulegen, wird geschätzt.

Inflation in Euro-Zone weiter im negativen Bereich

Die Preise in der Euro-Zone fielen im November den vierten Monat in Folge und setzten die Europäische Zentralbank (EZB) zunehmend unter Zugzwang. Die Inflationsrate lag bei minus 0,3 Prozent, wie die europäische Statistikbehörde Eurostat heute in einer Schnellschätzung mitteilte. Experten hatten mit minus 0,2 Prozent gerechnet. Hinter dem Rückgang im November standen insbesondere die Energiepreise, die zum Vorjahr um 8,4 Prozent nachgaben.

Auch im September und Oktober war die Deflation bei 0,3 Prozent gelegen nach 0,2 Prozent im August. Das bietet der EZB Grund zur Sorge: Denn Inflationsraten unter der Nulllinie sind nicht mit dem Ziel von Preisstabilität vereinbar, das die EZB bei einer Teuerungsrate von knapp zwei Prozent verankert sieht.

EZB erwägt Verlängerung der Krisenanleihekäufe

Die EZB erwägt laut der deutschen Notenbank-Direktorin Isabel Schnabel eine zwölfmonatige Verlängerung ihres Krisenanleihekaufprogramms zur Bekämpfung der wirtschaftlichen Folgen der Coronavirus-Pandemie. Das sei eine der Optionen, die geprüft würden, sagte sie in einem heute veröffentlichten Interview der Agentur Bloomberg.

Die nächste Zinssitzung der EZB steht am 10. Dezember an. Expertinnen und Experten erwarten, dass die Währungshüter dann angesichts der zweiten Welle ihre Geldschleusen erneut öffnen werden. Mit einer Verlängerung des PEPP getauften Krisenprogramms um zwölf Monate würden diese Anleihekäufe bis Ende Juni 2022 fortgesetzt.

Lagarde skizzierte Hilfspaket

EZB-Chefin Christine Lagarde hatte unlängst skizziert, welche geldpolitischen Werkzeuge bei der Gestaltung eines neuen Hilfspakets eingesetzt werden könnten. Das PEPP-Programm und auch die gezielten mehrjährigen Liquiditätsspritzen für Banken hätten ihre Wirksamkeit im derzeitigen Umfeld erwiesen, sagte sie im November. Beide seien Hauptinstrumente zur Anpassung der Geldpolitik.

Aus Sicht von Schnabel sollte sich die EZB darauf konzentrieren, die Finanzierungsbedingungen während der Krise weiterhin günstig zu halten, anstatt mit einem großen Stützungspaket Börsenerwartungen zu übertreffen. „Es ist angemessen, sich darauf zu fokussieren, diese Bedingungen beizubehalten, statt noch viel weiter zu lockern,“ sagte die deutsche Ökonomin. „Falls es notwendig ist, etwas zu machen, das die Markterwartungen nicht erfüllt, müssen wir dies dennoch tun.“