Beispielloser Einbruch im Weihnachtsgeschäft

Die Summe aller Weihnachtsumsätze steht heuer vor einem beispiellosen Einbruch. Das prognostiziert der Standortberater RegioPlan. Während vor allem Mode-, Elektronik- und Schmuckgeschäfte sowie Christkindlmärkte unter der Coronavirus-Krise leiden, gewinnt der Online- und Lebensmittelhandel dazu. Zunehmen dürfte auch das Verschenken von Geld und Gutscheinen.

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„Kaufhaus Österreich“ sorgt bei Opposition für Häme

Die Häme an dem von Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck (ÖVP) und WKÖ-Präsident Harald Mahrer gestern präsentierten „Kaufhaus Österreich“ zur Unterstützung österreichischer Onlinehändler reißt indes nicht ab. SPÖ, FPÖ und NEOS kündigten parlamentarische Anfragen an. Von Interesse sind dabei vor allem die entstandenen Kosten. In Sozialen Netzwerken spotten User und Userinnen über zweifelhafte Suchergebnisse und schlechte Nutzbarkeit.

„So an den Nutzern vorbeizuproduzieren, das muss einem einmal einfallen“, sagte SPÖ-Kultursprecher Thomas Drozda heute zur APA. FPÖ-Chef Norbert Hofer sprach in einer Aussendung von einem „blamablen Online-Shopping-Portal, das Amazon & Co wohl nicht ins Schwitzen bringen wird“. NEOS-Wirtschaftssprecher Sepp Schellhorn will wissen, inwiefern das „Kaufhaus Österreich“ Händlern hilft, die keinen Webshop haben.

„Patscherte Erweiterung des Firmen-ABC“

Alle drei Oppositionsparteien kündigten eine parlamentarische Anfrage an. Die SPÖ will etwa wissen, wer diese Website zu verantworten hat, was sie gekostet hat, ob es dazu eine Ausschreibung gibt, welche Agentur den Zuschlag bekommen hat und nach welchen Kriterien der Auftrag vergeben wurde.

„Nicht überraschend wäre es, wenn für Gestaltung und Programmierung der Homepage eine Firma mit ÖVP-Verbindungen engagiert wurde“, so Hofer. Dazu sowie zu den entstandenen Kosten werde die FPÖ eine Anfrage einbringen.

NEOS will von Wirtschaftsministerin Schramböck wissen, wie es zu der Idee gekommen ist, wie viel Geld bis zum Start investiert worden ist und welches Budget für die Vermarktung der Seite vorgesehen ist.

Schellhorn mutmaßt, dass für die Website „offenbar auch Kammergeld für nichts anderes als eine patscherte Erweiterung des ‚Firmen-ABC‘ ausgegeben“ worden sei, zumal es sich um eine Kooperation zwischen der Wirtschaftskammer und dem Bundesministerium für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort handle.

Programmierung durch Bundesrechenzentrum

Das virtuelle Kaufhaus wurde vom staatlichen Bundesrechenzentrum programmiert, Medieninhaber der Internetpräsenz sind das Wirtschaftsministerium und die Wirtschaftskammer, die Internetdomain gehört dem Wirtschaftsministerium. Für den Betrieb der Website ist die Wirtschaftskammer zuständig.

Auf Twitter werden von mehreren Usern Kosten in der Höhe von 700.000 Euro kolportiert, etwa von SPÖ-Kultursprecher Drozda und der Publizistin und Umweltaktivistin Nunu Kaller. „Es ist unfassbar, dass nach acht Monaten Vorbereitungszeit eine Website gemacht wird, die wohl jeder HTL-Schüler besser programmieren hätte können“, kritisierte Drozda.

Statt Schuhe Bergbauernhof

Den Praxistest besteht das Onlinehändlerverzeichnis derzeit noch nicht, fanden Tester heraus. Wer beispielsweise auf der Seite nach „Schuhen“ sucht, dem werden ein Tischtennisshop, eine Bergbauernseite und ein Angebot für Kinderbekleidung als erste Präferenzen angezeigt, schreibt der „Standard“. Fahrräder bekommt man als Wiener Interessent trotz einer Begrenzung auf einen 50 Kilometer großen Umkreis vorwiegend in Salzburg und Vorarlberg angeboten.

Über die Website gelangt man auch zu Seiten von Unternehmen, die den Kunden erst recht auf den Marktplatz von Amazon umleiten – genau das wollten die Initiatoren eigentlich vermeiden.