Ex-EU-Delegationsleiter von Viktor Orbans Fidesz, Jozsef Szajer
APA/AFP/Peter Kohalmi
Brüssel

Orban-Getreuer bei Sexparty erwischt

Rund 25 Personen, darunter Diplomaten und Politiker, sind bei einer aufgrund der Pandemieregeln verbotenen Party im Zentrum Brüssels von der Polizei ertappt worden. Laut belgischen Medien handelte es sich um eine Sexparty. Mittendrin war der Delegationsleiter von Viktor Orbans FIDESZ im EU-Parlament. Dieser hatte am Sonntag völlig überraschend seinen Rücktritt erklärt. Jetzt ist klar, warum.

Die Party fand laut übereinstimmenden Berichten belgischer Medien in der Nacht von Freitag auf Samstag im ersten Stock über einem Cafe im Zentrum der Stadt statt. Das und dass entsprechende Strafen ausgesprochen wurden, bestätigte die Polizei mittlerweile gegenüber der Zeitung „Le Soir“. Weitere Details, etwa wer an der Party teilnahm, gab die Polizei vorerst aber nicht bekannt.

Die Zeitung „Het Laatste Nieuws“ („HLN“) berichtete dagegen online, es habe sich um eine Sexparty gehandelt. Sie fand in Räumlichkeiten oberhalb einer bekannten Bar der Brüsseler Schwulenszene statt. Unter den „großteils“ männlichen Teilnehmern hätten sich Diplomaten und der Delegationsleiter der rechtsnationalen ungarischen Partei FIDESZ im EU-Parlament, Jozsef Szajer, befunden. Szajer soll dem Bericht zufolge – vergeblich – versucht haben, der Polizei über eine Dachluke zu entkommen. Mehrere der Teilnehmer waren laut „Le Soir“ nackt, zwei Diplomaten sollen sich auf ihre Immunität berufen haben.

Jozsef Szajer 2016 im EU-Parlament
AP/Jean-Francois Badias
Szajer im Jahr 2016 bei einer Abstimmung im EU-Parlament

Szajer dementiert Drogenkonsum

Die Staatsanwaltschaft bestätigte den Fluchtversuch von Szajer lediglich mit den Initalien „S. J.“ und dem Geburtsjahr 1961. Beim Fluchtversuch dürfte er sich verletzt und daher Blut an seinen Händen gehabt haben. Im Rucksack des Betroffenen seien zudem Drogen gefunden worden. Szajer, ein Gründungsmitglied der FIDESZ, war von 1994 bis 2002 Fraktionschef der FIDESZ im ungarischen Parlament. Vor diesem Hintergrund erklärt sich wohl der völlig überraschend am Sonntag – also am Tag nach den Ereignissen – für Jahresende angekündigte Rücktritt.

Nach Angaben der Staatsanwaltschaft drohen den Teilnehmern der Party 250 Euro und den Veranstaltern bis zu 750 Euro Strafe. Gegen Szajer ermitteln die Behörden allerdings zusätzlich wegen Drogenbesitzes – „nach Aufhebung der parlamentarischen Immunität“.

In einer schriftlichen Stellungnahme räumte Szajer mittlerweile ein, bei der Party gewesen zu sein. „Es tut mir leid, dass ich gegen die Vorschriften des Landes verstoßen habe. Das war unverantwortlich“, so Szajer. Er betonte weiter, er habe keine Drogen genommen. Er habe der Polizei auch angeboten, freiwillig einen Drogentest zu machen, das sei aber nicht geschehen. „Die Polizei sagte, es sei Ecstasy gefunden worden. Das war nicht meines. Ich weiß nichts über die Drogen und wie sie dorthin gekommen sind.“

Zu den Berichten, dass es sich um eine Sexparty gehandelt haben soll, äußerte sich Szajer nicht. Szajers Website, auf der er die Stellungnahme postete, war Dienstagabend teilweise offline. Der Korrespondent der niederländischen Zeitung „Telegraaf“, Ruud Mikkers, twitterte eine englische Übersetzung:

Rückschlag für Orban

Der Skandal ist nicht nur für Szajer, sondern auch für Orban mehr als peinlich – und kommt zu einem höchst ungelegenen Zeitpunkt: FIDESZ, die Partei des ungarischen Regierungschefs Orban, ist seit 2019 als Mitglied von der EVP im EU-Parlament suspendiert.

Viele Fraktionsmitglieder fordern angesichts der Einschränkungen der Medienfreiheit und der andauernden Vorwürfe von Korruption und schweren Verstößen gegen die Rechtsstaatlichkeit, den Ausschluss. Seit Jahren läuft ein Prüfverfahren der EU-Kommission gegen Ungarn wegen Rechtsstaatsverletzungen. Derzeit drohen Ungarn und Polen den nächsten mehrjährigen EU-Budgetrahmen und die Milliardenhilfen für die CoV-Pandemie zu blockieren, da diese mit der Einhaltung der Rechtsstaatlichkeit junktimiert sind.

EU-Parlamentarier feiert Sexparty

Rund 25 Personen, darunter Diplomaten und ein Politiker, sind bei einer aufgrund der Pandemieregeln verbotenen Party im Zentrum Brüssels von der Polizei ertappt worden. Laut belgischen Medien handelte es sich um eine Sexparty. Mit dabei war auch Ungarns wichtigster EU-Abgeordneter Jozsef Szajer.

Vertrauter von Orban

Szajer sitzt seit 2004 für seine Partei im EU-Parlament. Er gilt als Vertrauter und europapolitischer Arm von Regierungschef Viktor Orban, dessen Regierung unter anderem wegen der Untergrabung der Rechte sexueller Minderheiten immer wieder in der Kritik steht.

FIDESZ spricht sich offen gegen gleiche Rechte für LGBTQ-Menschen aus. So verhinderte die mit absoluter Mehrheit regierende FIDESZ heuer auch, dass die Geschlechtsidentität in offiziellen Dokumenten umgetragen werden kann. FIDESZ ist außerdem gegen das Recht für homosexuelle Paare, Kinder zu adoptieren.