Taucher entdecken in Ostsee Enigma-Chiffriermaschine

Im Auftrag der Naturschutzorganisation WWF sollten sie Geisternetze in der Ostsee bergen – stattdessen machten sie einen kleinen Sensationsfund: In der Geltinger Bucht stießen Forschungstaucher der Kieler Firma Submaris im November auf eine Enigma-Verschlüsselungsmaschine aus dem Zweiten Weltkrieg, wie der WWF (World Wide Fund for Nature) gestern mitteilte.

Es sei „mit Abstand der historisch spannendste Fund, den wir je hatten“, so die WWF-Mitarbeiterin Gabriele Dederer. Mit einem Seitensichtsonar hätten die Taucher den Meeresboden nach herrenlosen Fischernetzen, die auch Geisternetze genannt werden, abgesucht, erklärte der WWF. Dabei seien sie auf die Enigma-Maschine gestoßen – ein Netz hatte sich daran verfangen.

50 U-Boote zu Kriegsende versenkt

In der östlich von Flensburg gelegenen Geltinger Bucht landete die Chiffriermaschine offenbar, als die deutsche Kriegsmarine dort in den letzten Tagen des Zweiten Weltkriegs eine großangelegte Selbstversenkungsaktion unternahm, um eine Übergabe von rund 50 U-Booten an die Alliierten zu verhindern. „Wir vermuten, dass unsere Enigma im Zuge dieses Ereignisses über Bord gegangen ist“, sagte Florian Huber, Unterwasserarchäologe und Submaris-Taucher.

Es komme immer wieder vor, dass bei den WWF-Tauchgängen größere Gegenstände gefunden würden, so Dederer. Historisch bedeutsame Objekte wie die Enigma seien da aber selten.

Während des Zweiten Weltkriegs verschlüsselte die deutsche Wehrmacht ihre Funksprüche mithilfe der Enigma. Heute gelten die Chiffriermaschinen als Raritäten. Der Erfolg britischer Mathematiker beim Entschlüsseln der deutschen Chiffriermethode wurde in dem Oscar-prämierten Spielfilm „The Imitation Game“ mit Benedict Cumberbatch verfilmt.