Teilöffnung: Freude und Ernüchterung im Kulturbetrieb

Sie freue sich sehr, „dass die Öffnung der Museen, Bibliotheken, Büchereien und Archive wieder unter bestimmten Sicherheitsvorkehrungen möglich ist“, erklärte die grüne Kunst- und Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer gestern am Nachmittag zu den ab Montag teils gelockerten Lockdown-Bestimmungen im Kulturbereich.

Freude bei Bibliotheken und Museen

„Ich freue mich sehr, dass die Österreichische Nationalbibliothek ihre Lesesäle und Museen wieder öffnen darf“, sagte Generaldirektorin Johanna Rachinger gegenüber APA . „Und ich denke, dass die kulturinteressierte Öffentlichkeit ebenso erfreut ist. Gerade in einer für viele belastenden Zeit sind Orte wie Bibliotheken und Museen eine große Bereicherung für viele Menschen.“

Reaktionen aus der Kulturwelt

Zum Kulturbereich sagte Vizekanzler Werner Kogler (Grüne), dass Museen, Bibliotheken und Büchereien wieder öffnen. Konzert- und Theaterhäuser sowie Kinos bleiben geschlossen.

Für ICOM Österreich, das Österreichische Nationalkomitee des UNESCO-assoziierten International Council of Museums, freute sich Präsidentin Bettina Leidl: „Gerade jetzt bieten Museen die Gelegenheit, sich während der Weihnachtsfeiertage sinnliche, emotionale und ästhetische Erlebnisse zu holen.“

„Keine Kulturveranstaltungen mit Publikum“

Da die epidemiologische Situation aber nach wie vor besorgniserregend sei, seien „leider weiterhin keine Kulturveranstaltungen mit Publikum möglich. Ich bedaure das sehr, es sind aber nach wie vor leider notwendige Maßnahmen. Die Bundesregierung wird alles daran setzen, möglichst bald einen weiteren Ausblick geben zu können, um auch den Veranstaltern, den Theater, Opern- und Konzerthäusern einen Planungshorizont für 2021 geben zu können“, so Mayer in einer Aussendung.

Die Theater, die erst am 7. Jänner wieder aufsperren dürfen, zeigten sich enttäuscht: „Angesichts der Infektionszahlen, die noch immer sehr hoch sind, ist die Verlängerung für uns voraussehbar gewesen. (…) Wir wollen auf keinen Fall in einer Wellenbewegung von einem Lockdown zum nächsten schlittern. Das will sowieso niemand, und unsere Regierung muss das jetzt verlässlich in den Griff bekommen“, meinte Burgtheater-Direktor Martin Kusej zur APA.

Der neue Volkstheater-Direktor Kay Voges, der seinen Auftakt im frisch sanierten Haus für den 8. Jänner angesetzt hat, zeigt sich gegenüber der APA vorsichtig optimistisch: „Für uns wäre der 7. Jänner natürlich eine Punktlandung. Wir müssen jedoch die endgültige Entscheidung und die damit verbundenen Maßnahmen abwarten. Bis dahin arbeiten wir weiterhin an unseren geplanten Projekten und freuen uns auf unser Eröffnungsprogramm.“

„Schäden im Kunst- und Kulturbereich“

Deutlich kritischere Worte fand Gerhard Ruiss, Geschäftsführer der IG Autorinnen Autoren: „Weiter zu, wieder offen – das Szenario für die Kunst und Kultur beginnt sich zu wiederholen.“ Für alle weiterhin geschlossenen Institutionen im Kunst- und Kulturbereich zeichne sich eine „wenig erfreuliche Perspektive für viele kommende weitere Wochen ab“.

Es sei zu befürchten, dass die Zahlen aufgrund der Handels- und Schulöffnungen hoch bleiben und nach einiger Zeit eher wieder steigen werden. So verständlich es sei, dass man nicht tatenlos zusehen könne, wie das Weihnachtsgeschäft ruiniert wird, so unverständlich sei es aber andererseits auch, dass nichts geschehe, um Schäden im Kunst- und Kulturbetrieb abzuwenden. Eine Öffnung der Kunst- und Kulturbetriebe sei wohl kein größeres Gesundheitsrisiko als die Öffnung des Handels für das Weihnachtsgeschäft, so Ruiss.