Mitarbeiter bei einer Teststation
APA/EXPA/Erich Spiess
Zeitweise offline

Probleme bei Anmeldung für Massentests

Die Anmeldeplattform für die Coronavirus-Massentests ist am Mittwochnachmittag wegen Datenleckgefahr für einige Stunden vom Netz genommen worden. Auf der Website war ein Hinweis zu lesen. Am Abend war die Seite dann wieder erreichbar. Grund für die Probleme war laut der vom Gesundheitsministerium beauftragten A1-Tochter World Direct, dass vergessen worden war, Testdaten zu löschen.

Es habe keine Gefahr eines Datenlecks und auch keinen Hackerangriff gegeben, wurden seitens World Direct gegenüber der APA versichert. Die Plattform sei unter großem Zeitdruck erstellt worden. Dennoch sei sie natürlich auf Sicherheit getestet worden – mit Testdaten. Und im Zeitdruck sei dann offensichtlich vergessen worden, die Testkonfiguration zurückzustellen.

APA-Informationen zufolge war es zuvor nicht möglich, sich für einen Test in seiner Heimatgemeinde anzumelden. Dafür konnte eine Person eine Teststraße für einen ganzen Tag buchen und damit völlig lahmlegen. Auch E-Mail-Adressen der angemeldeten Personen seien verschwunden, hieß es. Damit wäre die Verständigung nach Vorliegen des Testergebnisses erschwert bis unmöglich.

Screenshot der Webseite österreich-testet.at zeigt Wartungsarbeiten
Screenshot österreich-testet.at
Der Hinweis auf der Anmeldewebsite

Zudem muss bei einem positiven Testergebnis die zuständige Bezirksverwaltungsbehörde die Absonderung aussprechen. Wenn nun außerhalb des Heimatbezirks getestet wird, können die Behördenmitarbeiter nicht, wie geplant, das gleich erledigen.

Kärntner bekommen Wiener Daten

Berichte von Problemen mit dem Anmeldesystem kamen unter anderem aus Kärnten. So hätten Kärntner Pädagogen Testtermine und Daten von fremden Personen in Wien bekommen, wie Andreas Schäfermeier, Pressesprecher von Kärntens Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ), auf dem Kurznachrichtendienst Twitter mitteilte.

„Wenn bis morgen keine Besserung eintritt“, dann werde Kärnten diesen Angaben zufolge auf ein „vorbereitetes analoges Anmeldesystem umstellen“. An dem IT-Anmeldesystem des Bundes nehmen sieben von neun Bundesländern teil. Vorarlberg und Tirol haben eigene Systeme. In Niederösterreich ist das Anmeldungsverfahren noch nicht angelaufen.

Auf Twitter berichten einige Userinnen und User außerdem, ihnen würden keine Teststationen angezeigt, weder für den Bezirk noch für ihr Bundesland. Andere weisen auch darauf hin, den Spam-Ordner nach Bestätigungsmails zu durchsuchen, da Gmail offenbar Mails der Website in den Spam-Ordner sortiere.

NEOS „fassungslos“, SPÖ ortete „Lachnummer“

„Fassungslos" reagierte NEOS-Digitalisierungssprecher Douglas Hoyos. „Diese Bundesregierung hantelt sich von einem Datenleck zum nächsten“, urteilte er. Er erwähnte unter anderem das Ergänzungsregister und die Cyberangriffe auf das Außenministerium. „Das neuerliche Datenleck ist nur ein Beispiel für den verantwortungslosen Umgang dieser Regierung mit Datenschutz“, so Hoyos. Die Regierung habe die Cybersicherheit nicht im Griff.

Harte Kritik kommt auch von der SPÖ. SPÖ-Bundesgeschäftsführer Christian Deutsch ortete eine „Lachnummer“. „Nach der gescheiterten Corona-Ampel und dem völlig verkorksten Launch der Plattform ‚Kaufhaus Österreich‘ offenbart die Regierung mit dem Datenleck auf der Anmeldeplattform zu den Massentests den nächsten peinlichen Dilettantismus“, so Deutsch. „Der Kanzler inszeniert sich gerne als Macher und kündigt einfach Maßnahmen an, ohne dafür die notwendigen Vorbereitungen zu treffen.“

Kritik an der an sich um Mitternacht angelaufenen Anmeldung war zuvor auch aus Wien gekommen. Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) bemängelte, dass keine telefonische Anmeldung möglich ist – mehr dazu in wien.ORF.at. Auch der aktuelle Stand der Anmeldungen bleibt offen. Das Abfragen der Anmeldezahlen sei offenbar noch nicht möglich, hieß es dazu am Nachmittag aus dem Büro von Hacker. Das Gesundheitsministerium verwies in puncto telefonischer Anmeldung wiederum auf die Länder, da das nicht Bundesangelegenheit sei.

FPÖ: „Veritabler Bauchfleck“

FPÖ-Bundesparteiobmann Norbert Hofer kann es laut eigenen Angaben nicht fassen, wie er in einer Aussendung schrieb: „Nach dem veritablen Bauchfleck mit der Onlineplattform ‚Kaufhaus Österreich‘ liefert die Regierung innerhalb von wenigen Stunden die nächste Panne.“ „Die Regierung ist in der digitalen Gegenwart nicht angekommen“, so Hofer weiter. Er fürchte außerdem, dass bereits überlastete Behörden bei der Bescheiderstellung nicht hinterherkommen würden: „Weihnachten wird heuer im Coronavirus-Massentestchaos versinken.“

Cyberangriff?

Unterdessen berichtete der „Kurier“ von einem Cyberangriff auf die Anmeldeplattform. Unbekannte hätten versucht, durch eine Flut an Anfragen das System in die Knie zu zwingen. „Die Daten der Nutzer waren zu keinem Zeitpunkt gefährdet, weil es sich um keinen Hackerangriff gehandelt hatte“, so eine Ministeriumssprecherin gegenüber dem „Kurier“. Anmeldedaten seien keine verloren gegangen, hieß es.

Laut „Standard“ ereignete sich die „Distributed Denial of Service“-Attacke, kurz DDoS, allerdings schon am Vormittag. Bei DDoS-Attacken werden in schneller Abfolge so viele Anfragen an einen Server gestellt, bis dieser unter der Last zusammenbricht. Dieses Problem schien man laut „Standard“ aber rasch in den Griff bekommen zu haben – nur um dann die Website wegen anderer Probleme wieder offline nehmen zu müssen.