Escalade Beyond Chromatic Lands von Sheila Hicks
VG Bild-Kunst
Nach Lockdown

Museen vor Neustart

Die Bundesmuseen öffnen wieder – und auch ein Teil der Landesmuseen. Ab nächster Woche gibt es also eine Alternative für alle, die außer Haus gehen und nicht nur Sport machen und spazieren gehen möchten. Die Freude ist groß, zu sehen gibt es einiges Neues.

Seit die grüne Staatssekretärin Andrea Mayer am Mittwoch bekanntgab, dass die Museen wieder öffnen dürfen, melden immer mehr Häuser, dass sie das auch tun wollen. Die Aufzählung in diesem Artikel ist unvollständig, man muss selbst online schauen, ob auch das Museum des Vertrauens wieder seine Pforten öffnet. Mit den Ankündigungen der Wiedereröffnung ist viel Freude verbunden, mitunter jedoch Freude mit kritischen Untertönen, was die Zeit vor dem Lockdown betrifft.

So sagte etwa Ingried Brugger, die Chefin des Bank Austria Kunstforums in Wien, sie freue sich unter anderem deshalb riesig, „weil es für mich unverständlich geblieben wäre, wenn Museen und Ausstellungshäuser geschlossen hätten bleiben müssen, während Shoppingcenter besucht hätten werden können. Die Fähigkeit der Politik, endlich zu differenzieren, ist durchaus erfreulich.“

Franz Ringel „Brief an meine Freunde in Wien“, 1973 The ESSL Collection © Franz Ringel
Albertina/The ESSL Collection/Franz Ringel
Nun wieder zu sehen: Franz Ringels „Brief an meine Freunde in Wien“ (1973) als Teil der Essl Collection in der Albertina Modern

Kurzarbeit und Renovierungen als Hürden

Einige Museen dürften auch einmal mehr durch die sehr plötzliche Ankündigung der Öffnungsmöglichkeit überrascht worden sein – von ihnen steht die Information, ob sie öffnen werden oder nicht, noch aus. Das hat unter anderem damit zu tun, dass man nicht alle Mitarbeiter, die man auf Kurzarbeit geschickt hat, von einem Tag auf den anderen wieder aktivieren kann. Zudem haben einige Museen mit Restaurations- und Renovierungsarbeiten begonnen, die jetzt nicht über Nacht beendet werden können.

Darüber, dass überhaupt wieder Museen öffnen, freue sich jedenfalls die „kulturinteressierte Öffentlichkeit“, ist die Generaldirektorin der Nationalbibliothek, Johanna Rachinger, überzeugt: „Gerade in einer für viele belastenden Zeit sind Orte wie Bibliotheken und Museen eine große Bereicherung für viele Menschen.“

Eine Handvoll neuer Ausstellungen

Freuen darf man sich etwa über die Wiedereröffnung von Kunsthistorischem und Naturhistorischem Museum. Auch die Albertina wird in Wien wieder Kunst zeigen. In der Albertina Modern auf dem Karlsplatz wird sogar bereits ab Wochenbeginn wieder die Essl Collection zu sehen sein – sie war der Publikumsrenner in Wien vor dem Lockdown, teilweise mit Schlangen weit auf den Vorplatz hinaus. Das Belvedere 21 meldet sich gegenüber vom Wiener Hauptbahnhof mit einer neuen Ausstellung der Malerin Maja Vukoje zurück.

Und das Museum für angewandte Kunst (MAK) legt eine Leistungsschau vor – mit gleich fünf neuen Ausstellungen (bei freiem Eintritt am 8. und 9. Dezember). Durchaus massentauglich werden Privathäuser von Adolf Loos gezeigt, das sind revolutionäre Wohnbauten, zumeist luxuriös eingerichtete Einfamilienhäuser, Villen und Landhäuser; dann eine Schau verborgener, nie oder selten gezeigter Schätze aus dem Depot, dazu Exponate aus dem Wettbewerb der besten 100 Werbeplakate aus Deutschland, Österreich und der Schweiz, dann eine Pop-up-Ausstellung samt Installation zum Coronavirus und zur Klimakrise von Antonia Rippel-Stefanska und schließlich Kunstwerke von Sheila Hicks wie jenes ganz oben über diesem Artikel. Im Leopold Museum wiederum wird ein fast in Vergessenheit geratener Bühnenbildner vorgestellt: Emil Pirchan.

Die Künstler Jakob Lena Knebl und Ashley Hans Scheirl
Kunsthaus Bregenz
Jakob Lena Knebl und Ashley Hans Sheirl mischen das Kunsthaus Bregenz auf

Zwischen Krems und Bregenz

Zu den ersten Museen außerhalb Wiens, die ihre Wiedereröffnung angekündigt haben, zählen die Landesmuseen Niederösterreichs (NÖKU-Gruppe), also das Museum Niederösterreich mit dem Haus der Geschichte und dem Haus für Natur, die Kunstmeile Krems mit dem Karikaturmuseum Krems, die Kunsthalle Krems, die Landesgalerie Niederösterreich, das Forum Frohner und die Artothek Niederösterreich, das Arnulf Rainer Museum, das Museum Gugging und der Kunstraum Niederösterreich. Sie alle haben ab dem 7. bzw. 8. Dezember wieder geöffnet.

Im Westen war eines der ersten Museen, das sich zurückgemeldet hat, das Kunsthaus Bregenz. Hier wird eine neue Ausstellung eröffnet, die verspricht, für Gesprächsstoff zu sorgen: Die Schau „Knebl und Sheirl“ zeigt Kunst von Jakob Lena Knebl und Ashley Hans Sheirl, die sowohl privat als auch künstlerisch ein Team sind. Die beiden sind für ihre schrillen, bunten und skurrilen Auftritte bekannt. Im Kunsthaus Bregenz konzipiert das Duo zwei Geschoße gemeinsam, je eines bespielen sie als Soloausstellung. Das ist spannend auch in Hinblick auf den österreichischen Pavillon bei der Biennale in Venedig im Jahr 2022, den sie gestalten werden.