Anmeldung für Coronavirus-Massentests
APA/Hans Klaus Techt
CoV-Massentests

Datenleck bei Anmeldung

Trotz anfänglicher anderer Darstellung sollen am Mittwoch 800 Personendaten bei der Anmeldung für die CoV-Massentests an Dritte weitergeleitet worden seien. Das bestätigten am Donnerstag das A1-Tochterunternehmen World Direct und Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne). Am Mittwoch hatte es noch geheißen, es sei bloß vergessen worden, Testdaten zu löschen.

Durch einen Fehler bei der Konfiguration eines Servers „wurden in ca. 800 Fällen persönliche Daten fehlerhaft Dritten angezeigt“, heißt es in einem Statement von World Direct, über das zuerst der „Standard“ berichtete. Mehrere Twitter-Userinnen und -User hatten auf das Problem aufmerksam gemacht. Man habe nach den ersten Meldungen aber rasch reagiert und den Fehler nach einer kurzen Auszeit bereinigt. Zudem sei die Datenschutzbehörde über den Vorfall informiert worden, wie es gesetzlich vorgeschrieben sei. Außerdem sollten die betroffenen Personen noch im Laufe des Donnerstags eine Information mit der Bitte bekommen, sich noch einmal zu registrieren.

Dass es am Mittwoch zu einer Panne gekommen war, bestätigte Donnerstagabend auch der Gesundheitsminister gegenüber der ZIB2. Beim Einrichten der „Onlineanmeldemöglichkeit“ habe es eine Panne gegeben, sagte Anschober. Das Ministerium habe am Mittwoch davon erfahren. Es sei sofort der Betrieb eingestellt und die Datenschutzbehörde informiert worden, erklärte auch Anschober. Es sei kein Angriff von außen gewesen. Inzwischen funktioniere der Betrieb wieder ordentlich.

Pannen im Vorfeld der CoV-Massentests

Die CoV-Politik der Regierung steht in der Kritik, auch weil immer mehr Pannen sichtbar werden. So gab es im Vorfeld der Anmeldungen für die Massentests IT-Probleme, stundenlang konnte man sich nicht anmelden, fast 800 Personen bekamen außerdem die Anmeldedaten von falschen Personen zugeschickt. Auch bei der Bestellung der Massentests gab es Probleme. Die Beschaffung der Tests wird nun ausgesetzt.

Widersprüchliche Angaben am Mittwoch

Die Anmeldewebseite Oesterreich-testet.at war am Mittwoch rund zwei Stunden offline. Über die Gründe, warum die Seite offline ging, gab es am Mittwoch mehrere Berichte – etwa dass es einen Hackerangriff gegeben habe. „Die Daten der Nutzer waren zu keinem Zeitpunkt gefährdet, weil es sich um keinen Hackerangriff gehandelt hatte“, reagierte eine Ministeriumssprecherin dann aber dem „Kurier“ gegenüber.

Anderen Berichten zufolge habe es sich am Mittwochvormittag um eine „Distributed Denial of Service“-Attacke, kurz DDoS, gehandelt. Bei DDoS-Attacken werden in schneller Abfolge so viele Anfragen an einen Server gestellt, bis dieser unter der Last zusammenbricht. Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) nannte am Mittwoch in der ZIB2 ein „technisches Problem“ als Grund für die Anmeldeschwierigkeiten.

Rund 100.000 Anmeldungen in 32 Stunden

Mit den am Freitag in einigen Bundesländern anlaufenden Massentests sollen mit dem Coronavirus Infizierte gefunden werden, die keine Symptome haben. Diese und enge Kontaktpersonen (K1) müssen dann in Quarantäne. Aus den Massentests werden bereits ab Freitag erste Ergebnisse vorliegen, denn Wien, Tirol und Vorarlberg starten bereits am Freitag mit der Durchführung. Bei der Onlineregistrierung hätten sich innerhalb von 32 Stunden etwa 100.000 Menschen angemeldet, zeigte sich Gesundheitsminister Anschober am Donnerstag zufrieden. „Das ist das Zeichen und das Signal, dass die Bevölkerung gut mitmacht, und dafür bedanke ich mich recht herzlich.“

In der Wiener Stadthalle begann am Donnerstag schon der Probebetrieb für Massentests. „Ich bin sehr zufrieden, dass wir den Zeitplan einhalten können“, sagte der Wiener Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ). Die Kapazität an den drei Standorten in Wien – Stadthalle, Messe Wien und Marx-Halle – ist insgesamt für bis zu 150.000 Testungen pro Tag ausgelegt – mehr dazu in wien.ORF.at.

Coronavirus-Teststation In der Gemeinde Axams in Tirol
APA/EXPA/Erich Spiess
Die letzten Vorbereitungen für Teststationen wie hier in Axams in Tirol laufen

In Tirol begannen das Bundesheer und die Freiwilligen Feuerwehren mit der logistisch herausfordernden Verteilung der 600.000 Testkits – mehr dazu in tirol.ORF.at.

Probleme durch verspätete Bescheide

Bundeskanzler Kurz bezeichnete es zwar als „schwer fahrlässig“, nicht an den Massentests teilzunehmen. Doch sei das durchaus eine Herausforderung, meinte Experte Niki Popper kürzlich. Die Arbeiterkammer (AK) fordert nun Abhilfe, dass behördliche Quarantänebescheide schneller schriftlich ausgestellt werden.

Es gebe zahlreiche Fälle, die bei der AK einlangen, wo Arbeitnehmer als CoV-Verdachtsfall von der Hotline 1450 eine telefonische Empfehlung bekommen, eine schriftliche Bestätigung werde aber nicht oder zu spät ausgestellt. Das führe zu schweren Problemen am Arbeitsplatz, erklärte AK-Wien-Direktor und Rechtsexperte Christoph Klein im Ö1-Mittagsjournal: „Es gibt Arbeitgeber, die sagen, komm arbeiten, es gibt keinen Beleg, dass du positiv bist. Es gibt Arbeitgeber, die verlangen den Abbau von Urlaub und Zeitausgleich.“ In Extremfällen führe das sogar zu Jobverlust.

Gesundheitsministerium verweist auf Länderkompetenz

Es brauche ein Schriftstück, per SMS oder E-Mail, das bestätige, dass man zu Hause bleiben soll. Das werde umso dringlicher angesichts der anlaufenden Massentests. Klein: „Wenn Millionen von Österreichern und Österreicherinnen getestet werden, werden wir Zigtausende positive Fälle und Kontaktpersonen haben, die dringend zu Hause bleiben sollen.“ Das müsse auch im Arbeitsrecht funktionieren. Klein empfiehlt daher ein formloses, aber beweiskräftiges Vordokument zur Absicherung. Das wäre auch im Interesse des Arbeitgebers. Denn nur mit einem schriftlichen Beweis könne der Ersatz für das Gehalt des Mitarbeiters in Quarantäne beantragt werden.

Testpersonal, 1450 und die Bezirksverwaltungsbehörden müssten per Erlass des Gesundheitsministeriums angewiesen werden, die Tatsache zu bestätigen, dass Verdachts- und Kontaktpersonen zu Hause bleiben müssten. Das Gesundheitsministerium verwies gegenüber Ö1 darauf, dass die Absonderungsbescheide durch die Bezirksverwaltungsbehörden ergehen. Für die Meldung an diese sei die jeweilige Landessanitätsdirektion verantwortlich. Die Kompetenz, die Ausfertigung der Absonderungsbescheide zu organisieren, liege daher bei den Ländern. Man prüfe aber Möglichkeiten und sei im Austausch mit den Bundesländern.

Zweite Runde für Anfang Jänner geplant

Der Bundeskanzler kündigte „vielleicht rund um die Heiligen Drei Könige“, also den 6. Jänner, eine zweite Phase der Massentests an. Wie hoch die Zahlen am 7. Jänner sein könnten, damit der Lockdown beendet werden kann, wollte Kurz nicht genau sagen. Vielmehr wolle er, dass die Menschen jetzt die Maßnahmen mittragen und sich testen lassen würden, wenn auch der Test nur eine Momentaufnahme sei. „Bitte mitmachen“, appellierte der Kanzler.

Kanzler Kurz zu den Lockerungen

Die Regierung hat am Mittwoch Regeln für die Zeit nach dem Lockdown präsentiert. Der Handel sperrt wieder auf, die Unterstufen haben Präsenzunterricht, Hotels und Gastronomie bleiben aber zu. Zu den Lockerungen war Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) zu Gast in der ZIB2.

Uneinigkeit herrscht unterdessen über den Effekt der Massentests. Während einige Experten wie etwa der Chef von Gesundheit Österreich, Herwig Ostermann, hoffen, die Dunkelziffer von asymptomatisch Infizierten dadurch drücken zu können, sprechen andere von „grobem Unfug“.

Florian Deisenhammer, Arbeitsgruppenleiter für Neuroimmunologie an der Universitätsklinik Innsbruck, etwa hält die Massentests für „ungeeignet, um Infektionsketten zu durchbrechen“. Die Zuverlässigkeit von Antigen-Tests an Gesunden sei nicht gesichert und das Risiko falscher Ergebnisse – positiv wie auch negativ – zu groß. Zudem müsse man die Inkubationszeit mitberücksichtigen: „Diese beträgt im Schnitt einige Tage, erst dann ist das Virus nachzuweisen, was heißt, das sehr frisch Infizierte nicht detektiert werden.“ Auch mit falsch positiven Ergebnissen sei zu rechnen.

Anschober: „Empfehlungen ernst genommen“

Gesundheitsminister Anschober betonte am Donnerstag, die Empfehlungen seines Expertenstabes ernst genommen zu haben. Um falsch positive Ergebnisse zu vermeiden, werde es in ganz Österreich eine Nachtestung mittels PCR-Test geben, so der Minister in einer Aussendung.

Außerdem habe die Regierung in ihrer Kommunikation klar darauf geachtet, keine falsche Sicherheit im Fall eines negativen Ergebnisses zu vermitteln. Das Testergebnis sei „nur einen Bestandsaufnahme des Testtages und kein Freibrief für Sorglosigkeit“, so Anschober. Auch der Vorschlag von Mehrfachtestungen werde mit der nach den Feiertagen geplanten zweiten Testrunde umgesetzt.