Gesundheitsminister Rudolf Anschober
ORF
„Schlüsseltag“ 8. Dezember

Anschober appelliert an Handel

Gesundheitsminister Rudolf Anschober hat Donnerstagabend wenige Tage vor Ende des Lockdowns an den Handel appelliert: Die Handelsunternehmen müssten sich vorbereiten, dass alle Vorschriften eingehalten werden, so der Minister in der ZIB2. Er kündigte strenge Kontrollen durch die Polizei an.

Ab 7. Dezember dürfen in Österreich wieder Geschäfte öffnen – wenn auch unter strengen Auflagen. Es muss ein Mund-Nasen-Schutz getragen werden, und für Kundenbereiche gilt eine Beschränkung von einem Kunden pro zehn Quadratmeter. All das hatte freilich auch bereits während des weichen Lockdowns gegolten, der dann nach zwei Wochen Mitte November durch die harten Maßnahmen abgelöst worden war. Dennoch war es mancherorts vor Geschäften und in Einkaufszentren zu größeren Menschenansammlungen gekommen. Das soll diesmal laut dem Gesundheitsminister anders werden.

Besonders gespannt blicken viele auf den 8. Dezember. Der geschäftsoffene Feiertag galt bisher als einer der einkaufstärksten Tage des Jahres. Anschober sprach Donnerstagabend von einem „Schlüsseltag“. Er appellierte an den Handel, mit den Beschränkungen „wirklich seriös“ umzugehen. „Der Handel muss sich so vorbereiten, dass das eingehalten werden kann“, sagte Anschober. Das könne man nicht bei der „einfachen Mitarbeiterin“ oder „dem einfachen Mitarbeiter abladen“.

Parkplatz vor der Shopping City Süd
APA/Helmut Fohringer
Bevor Mitte November der harte Lockdown in Kraft trat, hatte tags zuvor noch Tausende die Einkaufszentren gestürmt

„Penibel und schwerpunktmäßig“ kontrollieren

Laut dem Gesundheitsminister braucht es „Schutzsysteme, Kontrollsysteme, Zugangssysteme“. Er gehe davon aus, dass der „Handel diese Chancen nützen will und nützen wird“, sagte er und kündigte aber auch an, das „sehr penibel und sehr schwerpunktmäßig“ zu überprüfen. „Die Exekutive wird das sehr genau kontrollieren“, so der Minister.

Gesundheitsminister Anschober: „Schrittweise Öffnung ist entscheidend“

Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) erklärte im ZIB2-Interview, unter welchen Voraussetzungen wir uns eine Lockerung des Lockdowns angesichts der nach wie vor hohen Corona-Infektionszahlen leisten können.

Zugleich appellierte Anschober auch an die „potenziellen Konsumentinnen und Konsumenten: Auch der 9. Dezember ist noch ein Tag.“ Man solle nicht glauben, dass man jetzt nach dem langen Lockdown gleich alles einkaufen und „auf die großen Weihnachtseinkaufstouren gehen“ müsse. Es brauche auch „Konsumenten und Besucher, die mitmachen, die dabei sind, die vernünftig sind“.

Laut Anschober wurde auch dafür gesorgt, dass Einkaufszentren als Aufenthaltsorte nicht attraktiv sind. „Es gibt keine Möglichkeit mehr, sich Getränke zu kaufen, sich mit Essen einzudecken, es gibt keine Sitzgelegenheiten in dem Sinn“, sagte Anschober. „Da haben wir dafür gesorgt, dass die Attraktivität nicht mehr vorhanden ist.“

Run auf heimische Geschäfte erwartet

Einer aktuellen Umfrage zufolge können sich die heimischen Geschäfte bei der Wiedereröffnung am Montag auf einen Ansturm einstellen. Das besagt eine vom 25. bis 29. November durchgeführte repräsentative Umfrage des Gallup-Instituts mit dem Institut für Handel & Marketing der WU Wien. Von jenen, die ihre Einkäufe für den Heiligen Abend noch nicht erledigt haben, wartet jeder Zweite auf die Wiedereröffnung der Geschäfte – mehr dazu in wien.ORF.at.

Der erwartete Run wird laut Umfrage in erster Linie bei Einkaufszentren (48 Prozent), Drogeriemärkten und Parfümerien (44 Prozent) sowie im Fachhandel, also bei Baumärkten, Spielzeug und Elektronik, Büchern und Bekleidung (42 Prozent), eintreffen. Kleine lokale Geschäfte (39 Prozent) werden davon stärker profitieren als Kaufhäuser (32). Supermärkte (26 Prozent) stehen, da sie auch während des Lockdowns geöffnet waren, am unteren Ende der Liste.

Der Handel verwies in einer Aussendung am Freitag seinerseits auf bestehende Sicherheitskonzepte wie Hygienemaßnahmen, darunter die Maskenpflicht, Desinfektionsmaßnahmen, die verordneten Kundenlimits und Bemühungen, Kundenströme zu entzerren.

„Kompromiss“ Schulöffnungen

Darauf angesprochen, dass sich nun Oberstufenschüler zwar in einem Einkaufszentrum treffen dürfen, aber noch immer kein Unterricht in der Schule stattfindet, hieß es von Anschober: „Ja, die Schulöffnungen waren ein Kompromiss, muss man ganz offen und ehrlich sagen.“ Ihm und auch ÖVP-Bildungsminister Heinz Faßmann sei es wichtig gewesen, dass jetzt an den Pflichtschulen „ein scheinbarer, wenn auch nicht richtiger Normalbetrieb herrscht. Denn auch dort werden die Sicherheitsbestimmungen viel schärfer sein als in der Vergangenheit.“ Und man habe auch bei den Schulen „einen schrittweisen Öffnungsprozess realisieren“ müssen. „Da geht es nicht, dass man sofort alles öffnet.“

Anschober verteidigte wie auch schon zuvor Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) , dass die Reiseeinschränkungen nur fürs Ausland und nicht – wie etwa in Italien – auch innerhalb der Bundesgrenzen gelten. Man habe auch in Deutschland ein solches Modell in Erprobung gehabt, „und dieses Modell hat aus meiner Sicht absolut nicht funktioniert“, so der Gesundheitsminister.