Berchtesgaden will Abwasser überwachen

Forscher und Behörden wollen im Berchtesgadener Land in Deutschland ein Frühwarnsystem für den Verlauf der Coronavirus-Pandemie im Abwasser installieren. An zehn Messstellen im Landkreis sollen dazu bei dem Pilotprojekt Proben ausgewertet werden, teilte das Landratsamt mit. Erstmals würden damit in Deutschland flächendeckend Abwasserproben analysiert.

Durch die Korrelation mit den Einwohnerzahlen und bestätigten Coronavirus-Fällen sollen sie Aufschluss über das Infektionsgeschehen geben. Viele infizierte Menschen entwickelten wenige oder kaum Symptome, könnten das Virus aber unbemerkt an Risikogruppen weitergeben, hieß es.

Frühwarnsystem wird gesucht

Wissenschaftler suchten nach Frühwarnsystemen zum Schutz der Bevölkerung. Ziel ist es, das Infektionsgeschehen früher zu erkennen – und früher darauf reagieren zu können. An einem solchen System forsche die TU München mit dem Technologiezentrum Wasser (TZW) in Karlsruhe und Epidemiologen der Bundeswehr nun im Landkreis Berchtesgadener Land.

Virusnachweise im Abwasser gab es schon vor vielen Monaten. Auf Basis entsprechender Analysen vermuteten Forscher etwa, dass der Erreger in Italien früher zirkulierte als angenommen. Spuren waren in Abwasserproben aus Mailand und Turin entdeckt worden, die aus dem vergangenen Dezember stammten.

Forscher aus Aachen und Frankfurt hatten im Sommer eine Methode zur Überwachung von Coronavirus-Infektionen über das Abwasser entwickelt. Die gemessene „Virenfracht“ einer Anlage erlaube Rückschlüsse auf die Anzahl der mit CoV infizierten Menschen im Einzugsgebiet, teilte die RWTH Aachen damals mit. Die Sensitivität reiche aus, um als Frühwarnsystem anzuzeigen, ob der Inzidenzwert von 50 Coronavirus-Infektionen pro 100.000 Einwohnern überschritten werde.